Bayern 1


58

Frittieröl entsorgen Wohin mit altem Speiseöl?

Wie entsorgt man altes Frittieröl? Biotonne oder Restmüll? Und wo kann man spezielle Altfett-Recycling-Systeme wie "Öli" oder "Jeder Tropfen zählt" bekommen?

Von: Alexander Dallmus

Stand: 29.01.2025

Frittieröl entsorgen | Bild: iStock/ Jan Schneckenhaus/ BR

Altes Öl aus der Fritteuse – wie entsorgen?

Alte Speisefette und -öle aus dem privaten Haushalt sind meist ein Gemisch aus tierischen und pflanzlichen Fetten. Das bisschen Bratfett aus der Pfanne lässt sich noch mit einem Küchentuch auswischen, wer allerdings regelmäßig frittiert oder etwa auch Konserven mit in Öl eingelegtem Gemüse kauft, bei dem fällt schnell etwas mehr an. Das Problem hat auch BAYERN 1 Hörerin Gertraud Modlmaier aus Fürstenfeldbruck. Sie isst gerne Antipasti aus dem Glas und am Ende weiß sie nicht so recht, wohin mit dem übriggebliebenen Öl.

Altfett in der Kanalisation lockt Ratten an

Auf gar keinen Fall sollten Sie altes Pflanzenöl oder andere, nicht mehr zu verarbeitende Fette, im Ausguss oder über die Toilette entsorgen (Was darf nicht in die Toilette). Darüber freuen sich nur professionelle Rohrreiniger, die dann für teures Geld Ihren Abfluss wieder freimachen - sondern auch Ratten, denn die so entstehenden Ablagerungen im Kanal dienen als Nahrungsquelle für allerlei Ungeziefer. Aber zu viel Fett und Öl setzt nicht nur den Rohren zu, sondern auch den Kläranlagen - wo es für Arbeit sorgt und die Betriebskosten der Anlage erhöht:

"Es entsteht nämlich zum Beispiel der sogenannte 'Blähschlamm'. Dieser Schlamm in der Kläranlage schwimmt auf dem Wasser und sinkt nicht, wie der normale Klärschlamm, auf den Boden des Klärbeckens ab. Es ist ein erhöhter Betriebsaufwand erforderlich, diesen Schlamm zu behandeln."

Martin Meier, Leiter Kreislaufwirtschaft vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg

Dabei gibt es viel bessere Wege, Speisefette und -öle im Haushalt zu entsorgen. Unter Umständen eignen sie sich sogar noch zur Herstellung von Kosmetika und Reinigungsmitteln. In jedem Fall haben sie ein hohes Energiepotenzial. Tierische und pflanzliche Fette sowie Speiseöle sind energiereich und lassen sich bei getrennter Sammlung gut stofflich oder energetisch verwerten.

Wohin mit altem Frittieröl?

Natürlich lassen sich auch Ölreste aus Gläsern mit eingelegten Oliven oder Gemüse eventuell nochmal für ein Salatdressing verwenden, aber oft fällt so viel an, dass es mit der "Zweitverwertung" schwierig wird. Größere Mengen, zum Beispiel aus der Fritteuse, können immerhin zusammen mit dem Restmüll in Müllverbrennungsanlagen noch energetisch genutzt werden. "Als Behältnisse bieten sich beispielsweise auch leere Einweg-Kunststoffflaschen an", schlägt Martin Meier vom LfU vor. "Die Restmülltonne ist bei flüssigen Fetten oder Ölen auf jeden Fall der bessere Weg." Ob Speiseöle und Fette eventuell auch in die Biotonne gegeben werden können, regeln die Abfallsatzungen der jeweils zuständigen Kommunen in Bayern.

Wo wird Öli angenommen?

Nahezu überall in Bayern, mit einigen Lücken in Franken, wird eine Entsorgung über ein Tauschsystem namens Öli an den Wertstoffhöfen angeboten. Dort bekommt man gegen Pfand einen 3-Liter fassenden Öli-Eimer (früher war er gelb, nun ist er grau), den man dann gefüllt mit altem Speiseöl dort auch wieder abgeben kann. Auch altes Speiseöl in Plastikflaschen oder anderen Originalbehältern wird dort angenommen. Wo der nächste Wertstoffhof ist, der Öli Behälter annimmt und auch ausgibt, erfahren Sie hier auf der Website von Öli Deutschland. Der Eimer wird dann am Wertstoffhof abgeholt, geleert und gereinigt, kann also im System immer wieder verwendet werden. Wer den ÖLI-Eimer nicht mehr braucht, bekommt das Pfand wieder zurück. Mittlerweile gibt es vor allem auch in Franken mit "Jeder Tropfen zählt" noch einen weiteren Anbieter für Altfett-Entsorgung mit einem praktischen Recycling-System.

