Ist Tagträumen gesund? Das Gehirn auf Wanderschaft fördert die Kreativität
Tagträumen hilft dem Gehirn sich zu entspannen und fördert sogar die Kreativität, sagt der Gehirnforscher Henning Beck. Er empfiehlt daher, monotone Tätigkeiten, bei denen man nicht viel nachdenken muss und abschweifen kann, gezielt in den Alltag einzubauen.
Wann tagträumen wir?
Der Mensch hat eine eigene Hirnregion, die nur dafür da ist, auf gedankliche Wanderschaft zu gehen - also zum Tagträumen. Das Besondere ist, dass diese Region genau dann aktiv ist und wir tagträumen, wenn wir Routinetätigkeiten machen, sagt Gehirnforscher Henning Beck. Man kennt das vielleicht vom Staubsaugen, vom Duschen, vom Spazierengehen mit dem Hund, man fährt mit dem Auto, Fahrrad oder im Zug.
Es sind also Tätigkeiten, mit einer monotonen, automatischen Bewegung, die man die ganze Zeit macht und über die man nicht konkret nachdenkt. "Genau dann schalten wir gewissermaßen ab und tagträumen so vor uns hin. Und genau das sind auch die Momente, wo man besonders kreativ ist", weiß der Hirnforscher.
Tagträumen fördert die Kreativität
Deshalb empfiehlt Henning Beck unbedingt Routine-Tätigkeiten in den Alltag einzubauen, damit das Gehirn auch mal auf Wanderschaft gehen und kreativ sein kann. "Wir leben in einer Zeit, in der das Tagträumen weg optimiert wird", kritisiert Beck. Permanent lenken wir uns mit etwas ab: dem Handy, einer Zeitung, surfen im Internet. "Man optimiert in diesem Moment die Langeweile und das ist schade", findet Henning Beck.
Tagträumen fördert neue Inspirationen
Beim Tagträumen werden laut dem Gehirnforscher genau die Regionen aktiviert, die Fragen stellen, Hypothesen aufstellen, das Gedächtnis durchkramen. "Daraus werden neue Gedanken geformt", sagt Beck. Allerdings macht man sich diese Gedanken nicht bewusst, sondern man driftet gedanklich ab und nimmt daraus dann vielleicht eine Inspiration mit. In der Regel merkt ein Tagträumer auch erst danach, dass er gerade geträumt hat.
"Beim Tagträumen verdauen wir auch die Informationen, die wir vorher aufgenommen haben. Und so wie wir Essen verdauen müssen, müssen wir auch Information verdauen, weil nur dann kann neues Wissen daraus entstehen", sagt der Hirnforscher.
Kann man mit dem Gehirn mal nicht denken?
Das Gehirn ist - ähnlich wie der Oberschenkel - auch nur ein Muskel im Körper. Sich gedanklich auf die Couch legen, sodass das Hirn mal überhaupt nicht denkt, klappt aber nur bei professionellen Meditationsmeisterinnen und -meistern mit jahrzehntelanger Übung, meint der Experte. Aber bei allen anderen Menschen denkt das Gehirn quasi immer. "Auch wenn Sie denken, dass Sie nichts denken, denken Sie irgendwas", sagt Henning Beck. Allerdings gibt es natürlich geistige Ruhepausen, in denen man nicht konzentriert oder auf etwas fokussiert ist.
Einen richtig unterhaltsamen Podcast zum Thema "Glücklichsein" haben wir hier für Sie:
https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/maike-van-den-boom-autorin/bayern-1/78782896/