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Ist Ibuprofen gefährlich Wie viel Ibu pro Tag kann ich nehmen?

Ibuprofen ist ein gängiges Schmerzmittel. Ab wann ist es gefährlich? Wo liegt die Höchstdosis und wie sieht es mit anderen Schmerzmitteln wie Paracetamol, Aspirin oder Diclofenac aus?

Stand: 27.06.2024

Frau nimmt eine Schmerztablette ein | Bild: mauritius images / Westend61 / Bartek Szewczyk

Wie viel Ibuprofen darf man pro Tag nehmen

Für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren liegt die Höchstdosierung bei frei verkäuflichem Ibuprofen bei 400 mg alle acht Stunden, also insgesamt 1200 mg/Tag.

Wird das Schmerzmittel von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben, kann eine höhere Dosierung gewählt werden, dann können bis zu 2.400 mg pro Tag verordnet werden, laut Gelber Liste, eines der Arzneimittelverzeichnisse für Medizin und Pharmazie. Die höchste Einzeldosis für Erwachsene ist in der Gelben Liste mit 800 mg angegeben.

Ibuprofen 400

Ibuprofen 400 mg gibt es freiverkäuflich in Apotheken, für höher dosiertes Ibuprofen, also Ibuprofen 600 mg oder 800 mg, benötigt man ein Rezept von der Ärztin oder dem Arzt. Ob die höher dosierten Tabletten das Schmerzempfinden tatsächlich intensiver dämpfen, das hat eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Maimonides Medical Center in Brooklyn, NY, USA, aus dem Jahr 2019 untersucht. Es wurden in einer Notaufnahme aus 225 Probanden drei verschiedene Patientengruppen gebildet. Je einer Gruppe wurden zur Schmerzlinderung Ibuprofen 400, 600 und 800 verabreicht. Nach einer Stunde wurde das Schmerzempfinden abgefragt. Ergebnis: Die empfundene Schmerzlinderung unterschied sich minimal. Die Forscherinnen und Forscher schlossen daraus, dass eine höhere Dosierung zur Schmerzlinderung keinen weiteren Effekt bringe. Entzündungshemmend wirkt Ibuprofen allerdings erst in höheren Dosierungen.

Ist Ibuprofen gefährlich?

Medikamente mit dem Wirkstoff "Ibuprofen" gehören zu den bekanntesten und meist verkauften rezeptfreien Schmerzmitteln in Deutschland. Sie wirken fiebersenkend und gegen Kopfschmerzen. Auch bei Arthrose oder Muskelschmerzen kann man Ibuprofen einnehmen.

Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Tabletten mit Acetylsalicylsäure sind rezeptfrei erhältlich, können also frei in der Apotheke gekauft werden.

Ibuprofen gefährlich - Nebenwirkungen

Allerdings sind die Nebenwirkungen von Ibuprofen nicht unerheblich: Magen- oder Darmprobleme wie Sodbrennen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall, Leber- und sogar Nierenschäden. Das Medikament wird über die Leber verstoffwechselt und über die Nieren dann wieder ausgeschieden. Immer wieder werden auch Fälle bekannt, in denen nach der Einnahme von Schmerzmitteln Magenblutungen auftraten.

"Es muss nicht lange eingenommen werden oder eine hohe Dosis sein - Ibuprofen und Acetylsalicylsäure erhöhen das Risiko für Magen-Darm-Blutungen, das muss einem bewusst sein", sagt Prof. Dr. Jörg Schelling, Allgemeinmediziner und im Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes. Wer also bereits Probleme im Magen-Darm-Bereich hatte oder hat, sollte bei der Einnahme besonders vorsichtig sein.

Aber auch ein anderes Risiko sollten Anwender von Schmerzmitteln einkalkulieren: Forscher aus Dänemark bestätigten 2017 mit einer Studie den Verdacht, dass Schmerzmittel auf der Basis von Ibuprofen und Diclofenac auch zu Herzproblemen bis hin zum Herzstillstand führen können. Jörg Schelling: "Die Daten zeigen, dass vermutlich unter längerer Einnahme, sprich über mehrere Monate, das Risiko für Herzanfälle und Schlaganfälle tatsächlich etwas erhöht ist."

Ist Ibuprofen gefährlich und macht unfruchtbar?

Eine weitere, allerdings kleine Studie zeigt, dass Männer bei einer regelmäßigen Einnahme von Ibuprofen vermindert fruchtbar sind. Ein internationales Forscher-Team untersuchte 31 Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. 14 der Probanden nahmen täglich circa 600 Milligramm Ibuprofen zu sich, die anderen bekamen Placebos.

Wie die Forscher im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichten, konnte bereits nach 14 Tagen eine erste hormonelle Veränderung festgestellt werden. Diese kann für Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch für Impotenz verantwortlich gemacht werden. Allerdings, das betonen die Forscher, trete dieser Effekt nur bei einer hohen und regelmäßigen Einnahme von Ibuprofen ein.

