Helfen Warum Helfen und Ehrenamt glücklich machen
47 Prozent der Menschen über 14 in Bayern engagieren sich ehrenamtlich, so das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Warum uns Helfen glücklich macht, erfahren Sie hier. Außerdem: Anlaufstellen, wenn Sie sich auch ehrenamtlich in Ihrer Heimat engagieren möchten.
Helfen macht glücklich
Helfen basiert auf der philosophischen Idee des Altruismus. Der Philosoph Augustus Comte definierte Altruismus als Gegenbegriff zum Egoismus. Wer altruistisch handelt, handelt demnach uneigennützig und selbstlos. Seit Jahrzehnten ist Altruismus eine Tugend, also eine sehr wünschenswerte menschliche Eigenschaft, erklärt Diplom-Psychologin Daniela Blickhan.
"Jemandem zu helfen ist eine ganz grundlegende menschliche Tendenz. Kinder tun das ganz automatisch: Sie trösten zum Beispiel jemanden, der weint. Daran erkennt man, dass Helfen nichts Erlerntes, sondern in unserer Natur veranlagt ist."
Dr. Daniela Blickhan, Diplom-Psychologin
Altruistisches Handeln ist nichts anderes als Freundlichkeit. Daniela Blickhan erklärt, dass Freundlichkeit und Dankbarkeit wie zwei Seiten einer Medaille sind. Ist man freundlich, dann wird einem Dankbarkeit entgegengebracht. Ist man dankbar, dann hat man die Kraft freundlich zu sein. Das bestätigen auch viele Forschungen. Sie besagen, dass dankbare Menschen freundlicher sind, als Menschen, die wenig Dankbarkeit empfinden.
Altruismus und Ehrenamt
Leider lässt sich Altruismus nicht einfach so in die Praxis umzusetzen. Selbstlose Taten haben nämlich nur dann eine positive Wirkung, wenn sie aus einer intrinsischen Motivation heraus getan werden. Das bedeutet: Die gute Tat muss ehrlich gemeint sein, die Freundlichkeit muss aufrichtig sein, die Dankbarkeit muss aus tiefem Herzen kommen. Nur zu helfen, weil man es eben tun sollte oder weil es sich so gehört, funktioniert nicht. Zum Glück scheint es aber in Deutschland viele Menschen zu geben, die einen inneren Drang haben, Gutes zu tun. In Bayern engagieren sich laut Innenministerium, etwa 47 Prozent der Bayern ab 14 Jahre in einem Ehrenamt.
Vermittlungsagenturen für ehrenamtliche Tätigkeiten
Die LAGFA ist die Koordinationsstelle für fast alle Freiwilligenagenturen in Bayern. Zu den Freiwilligenagenturen kann man gehen, wenn man sich beraten lassen will. Diese schlagen einem dann passende Projekte vor. Auf der Homepage von der LAGFA findet man also die nächstgelegenen Freiwilligenagenturen.
Das LBE hat eine Sammlung an Projekten, die schon nach Kategorien sortiert sind. Wenn man also schon weiß, dass man beispielsweise mit Kindern arbeiten möchte, kann man diesen Filter setzen und gezielt danach suchen.
Weitere Anlaufstellen für ein Ehrenamt sind: Bamberg engagiert, die Freiwilligenberatung in München, das Zentrum Aktive Bürger in Nürnberg, das Freiwilligenzentrum in Augsburg und die Freiwilligenagentur in Würzburg.
Bayerische Ehrenamtskarte
Um das Engagement der vielen Ehrenamtlichen zu würdigen, gibt es in Bayern die Ehrenamtskarte. Wie Sie diese beantragen können und welche Vergünstigungen Sie damit erhalten, das lesen Sie hier: Bayerische Ehrenamtskarte.
Warum macht helfen glücklich?
Dass helfen uns glücklich macht, lässt sich auf verschiedene Arten begründen. Eine Argumentation basiert auf Empathie und der zwischenmenschlichen Beziehung, die beim Helfen entsteht. Bei einer Freundlichkeit verändert sich die Beziehung zwischen dem Helfenden und demjenigen, der die Hilfe annimmt. In der Positiven Psychologie nennt man diesen Vorgang "safe and connect" (Sicherheit und Nähe).
Alle guten Beziehungen basieren auf Nähe und Sicherheit. Wenn wir uns jemanden verbunden fühlen, dann fühlen wir uns bei ihm sicher, wir vertrauen ihm und wir sind ihm nahe. Wenn Sie jemandem helfen, dann lösen Sie bei Ihrem Gegenüber genau diese Gefühle aus: Sie geben ihm Nähe und Sicherheit. Und weil diese Gefühle auf Sie zurückgespiegelt werden, wird Ihre Beziehung stärker und Sie fühlen sich glücklicher. Der Helfende oder die Helfende bekommt das Gefühl, gebraucht zu werden.
