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Tracks der Woche #40/16 NxWorries, White Lies, Wellness, Dirty Projectors, Lanks

Nomen est omen: namedropping, ein namhaftes Comeback, ein Wortspiel im Bandnamen, am eigenen Namen festhalten und das Ende des No-Name-Produzenten-Image. Unsere Tracks der Woche.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 29.09.2016 | Archiv

Tracks der Woche #40/16 | Bild: BR

NxWorries – Lyk Dis

Kendrick, bist du das? Nope. Aber wenn euch die Stimme von Anderson .Paak, seines Zeichens die Hälfte von NxWorries, bekannt vorkommt, dann liegt das nicht nur an ihrer Ähnlichkeit zu Herrn Lamar. Es liegt auch daran, dass Anderson .Paak mit Dr. Dre auf "Compton" zusammengearbeitet hat und auf The Games "The Documentary 2" zu hören war. Das sind ja schon mal vielversprechende Empfehlungsschreiben. Erstaunlich, dass der Kalifornier, der Anfang des Jahres ein großartiges Soloalbum namens "Malibu" veröffentlicht hat, da überhaupt noch die Zeit findet, mit seinem ebenso gefragten Kollegen Knxwledge Musik zu machen. 2015 sorgten die beiden Ausnahmetalente erstmals unter ihrem Pseudonym NxWorries für Aufsehen: Mit ihrer ersten Single "Suede" gingen sie prompt viral. Über 1 Million Klicks auf Soundcloud, das Gleiche damals auf Youtube. Mit "Lyk Dis", der neuen Single aus dem Mitte Oktober erscheinenden Album "Yes Lawd", machen NxWorries da weiter, wo das Video zu "Suede" aufgehört hat. Mit seiner unglaublichen sanften Stimme schwebt R’n’B-Sänger Anderson .Paak über den geschmeidigen Soundteppich von Produzent Knxwledge. Inhaltlich vielleicht ein bisschen zu viel Information, aber musikalisch dafür samtweich.

White Lies – Morning in L.A.

2007 dem Post-Punk-Revival entsprungen, machte sich die Band White Lies mit ihren drei Studioalben in den vergangenen Jahren einen Namen. Doch dann wurde es still um die Alternative-Rock-Band. Jetzt gibt es nach einigen Jahren Pause endlich wieder neues Zeug von den Londonern. Und – den Indie-Götter sei es gedankt –White Lies machen bei ihrer zweiten Singleauskopplung vom neuen Album "Friends" alles richtig: "Morning in L.A." ist ein Track übers Erwachsenwerden und Auseinanderleben, der trotz des melancholischen Textes aus der Feder von Drummer Jack Lawrence-Brown eine gewisse Leichtigkeit behält. Auch wenn Synthiesounds aus der momentanen Indie-Szene eh nicht mehr wegzudenken sind, sticht das Synthie-Intro von "Morning L.A." trotzdem heraus. Zum einen, weil es enorm eingängig ist und zum anderen, weil es so sehr 80er schreit, dass man sich eine Nebelmaschine ins Wohnzimmer stellen möchte. Aber die 80er sind vorbei und die düsteren Jungs von damals sind gealtert, verheiratet und aus London weggezogen – da bleibt vom ehemaligen Nihilisten-Dasein nicht mehr viel übrig. Statt von suizidaler, unerwiderte Liebe handelt das neue Album deshalb auch von Freundschaft.

