Gute Weine aus dem Supermarkt So einfach erkennen Sie gute Weine
Ratlos vor dem Weinregal im Supermarkt: Mit diesen Tipps wissen Sie in Zukunft ganz genau, für welchen Wein Sie sich guten Gewissens entscheiden können.
Sie bekommen spontan Besuch oder sind zu einer Feier eingeladen - haben aber keinen Wein mehr zu Hause? Da huscht man gerne nochmal in den Supermarkt und besorgt eine Flasche. Doch oftmals erschlägt einen die riesige Auswahl an unterschiedlichsten Weinen im Regal. Wir haben mit BAYERN 1 Weinexpertin und Sommelière Conny Ganß über diese Problematik gesprochen. Die Weinexpertin hatte gleich ein paar einfache Tricks parat, mit denen man guten Wein aus dem Supermarkt erkennt.
Wie erkenne ich gute Weine im Supermarkt?
"Also allgemein kann man immer sagen, der Wein, der im ersten Moment am unauffälligsten ist, ist meistens schon mal der richtige Griff."
Sommelière Conny Ganß
Ein entscheidender Hinweis von Conny Ganß ist: Weniger ist mehr. Wenn also die Flasche sehr ausgefallen aussieht oder vielleicht sogar Milchglas verarbeitet wurde, so muss man sich den Preis der Weinflasche genauer ansehen. Ist der besonders günstig und der Wein in einer besonderen Flasche abgefüllt, so muss man schon fast davon ausgehen, dass der Inhalt nicht so gut sein kann, wie die Flasche anmutet. Je auffälliger und schwerer die Flasche, desto höhere Kosten kommen für Marketing und Vertrieb auf. Die Flaschen werden beim Transport nach Gewicht berechnet, so Conny Ganß, besondere Flaschen wiegen da oftmals mehr. Diese Kosten zahlt der Logistiker und am Ende eben auch der Endverbraucher, so Ganß weiter. Wenn also eine Weinflasche auffällig aussieht und dabei noch sehr günstig ist, kann der Inhalt nicht so gut sein, wie die Flasche vermuten lässt.
Weinetikett Jahrgang
"Man sollte die Flasche einfach mal kurz in die Hand nehmen, denn das Etikett sagt eigentlich alles, was ich wissen muss."
Sommelière Conny Ganß
Auch wenn das Etikett auf der Weinflasche besonders cool oder modisch anmutet, lohnt es sich, dieses noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, denn darauf sind gesetzliche Angaben zu finden. Es gibt Weine, auf denen kein Jahrgang vermerkt ist und da ist Vorsicht geboten. Tatsächlich ist es rechtens, dass man mehrere Jahrgänge in einen Wein füllt, solange man keinen Jahrgang auf die Flaschen schreibt, so die Weinexpertin. Sollte also kein Jahrgang auf dem Wein zu finden sein, ist es besser, den Wein wieder zurückzustellen. Egal, wie toll das Etikett aussieht.
Woher kommt der Wein?
"Je kleiner das Gebiet ist, das auf dem Weinetikett steht, desto besser ist die Qualität des Weines, weil der Winzer selektiver arbeiten musste."
Sommelière Conny Ganß
Angenommen, der Wein hat die vorherigen Tests schon bestanden und kommt in die engere Auswahl, so kann man jetzt noch das Augenmerk auf die Herkunft legen. Steht auf dem Etikett nur Deutschland ist das sehr breit gefächert. Wenn jetzt aber noch Rheinhessen, Rheingau oder zum Beispiel Franken vermerkt ist, so ist das Herkunftsgebiet des Weins schon etwas eingegrenzt, macht Conny Ganß klar. So gibt es - vor allem im Discounterbereich - Weine, auf deren Etiketten nur die Angabe " Wein aus der EU" zu lesen ist. Das ist grundsätzlich etwas schwierig, meint die Weinexpertin, denn da kann man schon fast davon ausgehen, dass irgendein Traubenmaterial, zum Beispiel Überschuss, zusammengetragen, gekeltert und abgefüllt wurde.
Was kostet guter Wein aus dem Supermarkt?
Ab 5 Euro kann man auch im Supermarkt mit Wein von guter Qualität rechnen. Alles darunter wird sehr, sehr schwierig, so Conny Ganß.
Ist Wein besser, wenn er ein Siegel hat?
"Ich persönlich bin kein Mensch, der auf Siegel achtet."
Sommelière Conny Ganß
Allein in Deutschland gibt es viele verschiedene Siegel, Medaillen und Auszeichnungen. Wer sich nicht näher mit der Materie beschäftigt, weiß nicht, welche Juroren wofür das Siegel oder den Award vergeben haben. Weinexpertin Conny Ganß empfiehlt daher, auf das Siegel erst zum Schluss zu achten. Erfüllt die Weinflasche im Supermarkt die vorangegangen Anforderungen und hat dann auch noch ein Siegel, dann sei das wunderbar, so Ganß.
Reformiertes Weingesetz - das bringt es den Verbrauchern
Änderungen im Weinrecht, die 2020 auf den Weg gebracht wurden, sollen es auch dem Verbraucher einfacher machen, gute Weine zu erkennen. Und zwar durch die Angaben auf der Flasche: "Auf dem Etikett ändert sich, dass wir den Fokus in Zukunft mehr auf die Herkunft legen. Wir stellen die Rebsorte etwas mehr nach hinten und ob es eine Prädikatsstufe wie eine Spätlese ist. Wir sagen, das ist ein fränkischer Wein und er kommt aus Würzburg, vielleicht aus einer einzelnen Lage. Und das steht dann genau so drauf - das kann nur mit einem hohen Qualitätssinn und hohem Aufwand gemacht werden", erklärt Sommelière Conny Ganß.
Zum Hintergrund: Bisher war in Deutschland der Öchsle-Grad des Weines, also der Zuckergehalt der Trauben, das wichtigste Kriterium für einen Qualitätswein. Und nun gilt: "Jede Herkunft soll für ein klares Profil stehen und dem Grundsatz folgen 'je kleiner die Herkunft, desto höher die Qualität'", so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die neuen Regelungen gelten verbindlich ab dem Wein-Jahrgang 2026, bis dahin gilt eine Übergangsfrist.
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