Bayern 1


3

Bandscheibenvorfall Rückenschmerzen - wann ist es ein Bandscheibenvorfall?

Woher kommen Rückenschmerzen? Was ist eigentlich ein Bandscheibenvorfall? Und wie erhole ich mich am besten von einem Hexenschuss? Sportwissenschaftler Prof. Ingo Froböse weiß Rat.

Stand: 03.11.2023

Frau mit Rückenschmerzen | Bild: mauritius images / Prostock-studio / Alamy / Alamy Stock Photos

Die meisten Menschen, die an Rückenschmerzen leiden, haben sogenannte unspezifische Rückenschmerzen. Das heißt letztendlich die Bänder, die Muskeln, die Sehnen, die kleinen Gelenke, sind die eigentlichen Ursachen für die Schmerzen. Die Bandscheibe gerät dabei aber oft unter Verdacht, doch was bedeutet es tatsächlich einen Bandscheibenvorfall zu haben?

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Bei einem Bandscheibenvorfall verschiebt sich nicht, wie von vielen angenommen wird, die Bandscheibe. Diese ist fest in die Knochen eingelassen und kann sich nicht bewegen. "Das Einzige, das passiert ist, dass das Innenleben schon mal etwas nach außen vorgewölbt wird oder ein bisschen gallertartige Flüssigkeit austritt", erklärt Prof. Ingo Froböse. Passiert das, ist das der sogenannte Prolaps, der Vorfall. "Das heißt also, die Bandscheibe als solches, die bleibt immer an Ort und Stelle", sagt Prof. Ingo Froböse.

Warum schmerzt ein Bandscheibenvorfall?

Tatsächlich bleiben viele Bandscheibenvorfälle unbemerkt, denn nicht jeder Prolaps schmerzt.
"Es gibt sicherlich einige Hörerinnen und Hörer, die haben einen Bandscheibenvorfall und merken es gar nicht", so Froböse. Das hängt davon ab, wie kräftig und intensiv das Gewebe auf den in der Nähe befindlichen Nerv drückt. Je intensiver das Gewebe dann auf den Nerv einwirkt, desto schmerzhafter für den Betroffenen oder die Betroffene.

Kann ein Bandscheibenvorfall von selbst heilen?

"Natürlich. Wir wissen, dass die meisten Bandscheibenprobleme, wie auch Rückenschmerzen, quasi in vier bis sechs Wochen von ganz alleine wieder weggehen", sagt Froböse. Ganz von alleine heißt allerdings, dass man sich ein bisschen weiter bewegen muss. "Bewegung ist der Ernährer der Bandscheibe und das ist auch die Botschaft: Auch Bandscheiben können heilen", so Froböse. Wichtig ist, dass die Bandscheibe weiterhin ein wenig belastet und leicht beansprucht wird.

Kann Stress Rückenschmerzen verursachen?

Die Muskulatur ist der häufigste Garant für Rückenschmerzen. Die Verbindung der Muskulatur zum Gehirn ist relativ eng, heißt, sie kommunizieren sehr nah. "Wir wissen zum Beispiel: Die Schulter-Nacken-Muskulatur liegt ja schon ziemlich nah am Gehirn dran und insofern ist die Kommunikation zwischen Gehirn – wenn wir gestresst sind - und Muskulatur als Antwort-Organ ziemlich verständlich", so Froböse.

Was ist ein Hexenschuss?

Der Hexenschuss ist das Zusammenspiel von Muskel und Nerv. "Der Hexenschuss bedeutet letztendlich, dass die Muskulatur zum Beispiel überfordert ist oder sie Zug bekommen hat. Demensprechend wirkt sich das dann auch auf den Nerven aus, weil Muskulatur sich verspannt", sagt Froböse. Das heißt ein Hexenschuss ist eine Überforderung der Muskulatur.

Was tun gegen Rückenschmerzen – Ruhe oder Bewegung?

Besonders wichtig: Treten Sensibilitätsstörungen oder sogar leichte Lähmungserscheinungen auf, sollte man das umgehend von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen. Das könnte nämlich eine dauerhafte Schädigung von Nerven mit sich ziehen.
Handelt es sich um reine Schmerzen, ist das zwar unangenehm, aber es vergeht auch wieder.
"Dann nimmt man vielleicht ein zwei Tage Ruhe in Kauf, bisschen Hege und Pflege des Rückens, eine Badewanne, bisschen Massage, vielleicht auch mal ein Schmerzmedikament, aber nach zwei bis drei Tagen sollte man zur Normalität übergehen, auch wenn es ein bisschen schmerzt", empfiehlt Froböse.

Welche Übungen sind gut für den Rücken?

  • Das Wichtigste: Sitzzeit möglichst intensiv reduzieren, viele Bewegungsunterbrechungen mit einbauen
  • Strecken, Dehnen der Bauchmuskulatur: Nach hinten strecken um die Bauchmuskulatur zu entlasten
  • Zu beiden Seiten neigen, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu stabilisieren und zu stimulieren, das sorgt für den Stoffwechsel
  • Pendelbewegung - nach vorne und hinten strecken, auch mal leichte Drehbewegungen
  • Ganz wichtiger Aspekt: Viel trinken, da in der Bandscheiben Wasser ist - heißt, die Bandscheiben leben von der Versorgung über Flüssigkeit

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/sporttherapeut-ingo-froboese-wenn-man-spazieren-geht-erhoeht-sich-die-durchblutung-im-gehirn-um-30-prozent/bayern-1/10429511/


3