Investigativ-Podcast "Himmelfahrtskommando – Mein Vater und das Olympia-Attentat"
Das Olympia-Attentat 1972 in München ist bis heute eines der prägendsten Ereignisse der bundesdeutschen Geschichte. Vor allem die missglückte Geiselbefreiung auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck hat sich in die Erinnerung vieler eingebrannt. Patrizia Schlosser rollt im neuen Investigativ-Podcast die Ereignisse rund um das Olympia-Attentat auf - gemeinsam mit ihrem Vater, er damals als Polizist in Fürstenfeldbruck eingesetzt war. Die acht Folgen von "Himmelfahrtskommando – Mein Vater und das Olympia-Attentat" stehen ab 19. Mai in der ARD Audiothek zur Verfügung und überall, wo es Podcasts gibt.
Patrizia Schlosser, Autorin der mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichneten Podcast-Serie "Im Untergrund", spricht im Podcast mit Geheimdienstlern, Angehörigen von Opfern, Polizisten und Politikern in Deutschland und Israel und präsentiert Erkenntnisse, die das ganze Attentat in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Zum Inhalt
Guido Schlosser ist gerade einmal ein halbes Jahr mit der Polizei-Ausbildung fertig, als er sich freiwillig zu einem Sondereinsatz meldet. Worin dieser genau besteht, wird ihm nicht gesagt, doch im Fernsehen läuft schon die Meldung: Palästinensische Terroristen haben israelische Sportler als Geiseln genommen, während der Olympischen Spiele. Er solle sich keine Sorgen machen, sagt sein Vorgesetzter, wahrscheinlich käme er sowieso nicht zum Einsatz. Der junge Polizist und seine Kollegen sind sowas wie der Plan E. Aber als dann Plan A, B, C und D nacheinander scheitern, steckt Guido Schlosser auf einmal mitten im Geschehen. Notdürftig verkleidet und schlecht ausgerüstet soll sich das Freiwilligenkommando auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck in einem Flugzeug verstecken – und die Terroristen erschießen, sobald sie hereinkommen. Als die Polizisten das Flugzeug betreten, ist ihnen sofort klar: Der Plan kann nicht funktionieren. Es ist viel zu eng, um zu schießen. Und keiner von ihnen ist für so etwas ausgebildet. Ein Himmelfahrtskommando.
Was dann geschieht, ist bis heute höchst umstritten. Schlosser erinnert sich, wie sein Einsatzleiter beschließt, die Aktion abzubrechen. Die Männer nicken sich zu. Allen ist klar, dass sie das Flugzeug verlassen müssen. Jahre später heißt es: Die Polizisten seien feige gewesen. Sie seien schuld an dem, was danach passiert. Als die Terroristen zum Flugzeug laufen, schießen die Polizisten schließlich auf sie, ohne einen wirklichen Plan, und ohne speziell ausgebildete Scharfschützen. Die Terroristen schießen zurück, einer wirft eine Handgranate, am Ende sind alle israelischen Geiseln tot.
Guido Schlosser lassen die vielen Fragen nicht los: Waren er und seine Kameraden wirklich feige? Was wäre passiert, wenn sie die Befreiungsaktion nicht abgebrochen hätten? Und wer ist am Ende verantwortlich für die Katastrophe von Olympia ‘72?
50 Jahre nach dem Olympia-Attentat macht sich Guido Schlosser gemeinsam mit seiner Tochter Patrizia auf, um endlich Antworten zu finden. Sie durchforsten die Akten, sprechen mit Zeitzeugen – vom deutschen Neonazi, der damals die Terroristen unterstützte, bis zum ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak, damals Leiter einer Anti-Terror-Einheit – und reisen schließlich nach Israel. Dort trifft Guido Schlosser auf Ankie Spitzer, Ehefrau des beim Olympia-Attentat ermordeten André Spitzer, um sich nach 50 Jahren als erster Beteiligter von deutscher Seite bei ihr zu entschuldigen.