Wasserfilter Wie sinnvoll sind Wasserfilter?
Gerne genommen, um Wasser zu enthärten: Filterkartuschen. Die Stiftung Warentest hat Wasserfilter unter die Lupe genommen. Überflüssig, sinnvoll oder sogar gefährlich?
Das Trinkwasser in Deutschland hat eine hervorragende Qualität. Und auch die Deutschen bewerten Leitungswasser durchweg positiver als noch vor 25 Jahren. Mittlerweile würden über 90 Prozent die Qualität des deutschen Trinkwassers mit "sehr gut" oder "gut" beschreiben und laut einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2019 (prolytics im Auftrag des BDEW) trinken auch 86 Prozent der Deutschen regelmäßig Wasser aus dem Hahn.
Sollte man Wasser filtern?
Laut Umweltbundesamt kommt in 99 Prozent aller deutschen Haushalte Trinkwasser in sehr guter Qualität aus den Leitungen. Extra Filter, um dieses Wasser zu veredeln oder aufzubereiten, bräuchte es also eigentlich nicht. Trinkwasser gilt als das am besten und strengsten kontrollierte Lebensmittel der Bundesrepublik. Die Gesundheitsämter haben die gesetzliche Pflicht, Wassergewinnungs- und Wasserversorgungsanlagen regelmäßig zu überwachen. Die deutsche Trinkwasserverordnung enthält zum Teil sogar strengere Vorgaben als das europäische Recht.
"Das Trinkwasser, das aus unseren Leitungen kommt, ist wirklich sehr gut kontrolliert und nicht mit Schadstoffen oder mit Medikamenten oder dergleichen belastet."
Daniela Krehl, Verbraucherzentrale Bayern
Trotzdem sind viele Verbraucher der Meinung, Wasser aus dem Hahn noch einmal filtern zu müssen. Wie die Verbraucherzentrale bereits vor Jahren bemängelt hat, suggerieren auch einige Hersteller von Wasserfiltern, dass Leitungswasser gewisse Risiken bezüglich Keimen und Schadstoffen berge. Braucht es diese Wasserfilter überhaupt und wenn ja: Wofür?
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Kalk aus dem Wasser filtern - das klappt nur teilweise
Viele Verbraucher erhoffen sich beim Einsatz von Wasserfiltern vor allem, dass das Wasser enthärtet wird und dadurch Wasserkocher, Bügeleisen oder Kaffeemaschinen nicht so schnell verkalken. Sechs Kannen samt original Filterkartuschen und zwei Fremdkartuschen hat die Stiftung Warentest untersucht (07/2022). Das Ergebnis war durchweg ernüchternd. Selbst die beiden Testsieger von Marktführer Brita (Maxtra+) schaffte nur ein "befriedigend" im Qualitätsurteil (3,5). Der Wasserfilter von "Amazon basics" schaffte sogar nur ein "ausreichend" (4,2) in der Gesamtnote. In der Kartusche von "Yucoma" fanden die Tester sogar Keime.
Lediglich ausreichend bis mangelhaft war dagegen die reine Filterfunktion. Insbesondere das Entkalken klappt nur teilweise gut, sagt Stephan Scherfenberg von Warentest: "Die Filter von Brita haben einen kleinen Vorsprung und kriegen das schlechteste "befriedigend" vor den anderen, die dann halt "ausreichend" beziehungsweise "mangelhaft" sind."
Kurze Leistungsdauer bei Enthärtung
Beim Versuch von Warentest, das Wasser mittels Filter zu enthärten, gelang es nur anfangs, das Prüfwasser mit dem Härtegrad 17 (im unteren Bereich) auf optimale Teewasserhärte zu senken. Statt vier Wochen und 100 Liter Filterwasser - wie beispielsweise von Brita versprochen - schaffen die getesteten Wasserfilter durch die Bank nur ein Viertel der Zeit volle Filterleistung, bemängelt Stephan Scherfenberg: "Das haben sie nur eine Woche lang geschafft. Und danach hätte man, wenn man immer gleichbleibend weiches Wasser haben möchte, schon wieder den nächsten Filter kaufen müssen. Und die Filter kosten ja bis zu 6,65 Euro pro Stück. Eine deutliche Investition und ein Müllberg, den sie zusätzlich produzieren."
In der Tat bedeutet "hartes Wasser" immer, dass Geräte wie Kaffeemaschinen, Wasserkocher oder Bügeleisen relativ häufig entkalkt werden müssen. Unterm Strich ist gängige Zitronensäure oder Essigessenz wesentlich günstiger. Für den Menschen ist hartes Wasser dagegen völlig ungefährlich. Im Gegenteil, sagt Daniela Krehl von der VZ Bayern, "Kalk ist für den Körper sehr sinnvoll ist. Denn das Calcium und das Magnesium müssen wir ja über die Nahrung oder über das Trinkwasser aufnehmen. Und deswegen ist es ganz positiv zu bewerten. Um Kalkbildung vorzubeugen, gibt es tatsächlich nicht viel außer schrubben und putzen."
Wie gefährlich sind Wasserfilter?
