Ruhmeshalle Ice Cube - The Predator
Früher wurde Ice Cube wegen seiner aggressiven Texte oft hart kritisiert. Auf "The Predator" gelang es ihm 1992 endlich, seinen Hass zu kanalisieren und so auf die Probleme der afroamerikanischen Bevölkerung aufmerksam zu machen.
Los Angeles, 1992. Gerade wurden vier Polizisten freigesprochen, die einen Schwarzen zu Tode geprügelt hatten. Es folgen die größten Rassenunruhen seit Jahren. In dem umgreifenden Chaos sterben über 60 Menschen, Tausende werden verletzt, zahllose Geschäfte werden geplündert. Kurz danach bringt Ice Cube sein drittes Album "The Predator" heraus – und trifft den Nerv der Zeit.
Der Titel "The Predator" mag an den gleichnamigen Film angelegt sein, inhaltlich handelt das Album aber keinesfalls von Science-Fiction, sondern vom krassen Gegenteil: der Realität. Und die heißt für viele Schwarze und Latinos in den Neunzigern immer noch: Diskriminierung.
Rassismus, Polizeigewalt, Armut
Bereits auf den ersten beiden Alben, die Ice Cube nach der Trennung von seiner Formation N.W.A. auf den Markt geworfen hat, ging es um Rassismus, Polizeigewalt und Armut – allerdings ist der Rapper damals noch getrieben vom blindem Hass. In seinen Texten feuert er den Konflikt mit rassistischen Kommentaren an, ruft zu Gewalt auf und wird frauenfeindlich. Auf "The Predator" gelingt es Ice Cube endlich, seinen Hass zu kanalisieren. In fast jedem Track benutzt er das Bild der Rassenunruhen, um zu demonstrieren, was in Amerika falsch läuft.
Musikalisch ist das Album noch etwas ausgefeilter als seine Vorgänger: Zwar sind die Beats immer noch sehr groovy und geprägt von alten Funk-Nummern, der Mix aus Samples, live eingespielten Instrumenten und einem Hauch von Elektro-Einflüssen macht das Album aber insgesamt düsterer. Auch Rap-technisch ist Ice Cube auf seinem Höhepunkt angelangt – nie hat er seinen aggressiven Rapstyle besser mit Inhalten kombiniert als hier – am besten zu hören auf seinem größten Hit: "It Was A Good Day". Ein guter Tag in South Central. Gut, weil niemand ihn ausgeraubt hat, er nicht von Polizisten misshandelt wurde und keiner seiner Homies sterben musste.
Wie viele Menschen müssen noch sterben?
Für seine Texte über das Leben der Schwarzen in den Ghettos erntet er viel Kritik. Ice Cube will aber nicht aufhetzen, sondern eine Frage stellen: Wie viele Menschen müssen noch sterben, bevor die Probleme der Afroamerikaner ernst genommen werden? Auf dem Album finden sich mehrere Interludes, für die Ice Cube reale Interviews, Reden und Diskussionen aus dem Fernsehen mitschneidet.
Bereits das Vorgängeralbum "Death Certificate" landete 1991 auf Platz zwei der Billboard-Charts - wegen der heftigen Texte weigert sich das Billboard-Magazin aber, seine Platzierung abzudrucken. "The Predator" landet auf Platz eins - diesmal auch im Billboard-Magazin. Es ist der Höhepunkt in der Rapkarriere Ice Cubes, der sich danach zunehmend der Schauspielerei zuwendet. Zwar nimmt er immer noch Alben auf - so perfekt wie "The Predator" wird aber keines mehr.