Ibuprofen, Aspirin, Diclofenac - Was ist der Unterschied?

Die verschiedenen Schmerzmittel unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und damit auch in der Wirkung.

Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS) bzw. Aspirin gehören zu den nicht-steroidalen Antirheumatika, kurz NSAR. Sie hemmen die sogenannte Cyclooxygenase (COX). COX findet immer dann statt, wenn in unserem Körper Gewebe geschädigt wird, etwa durch Verletzungen oder Entzündungen. Die Schmerzrezeptoren werden stimuliert und wir spüren Schmerzen. Wird die COX aber unterdrückt, lindert das unser Schmerzempfinden.

Das Problem ist jedoch, dass NSAR auch die COX-Enzyme außerhalb des Gehirns blockieren. Dadurch treten unerwünschte Nebenwirkungen auf, wie die Schädigungen der Schleimhaut in Magen und Zwölffingerdarm. Außerdem beeinträchtigen die drei Schmerzmittel-Sorten auch die Blutgerinnung und erhöhen so die Gefahr von Blutungen. 

Der Vorteil: ASS, Ibuprofen und Diclofenac setzen sich aufgrund ihrer chemischen Struktur in entzündetem Gewebe ab. Dadurch hemmen sie Entzündungen. Diese Eigenschaft fehlt dem Paracetamol.

Paracetamol gehört im Gegensatz dazu zu den Analgetika. Es wirkt nur Fieber senkend und schmerzlindernd. Wie genau Paracetamol wirkt, weiß man bis heute nicht genau. Fest steht, dass es seine schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung hauptsächlich im zentralen Nervensystem entfaltet, also im Rückenmark und im Gehirn. Auf die Cyclooxygenase hat Paracetamol keinen Einfluss.

Kurz gesagt: Ibuprofen, Diclofenac und Aspirin wirken blutverdünnend, helfen aber gegen Schmerzen, Fieber und auch bei Entzündungen. Paracetamol wirkt nur gegen Schmerzen und Fieber.

Ibuprofen - Diclofenac - gleich gefährlich

Auch mit Diclofenac sollten Sie vorsichtig sein - in einer Langzeit-Studie der Universität Aarhus wurde nachgewiesen, dass die regelmäßige Einnahme von Diclofenac das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall dramatisch erhöht. Die dänischen Forscher kommen zu dem Schluss, dass Diclofenac nur noch auf Rezept erhältlich sein sollte. In Schweden wird Diclofenac seit 1. Juni 2020 nur noch nach ärztlicher Verschreibung an Patienten verkauft. In Deutschland und auch in fast allen anderen EU-Ländern ist Diclofenac rezeptfrei erhältlich. Es gibt momentan auch keine Pläne, das zu ändern. 

Schmerzmittel - wie einnehmen?

"Man muss auch ganz klar sagen, bei normaler Anwendung und bei entsprechender Vorsicht, bei Berücksichtigung der Risikofaktoren und eventuell Rücksprache mit dem Arzt, bevor man es erstmalig oder langfristig nimmt, sind diese Medikamente verhältnismäßig sicherer als viele andere", sagt Jörg Schelling über die gängigen rezeptfrei erhältlichen Schmerzmittel.

"Generell heißt es bei allen freiverkäuflichen Schmerzmitteln: Länger als drei Tage am Stück sollte man sie nicht einnehmen. Sind die Probleme dann nicht weg, sollte man ohnehin zum Arzt gehen."

Jörg Schelling

Gerade bei den rezeptfreien Mitteln ist es für Schelling deshalb wichtig, dass Patienten eine regelmäßige (und nicht vom Arzt verordnete) Einnahme überprüfen und sich im Zweifelsfall an einen Arzt, eine Ärztin oder auch eine Apothekerin oder einen Apotheker wenden.

Ibuprofen - andere Medikamente Wechselwirkungen

Ibuprofen darf nicht zusammen mit bestimmten anderen Medikamenten eingenommen werden - weil sich sonst die bestehende Gefahr für Blutungen im Darm noch erhöht: Dazu gehören Kortison-Präparate, gerinnungshemmende Medikamente oder Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI. Auch Menschen, deren Herz, Leber oder Nieren erkrankt sind oder die an Magengeschwüren leiden, sollten Ibuprofen besser nicht nehmen. Das gilt auch für Frauen im dritten Drittel der Schwangerschaft.

Wie kommt das Ibuprofen ins Grundwasser? Und wie konnten bei Flusskrebsen Verhaltensänderungen durch Psychopharmaka festgestellt werden? Mehr dazu im Podcast "Besser leben", den Sie in der ARD Mediathek abonnieren können:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wie-kommt-das-ibuprofen-ins-grundwasser/bayern-1/93145828/

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