Wann sollte man sich trennen Zeichen, dass die Beziehung nicht funktioniert
Wann ist eine Liebesbeziehung am Ende, wann sollte man sich trennen. Autor und Trennungscoach Thomas Meyer darüber, wie viele Tage in einer Beziehung sehr gute, glückliche Tage sein sollten.
Toxische Beziehung
"Ich glaube, dass der Sinn einer Beziehung darin besteht, einander gut zu tun und in der Entwicklung zu unterstützen. Ich glaube, dass eine Beziehung, die Sie kleinhält und traurig macht, beendet werden muss." Mit diesen Sätzen beginnt das Buch des Schweizer Autors Thomas Meyer "Trennt euch". Es erschien 2017 und wurde ein Bestseller. Und der Autor selbst arbeitet seitdem auch als Trennungscoach und begleitet Menschen, die sich trennen. Auf der Blauen Couch hat er mit BAYERN 1 Moderatorin Dominique Knoll über das Thema Trennung geredet.
Schlechte Beziehungen machen krank, das ist seine Erfahrung. Ebenso die Tatsache, dass man als Partner oder Partnerin den Charakter seines Gegenübers niemals ändern kann. Deswegen ist aus seiner Sicht eine große Anzahl an Gemeinsamkeiten das Wichtigste für das Gelingen einer Beziehung. Wenn ich aber feststelle, dass ich nicht mehr glücklich bin in meiner Liebesbeziehung. Wann sollte man eine Beziehung denn beenden?
Hören Sie hier dasganze Gespräch mit Thomas Meyer in unserem Blaue Couch Podcast:
https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/thomas-meyer-schriftsteller-und-trennungscoach-ueber-den-richtigen-moment-neu-anzufangen/bayern-1/12382899/
Wann sollte man sich trennen
Als ersten Schritt empfiehlt Thomas Meyer, eine ehrliche Beziehungsbilanz aufzustellen und zum Beispiel die Gründe, die für und die gegen die Beziehung sprechen, aufzuschreiben. Oder ganz einfach zu zählen:
"Ich glaube, man kann da ganz nüchtern eine Bestandsaufnahme machen und aufschreiben, an wie vielen Tagen in der Beziehung fühle ich mich gut pro Monat, an wie vielen nicht. Es ist ja immer irgendwas, was man sich so nicht gewünscht hat, es gibt immer Meinungsverschiedenheiten und Kompromisse, die man immer wieder neu schließen muss. Aber wie oft ist das eine Beziehung, in der ich zehn Tage Ruhe habe, zehn Tage die so ein bisschen genervt sind und zehn Tage, die offene Aggression enthalten. 28 von 30 Tagen sollten wirklich, wirklich gut sein."
Trennungsgespräch
Wie führt man dann das Trennungsgespräch? Thomas Meyer gibt als Tipp, zuallererst ehrlich zu sein und zum Beispiel schlicht zu sagen: "Die Beziehung funktioniert nicht mehr für mich und deswegen beende ich sie." Wenn das Gegenüber das nicht wolle, drohe ein langes und schmerzhaftes Gespräch - das Thomas Meyer dann schlichtweg nicht führen würde. Denn dieser Moment der Trennung sei der schlechteste Moment für ein Gespräch darüber, wer was falsch gemacht hat. Nach dem "Trennungssatz" sei es besser, einander Raum zu geben - indem man für eine Zeit in eine andere Wohnung oder zu Freunden ausweicht zum Beispiel.
Loslassen nach einer Trennung
Wer verlassen wird, empfindet ganz natürlich Trauer, Groll, Verletzung, Wut, Eifersucht. Das ist ganz normal. Dennoch kann man nach einiger Zeit in der Rückschau mit einem einfachen Satz versuchen, dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin gute Gedanken auf den Weg mitzugeben - das erleichtert das eigene Loslassen, so Thomas Meyer. Der Loslass-Satz lautet: "Ich danke dir für all die Geschenke, die ich erhalten habe, und wünsche dir für deinen weiteren Weg nur das Beste."
Nach der Trennung muss man darauf hören, was einem selbst gut tut. Dazu gehört nicht, dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin auf den sozialen Medien zu folgen oder an Orte zu gehen, an denen ein Treffen wahrscheinlich ist. Auch, wenn es sehr schwer fällt, hat Thomas Meyer, für diese Situation, wie er sie nennt, "Verhaltensempfehlungen": "Ich verstehe die Versuchungen alle, auch die niederen. Aber es ist ratsam, ihnen zu widerstehen, sich auch zu fragen: 'Hey, warum habe ich jetzt den Drang, welchem Gefühl weiche ich gerade aus, indem ich dem Drang nachgebe und was brauche ich jetzt gerade'." Trennungen seien immer schwere Erfahrungen, Mini-Traumata quasi.
"Wenn mich eine Frau verlassen hat, dann tut es mir garantiert nicht gut, auf Instagram nachzusehen, mit wem sie jetzt ihre Zeit verbringt. Das kann nicht gut sein, also sollte man es einfach lassen."
Thomas Meyer
Trennung mit Kindern
Wenn man gemeinsame Kinder hat, ist es oft noch viel schwieriger sich zu trennen - aus Sorge darum, ob die Kinder bei einer Trennung oder Scheidung Schaden nehmen. Die Furcht, Kinder durch eine Trennung zu traumatisieren, ist bei den meisten Eltern sehr groß. Dem widerspricht Thomas Meyer. Kinder würden durch eine Trennung nicht automatisch traumatisiert. "Ich bin überzeugt, dass Kinder in destruktiven, unglücklichen Beziehungen noch viel stärker leiden, denn die Partner haben immer die Möglichkeit, damit aufzuhören. Kinder haben diese Möglichkeit nicht. Sie müssen mitmachen und sind hilflos und verletzlich. Und sehen ja, dass es Mama und/oder Papa wirklich nicht gut geht. Das ist das wahre Trauma für Kinder." Das sei auch ein schlechtes Vorbild, wenn die Eltern in einer destruktiven Beziehung verharren. Man könne sich - um der Kinder willen - auch anständig trennen.
Trennung vorbeugen
Viele Beziehungsprobleme sind Kommunikationsprobleme. Daher empfiehlt Thomas Meyer vor einer Trennung, nochmal mit der Partnerin oder dem Partner zu reden über die eigenen Bedürfnisse und die eigenen Grenzen. Auch, wenn die Beziehung trotzdem keine Zukunft hat, verdiene der andere, das zu wissen und ein solches Gespräch gebe einem selbst die Möglichkeit, nicht die selben Konflikte mit in die nächste Beziehung mitzunehmen.
Noch mehr Wissen über die Liebe oder darüber, wie es gelingen kann, lange miteinander glücklich zu sein - gibt es in unseren Romantischen Podcasts, Podcasts über die Liebe.