Wer nicht häufig genug den Filter wechselt, riskiert, dass die Qualität des Wassers mit Filter schlechter wird als ohne. Das liegt auch daran, dass gerade Aktivkohlefilter die angelagerten Stoffe wieder konzentriert abgeben, wenn sich zu viele davon angesammelt haben. Auch Timer an den Filtern geben da nicht immer optimal Auskunft. Viele Filter sind zwar mit einer Wechselanzeige ausgestattet, sollen aber vor allem verhindern, dass die Kartusche zu lange genutzt wird. Wann das Filtermaterial nicht mehr wirkt, wird nicht angezeigt.
In den Aktivkohlefiltern ist zwar oft keimtötendes Silber enthalten, aber wenn das ausgewaschen ist, gelangen die Keime trotzdem ins gefilterte Wasser. Vor allem, wenn das Wasser länger steht. Daniela Krehl von der VZ Bayern rät deshalb: "Es ist ganz dringend notwendig, dass man wirklich das Wasser kühl hält. Also die Filter am besten im Kühlschrank aufbewahren. Auch das Wasser im Anschluss möglichst nicht über 24 Stunden lagern, sondern dann wirklich auch relativ zügig verwenden."
Spätestens nach vier Wochen sollten aus Verkeimungsgründen die Filter ausgetauscht werden. "Wir haben ein Worst-Case-Szenario nachgestellt", erklärt Stephan Scherfenberg von Stiftung Warentest, "und haben eine Woche die gebrauchten Filter in der Kanne stehen lassen. Dann zehn Liter Wasser durchgefiltert und geguckt, wie viele Keime da drin waren. In allen Kannen fanden wir dann Keime." Wer also im Urlaub war, sollte immer einen frischen Filter einsetzen.
Wie funktionieren Wasserfilter?
Das Geschäft mit Wasserfiltern boomt. Am bekanntesten und beliebtesten sind die Aktivkohlefilter. Diese Filter können sicher viele Inhaltsstoffe aus dem Wasser filtern, wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, Medikamentenrückstände oder auch Herbizide. Aber Blei, Nitrate und selbst Calcium und Magnesium (sorgen für die Kalkablagerungen) gehen schnell auch durch diesen Filter. Außerdem sind Aktivkohlefilter eben besonders keimanfällig.
Wesentlich effektiver, aber auch teurer sind Membran-Filter oder das so genannte Umkehrosmose-Verfahren. Dabei wird Wasser mittels einer elektrischen Pumpe durch eine Membran gepresst. Tatsächlich können dadurch nicht nur Nitrate oder Phosphate, sondern auch Mineralstoffe herausgefiltert werden. Allerdings ist das Verfahren sehr aufwändig und dass für einen Liter gefiltertes Wasser fast die dreifache Menge aufgewendet werden muss, steht eigentlich in keinem Verhältnis. Zudem enthält dieses Wasser kaum noch Mineralien, die für uns lebensnotwendig sind, weil sie unser Körper nicht selbst produzieren kann.
Gut gegen Kalk sind insbesondere so genannte Ionenaustauscher. Diese entziehen dem Wasser die polaren, anorganischen Teilchen (Ionen) und ersetzen zum Beispiel positiv geladene Magnesium-Ionen durch positiv geladene Natrium-Ionen. Ähnlich werden auch andere Ionen ausgetauscht. Ionenaustauscher sind entweder fest installiert und enthärten beispielsweise das Trinkwasser im ganzen Haus oder werden als Patronen in Tisch-Wasserfiltern eingesetzt. Wie auch bei den Aktivkohlefiltern drohen Ionenaustauscher rasch zu verkeimen - vor allem, wenn sie länger nicht verwendet werden.
Sind Wasserfilter sinnvoll?
Tatsache ist, dass die Behörden nur bis zum Anschluss im Haus über die Trinkwasserqualität wachen. Ab da ist es dann Aufgabe des Hauseigentümers, für sauberes, einwandfreies Trinkwasser zu sorgen. Natürlich gibt es hier und da Sorge, dass Kupfer oder Blei aus den Rohren ins Trinkwasser gelangen. Allerdings sind Bleirohre nur bis 1973 in Häusern verbaut worden und nicht in jedem Altbau sind wiederum Bleirohre zu finden. Wer trotzdem Zweifel hat, kann eine Wasseranalyse durchführen lassen, die beim zuständigen Wasserwerk oder auch bei einem unabhängigen Institut zwischen 20 und 50 Euro kostet. Der maximale Gehalt von Blei (0,01 mg) und Kupfer (2 mg) im Trinkwasser ist gesetzlich klar geregelt.
Auch Medikamentenrückstände oder Nitrate sind - zumindest bisher - gar nicht oder in nicht gesundheitsgefährdenden Konzentrationen nachweisbar. Die Legionellen-Bakterien treten zwar immer mal wieder auf, kommen aber nicht aus dem öffentlichen Wassernetz, sondern entstehen meist bei der Aufbereitung von Warmwasser. Filter helfen da auch nicht weiter.
Weiterführende Links:
- Rechtliche Grundlagen für das Trinkwasser in Deutschland beim Umweltbundesamt
- 83 Prozent der Deutschen trinken regelmäßig oder gelegentlich Leitungswasser
- Warentest: Wasserfilter im Test (6/2022)
- Verbraucherzentrale: Brauche ich einen Wasserfilter?
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