Wellness – Aus der Ferne

Flashback ins Jahr 1994: Dank des Soundtracks von Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" erlebt Surf-Rock, die Musikrichtung mit den 60er-Jahren Surfgitarrenmelodien und Drumbeats, ein Revival und alle tanzen zu Dick Dales "Misirlou". Die Band Wellness – im Namen steckt die "Welle" ja quasi schon drin – will diesen Hype wiederbeleben. Die Kölner interpretieren den Surf-Rock neu, singen auf Deutsch und schweifen dabei gerne in die Indie-Pop-Richtung ab. Anfang des Jahres haben die vier ihr Debütalbum "Immer, Immer" veröffentlicht, waren Vorband von Wanda und haben mittlerweile auch im Alleingang so einige Konzerte und Festivals gespielt. Da dürfte es sich bald rumgesprochen haben, dass die Surfer-Boys einen einzigartigen Sound zelebrieren und grandios mit Worten umgehen können. Der neue Song "Aus der Ferne" ist gespickt mit Wortspielereien: "Und ich entferne mich im Regenguss. Ich komme wieder. Komme wieder wider Willen nach Haus". Wellness bauen gerne maritime Elemente in ihre Texte, das Intro von "Aus der Ferne" klingt aber ausnahmsweise eher wie aus einem alten Western. Tarantinos letzter Film war ja auch ein Western. Ob das Zufall ist?

Dirty Projectors – Keep Your Name

Kirchenglocken, ein Klavier und dann diese runter gepitchte Stimme, die am Ende des Satzes zu einem Surren verschwimmt. Für einen Augenblick mischen sich Störgeräusche dazwischen, dann geht es wieder zurück zum reduzierten, mit isolierten Drums angereicherten Musikbett – bis der Track noch mal in eine ganz andere Richtung läuft und ein Sprechgesang-Part einsetzt. Wer für das ganze Chaos verantwortlich ist? Die Liste der (ehemaligen) Mitglieder von Dirty Projectors ist lang. Seit 2002 gibt es die Band, deren Stil sich nur jahrweise beschreiben lässt: 2012 lieferten sie mit "Gun Has No Trigger" noch einen schrägen Indie-Song, jetzt gibt es lo-fi Gospelsound. Wie gut passt da der neue Titel "Keep Your Name", denn der Bandname ist neben Sänger David Longstreth die einzige Konstante bei den Dirty Projectors. Der Kopf der Chamäleon-Kombo ist ehemaliger Yale-Student und hat dementsprechend einen hohen künstlerischen Anspruch: "What I want from art is truth" singt Longstreth im Songtext zur Anti-Ballade "Keep Your Name". Da kann man auch ruhig mal einen eigenen Song von 2012 ("Impregnable Question") in den aktuellen miteinbauen. Selbstreferenzen funktionieren schließlich nicht nur im Arthaus-Kino, sondern auch im Art-Pop.

Lanks – Holla

"I love slightly weird Pop-Music and I think that’s what I really want to do", sagt Will Cuming aka Lanks in einem Youtube-Video über sich selbst. Und das hat der Bartträger im Wollpullover mit seiner aktuellen Single "Holla" definitiv geschafft. Das Intro erinnert ein wenig an Moderats "Bad Kingdom": Man wähnt einen klassischen Elektro-Track zu hören, doch dann kippt die Stimmung Richtung James Blake und es setzt Klavier und sanfter Gesang ein. Wie die Flöte eines Schlangenbeschwörers betören die elektrischen Klänge des Refrains – ein abwechslungsreicher, aber ausbalancierter Track, mit dem Lanks nach seiner 2015 in Eigenregie veröffentlichten EP "Banquet" den nächsten Schritt geht. Auch wenn der Melbourner Singer-Songwriter und Produzent seine Musik zum Beruf gemacht hat, arbeitet er immer noch nebenbei als Rezeptionist, um das nötige Kleingeld für seine Produktionen zusammenzukratzen. Für Mitte Oktober hat Lanks seine neue EP "Viet Rose" angekündigt, die er kurzerhand nach seinem vietnamesischen Lieblingsrestaurant benannt hat, ohne dessen Laksa-Suppe er nach eigener Aussage nicht leben könne. Innen wie außen steckt in Lanks‘ Musik ganz viel Liebe: Das Artwork zu "Holla" stammt von seiner Oma. Wie süß ist das denn bitte?


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