E 120 Steckt tatsächlich Läuseblut in unseren Lebensmitteln?
Kommt die rote Farbe in vielen Gummibärchen, Marmeladen oder auch alkoholischen Getränken tatsächlich von Läuseblut? Unsere Ernährungsexpertin klärt auf …
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Farbstoff Karmin
"Der Farbstoff 'Echtes Karmin', der in der Zutatenliste mit der Nummer E120 betitelt wird, wird schon seit Jahrzehnten verwendet", erklärt Silke Noll, Diplom-Ökotrophologin und Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Er wird dafür genutzt, um Lebensmittel, Kosmetik und andere Gegenstände einzufärben, "früher hat man damit etwa auch Stoffe rot gefärbt."
Ist Echtes Karmin Läuseblut?
Gewonnen wird E120, auch Cochenille genannt, in der Tat aus einer Laus - und zwar aus der weiblichen Cochenille-Schildlaus. Allerdings handelt es sich bei E120 nicht etwa um das Blut der Läuse, sondern um den Farbstoff, der in deren Eiern enthalten ist: "Der Farbstoff wird aus wässrigen oder alkoholischen Extrakten von getrockneten weiblichen Cochenille-Schildläusen hergestellt", erklärt die Diplom-Ökotrophologin. Von der eigentlichen Schildlaus wird ansonsten also nichts verwendet.
E120 in welchen Lebensmitteln?
Echtes Karmin wird in vielen Lebensmitteln, aber auch in Kosmetika verwendet - häufige Bezeichnungen sind etwa Cochenille, Carmine, Karmin und Karminsäure:
- Süßwaren und Kaugummis
- Backwaren und Kuchen
- Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke
- Eiscreme und Desserts
- Joghurt und andere Milchprodukte
- Wurstwaren und Fleischprodukte
- Fertiggerichte und Suppen
"E120 findet sich etwa in Marmeladen, Konfitüren, Limonaden, alkoholischen Getränke, Frucht- und Obstweine, Spirituosen", so Ernährungsexpertin Noll. "Bei Fleisch und Wurstprodukten ist es auch erlaubt, und auch bei Süßwaren. Wenn Sie also etwa kleine Drops haben, die mit roter Farbe überzogen sind, dann wird da sehr häufig E120 genutzt." Und auch in Lippenstiften und Shampoos ist E120 zu finden.
Ist Karmin in Lebensmitteln schädlich für die Gesundheit?
"Negativ zu bezeichnen ist der echte Karminfarbstoff aus dem Schildlausextrakt nicht - er ist ja natürlich gewonnen", sagt die Ökotrophologin Noll. "Das Einzige, was man beachten muss, ist, dass empfindliche Menschen auf ihn möglicherweise allergisch reagieren könnten. Generell würde ich bei allen fertig produzierten Lebensmitteln immer erstmal einen Blick auf die Zutatenliste werfen."
Wie sicher ist E 120?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bereits 2015 eine wissenschaftliche Neubewertung von E 120 als Lebensmittelzusatzstoff veröffentlicht. In dieser Bewertung wurde eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge von 2,5 mg Karminsäure pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Für eine 70 Kilogramm schwere Person entspricht dies also einer maximalen täglichen Aufnahme von 350 Milligramm Karmine. Die vollständige EFSA Studie finden Sie hier.
Welche Alternativen gibt es zu Echtem Karmin?
Anstelle des Karmins tierischer Herkunft gibt es mittlerweile auch gute pflanzliche Alternativen - wie etwa Alkannawurzel oder auch Rote-Bete-Saft. Und auch das rein synthetisch hergestellte "Cochenille rot A" mit der Kennzeichnung E124, das mittlerweile immer häufiger verwendet wird. Eine Tatsache, die Ernährungsexpertin Noll kritisch sieht: "Der Farbstoff E124 ist ein künstlicher, sogenannter Azo-Farbstoff. Azo-Farbstoffe sind zwar erlaubt, aber sie sind nicht empfehlenswert, da sie trotzdem gesundheitsgefährdend sein können." Sie warnt: Gerade billige Süßigkeiten sind oft mit diesen Azo-Farbstoffen eingefärbt." Ihr grundsätzlicher Rat lautet daher: "Es ist immer besser, verarbeitete Lebensmittel zu wählen, bei denen hinten auf der Zutatenliste nicht so viele Zusatzstoffe aufgelistet sind."
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