Ein weiterer Grund, warum Helfen glücklich macht, ist die gesteigerte Selbstwirksamkeit. Wer jemandem hilft oder jemandem eine Freude macht, der hat ein Erfolgserlebnis. Die positive Rückmeldung steigert den eigenen Selbstwert und damit das Wohlbefinden. Es ist sogar noch besser: Das Erfolgserlebnis ist eine sogenannte "positive Selbstwirksamkeitserwartung". Das bedeutet, dass wir von jetzt an davon ausgehen, dass sich Helfen immer positiv auf uns selbst auswirken wird. Laut Diplom-Psychologin Dr. Blickhan hält diese Einstellung gesund und kann Depressionen vorbeugen.
Warum ich mich ehrenamtlich engagiere?
Die Stiftung "Gute Tat" arbeitet mit vielen Ehrenamtlichen zusammen und hat viele davon nach den Beweggründen für das Engagement gefragt: Die Ehrenamtlichen geben an, die Arbeit zu tun, weil sie viel mehr zurückbekommen als sie investieren. Ihr Lohn ist Dankbarkeit, Anerkennung, Lob, wachsendes Selbstbewusstsein und öffentliche Wertschätzung. Sie hätten durch ihr Ehrenamt neue Kontakte geknüpft und viele neue Erfahrungen gemacht. Das Ehrenamt erweitere den eigenen Horizont.
Diese Ergebnisse werden übrigens nur erzielt, wenn das Ehrenamt in direktem persönlichen Kontakt stattfindet. Einfach nur Spenden macht in diesem Fall nicht richtig glücklich.
Helfen reduziert Stress
Eine Studie der Emory University in Atlanta, Georgia, ergab, dass Helfen denselben Teil des Gehirns anspricht wie Belohnungen oder Vergnügen. Während wir etwas Gutes tun, werden nämlich verschiedene Hormone in unserem Körper freigesetzt: Dopamin ist besonders für das Empfinden von Vorfreude verantwortlich, Serotonin wird freigesetzt, wenn wir Anerkennung und Wertschätzung erhalten und das Bindungshormon Oxytocin, wenn wir Verbundenheit und Zusammengehörigkeit spüren.
Währenddessen werden Stresshormone abgebaut. Deshalb kann es sein, dass sich Menschen, die ihre Zeit investieren, um anderen zu helfen, weniger gestresst fühlen. Wissenschaftliche Untersuchungen aus den USA belegen diese Beobachtung: Je sinnvoller die Probanden ihre Zeit verbrachten, desto mehr hatten sie das Gefühl, reichlich Zeit zur Verfügung zu haben.
Richtig helfen
Diplom-Psychologin Daniela Blickhan empfiehlt eine Technik der Positiven Psychologie. Sie nennt sich "Random acts of kindness", also ungeplante kleine Gefälligkeiten im Alltag. Es muss nicht immer die große Heldentat sein, manchmal reicht auch eine freundliche Geste: Halten Sie eine Tür auf, bezahlen Sie im Café eine zweite Tasse Cappuccino, die sie dann verschenken oder heben Sie Müll vom Boden auf. In verschiedenen Studien wurde bewiesen, dass es unser Wohlbefinden deutlich steigert, wenn wir etwas für andere tun. Tun wir dasselbe nur für uns selbst, befriedigt uns das nicht.
In einer weiteren Untersuchung wurde einer Gruppe von Probanden aufgetragen, eine Woche lang jeden Tag eine gute Tat zu tun. Die andere Gruppe sollte nur an einem Tag helfen, dann jedoch gleich fünf Mal. Das Ergebnis: Die geballte Ladung Freundlichkeit an einem Tag steigerte das Wohlbefinden viel mehr, als jeden Tag eine Nettigkeit. Die Probanden der zweiten Gruppe mussten erfinderischer und kreativer sein, um fünf mal an einem Tag zu helfen. Sie beschäftigten sich gedanklich mehr damit als die andere Gruppe. Deshalb empfiehlt Daniela Blickhan einen "Freundlichkeitstag" einzuführen. Nehmen Sie sich einen Tag in der Woche vor, mindestens fünf Menschen zu helfen oder einen Gefallen zu tun. Dr. Blickhan hat einen weiteren wichtigen Tipp:
"Wenn Sie sich ehrenamtlich engagieren, dann fragen Sie sich, ob das, was Sie tun, zu Ihnen passt. Passen die Werte und die Verhaltensweisen meiner ehrenamtlichen Arbeit zu mir? Wenn Sie beim Helfen authentisch bleiben, dann ist die positive Wirkung umso stärker."
Daniela Blickhan, Vorsitzende des Deutschsprachigen Dachverbands für Positive Psychologie DACH-PP
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