#Auxboom Fünf Gründe, warum Augsburg das Leipzig Bayerns ist
Bayerns drittgrößte Stadt steht vor allem für Marionettentheater. Für seine kreative Szene kennt man Augsburg eher weniger. Dabei kommen gerade deswegen immer mehr junge Leute in die Stadt - und wollen auch nicht mehr weg.
Augsburg boomt. Und damit ist nicht nur die Uni gemeint, die von Jahr zu Jahr mehr Studierende anlockt. Mehr als 60 Prozent von ihnen wollen nach ihrem Studium dableiben. Und wie in der Hype-Stadt Leipzig ziehen immer mehr junge Menschen dazu. Jahr für Jahr wächst die Stadt. Der Grund dafür: Das Leben blüht. Eine gut vernetzte kreative Szene bringt richtig Wumms in die Puppenkiste. Fünf Gründe, warum Augsburg der bayerische Geheimtipp in Sachen Subkultur und schönes Leben ist.
1. Störrische Stadtpflanzen - Urban Art auf Schwäbisch
Die Street Art - sie blüht in Augsburg schon seit Längerem. Die Pflanze des Augsburger Künstlers Bernard Trum, der sich Blumenmaler nennt, ist auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Nicht zuletzt, weil Trum zwar für die 'Verunreinigung' von Hauswänden vor vier Jahren zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro verurteilt wurde, das Augsburger Stadtmarketing seine Blume aber gleichzeitig zum inoffiziellen Stadtlogo gekürt hatte. Auch T-Shirts wurden mit dem Pflänzchen aus dem Untergrund verkauft. "Schöne Sache. Noch mehr Blumen", kommentierte Trum in einem Interview mit jetzt.de den Hype um seine Zeichnungen trocken. Geld für die Rechte an seinem Werk hat er aus Prinzip nicht verlangt. Damit steht Trum für die Haltung einer kreativen Szene, die vor allem was verändern will - in einer Stadt, die ästhetisch bisher eher für ihre Zwiebeltürme bekannt war.
2. HipHop Heads auf der Technoparty
Musikalisch kann sich Augsburg hören lassen. Neben massentauglichen Stars wie Andreas Bourani haben auch Indie-Größen wie Anajo oder Nova International hier ihre Heimat. San Antonio Kid haben ihren Namen sogar dem Stadtviertel Sankt-Antonius gewidmet. Und ein hoch respektierter Rapper wie eRRdeka posiert in seinen Musikvideos selbstbewusst vor der Skyline von A-City.
Was gibt Augsburg seinen Musikern, dass sie das beschauliche Leben einer Metropole wie Berlin vorziehen? Daniel Bortz, der weltweit in Technoklubs auflegt, liebt die Ruhe zwischen seinen Gigs, wenn er in den Cafés der Alstadt abhängt. Seine internationale Karriere konnte er in Augsburg bestens vorbereiten - in einer überschaubaren Szene mit großem Zusammenhalt. Musiker kennen und unterstützen sich mit ihren Instrumenten über die Genregrenzen hinweg. Und abends, in der "Kantine" oder dem "City Club", feiern sie gemeinsam.
"Seit ich in Augsburg weggehe, ist das hier immer schon so gewesen, dass du die ganzen Indie-Rock- und auch HipHop-Dudes auf den Technopartys antriffst - und auf den HipHop-Partys sind dann auch irgendwie wieder alle."
- Daniel Bortz, Techno-DJ
3. Platz für Ideen: Fabrikhallen und fette Festivals
Der typische Charakter des Augsburgers, wie viele behaupten, ist der "Grantler". Augsburger brauchen lange, um mit Neuem warm zu werden. Wahrscheinlich deshalb geben sich hier Leute besonders viel Mühe, um ihre Stadt mit ihren spannenden Projekten zu überzeugen. Ob es die Designstudierenden der Hochschule sind, die mit ihrem Magazin regelmäßig Lob und Preise aus der Fachwelt einheimsen, oder die Kultur-Veranstalter "In your Face", die eine leerstehende Textilfabrik-Halle zu einer Mischung aus Klub und Galerie für zeitgenössische Kunst verwandelt haben. Auch die Stadt Augsburg selbst stellt mit dem Modular Festival im Mai ein Open Air-Highlight mit vergleichbar gigantischem Line-Up auf die Beine.
4. Ein Grand Hotel für Geflüchtete - und für die Kunst
Pragmatismus und Weltoffenheit - das geht selten zusammen. Doch die Augsburger leben vor, wie es gelingen kann, verschiedene Kulturen unter ein Dach zu bekommen. Ursprünglich hatten sich Künstler für ein leerstehendes Altersheim am Rand der Altstadt interessiert. Doch der Bezirk Schwaben plante in dem Bau schon ein Asylheim. Kurzerhand setzten sich alle an einen Tisch: Künstler und Beamte. Offenbar mit einiger Fantasie. Heraus kam die Idee des Grand Hotel Cosmopolis. Seit drei Jahren leben hier 60 Geflüchtete neben Touristen und Geschäftsreisenden. Und das Konzept geht auf.
"Das Grand Hotel hat sich prächtig entwickelt. Es ist ein sehr belebter und beliebter Ort in Augsburg. Sowohl das Café als auch der Veranstaltungsort, wo Konzerte sind. Das Hotel ist sehr gut gebucht. Und auch das Leben mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ist sehr positiv."
- Tina Bühner, Pressesprecherin Grand Hotel Cosmopolis
Auch kulinarisch bietet das bodenständige Augsburg einiges. Während die Tafeldecker in der "Fuggerei" dem hippen Publikum bayerische Tapas kredenzen, warten Sahar und Christian Stiller in ihrem ägyptisch-deutschen Imbiss "Berlin 61" mit veganem Schwarma und Currywurst auf. Auf das Flair der großen Metropolen muss hier niemand verzichten.
5. Schönes Leben ohne Snobbismus
Auch wenn die Preise anziehen, Augsburg ist immer noch einigermaßen bezahlbar. WG-Zimmer sind um einiges günstiger als in München - gute Chancen für Menschen mit viel Ideen und wenig Startkapital. Die Wege hier sind kurz und man findet überall lauschige Ecken. Mit dem Boot kann man die Stadtmauer entlang schippern, zum Baden gibt es Flüsse und Baggerseen. Die Berge sind in Sichtweite. Und alle, die dann doch eher in München einen Job finden - sind in einer Dreiviertelstunde da.