Was ist "Jeder Tropfen zählt!"?

Auch in Franken gibt es die Sammelinitiative "Jeder Tropfen zählt!". Bei "Jeder Tropfen zählt!" wird altes Pflanzenöl und Speisefett nicht über die Wertstoffhöfe, sondern über Sammelstationen wieder in den Kreislauf geholt. Die sind hellgrün und stehen - strategisch günstig - meist in der Nähe von Supermärkten oder Wertstoffinseln. "Diese Sammelstationen sind - und das ist ein Kernelement der Sammlung - rund um die Uhr zugänglich", sagt Hubert Zenk, Geschäftsführer von "Jeder Tropfen zählt!", "wir haben also keine Abhängigkeit von irgendwelchen Öffnungszeiten. Wir müssen keinen Umweg machen, um wieder diese Fette abzugeben und neue Leer-Behälter zu bekommen." Es ist ganz einfach, mitzumachen. Gesammelt wird in 1,2 Liter grünen Pfandflaschen, die dann an den Sammelstationen zurückgegeben und gegen eine leere ausgetauscht werden können. Website der Sammelinitiative und wo die Automaten zur Öl-Entsorgung stehen, hier: jedertropfenzaehlt.de

Wie viel altes Speiseöl wird so gesammelt?

Im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojektes wurden von November 2018 bis März 2020 in Erlangen, Fürth und der Jura-Rothsee Region über 27 Tonnen gebrauchtes Speiseöl und Speisefett gesammelt und recycelt.

Wofür werden alte Speisefette wiederverwertet?

In Biogasanlagen oder auch Faultürmen von Bio-Kläranlagen können diese alten Speisefette sehr gut stofflich verwertet werden. Aber natürlich auch in Anlagen zur Herstellung von Bio-Heizstoffen oder -Kraftstoffen, sagt Martin Meier vom LfU: "Es gibt aber auch die Möglichkeit der stofflichen Verwertung in Anlagen zur Herstellung von Biokraftstoff oder Bio-Heizstoffen." Auch ein direkter Einsatz in als Blockheizkraftwerk ausgelegten Motoren, mit Stromerzeugung und möglichst umfassender Wärmenutzung, ist möglich.

Auch bei "Jeder Tropfen zählt!" legt man Wert auf eine regionale und damit auch ökologisch sinnvolle Verwertung: "Bei uns gehen die Öle vor allem an die mittelständische Biodieselindustrie, vorwiegend in Süddeutschland", sagt "Jeder Tropfen zählt!"-Geschäftsführer Hubert Zenk. Der schöne Nebeneffekt: Dieses alte Pflanzenöl kann dann das umstrittene Palmöl ersetzen, welches sehr oft in unserem Biodiesel drin ist.

Was mache ich, wenn ich keine ÖLI- oder "Jeder Tropfen zählt"-Initiative im Landkreis habe?

Wer auch gerne ein ähnliches System bei sich im Landkreis haben möchte, kann mal nachhaken. Üblicherweise beim Referat in der Kommune oder im Landratsamt, das für die Abfallentsorgung zuständig ist und das die Wertstoffhöfe betreibt. "An die kann man diese Idee herantragen," sagt Martin Meier vom LfU in Augsburg, "letztendlich muss dann der Landrat oder der Bürgermeister das mitentscheiden und mittragen."

Weiterführende Links und Quellen zur Entsorgung von Frittieröl

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Abfallratgeber Bayern

Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Entwicklung von Instrumenten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen (pdf)

Hier die Podcast-Epidose zum Frittieröl anhören:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wohin-mit-altem-frittieroel/bayern-1/87768732/

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast"

Alle Episoden zum Nachhören oder auch den Podcast im Abo gibt's jederzeit und kostenlos bei iTunes, Spotify und der ARD Audiothek.
Sie haben auch eine Frage? Schreiben Sie uns! Oder stellen Sie sie uns, einfach per Sprachnachricht unter +49 151 19589000, und wir versuchen, sie für Sie zu beantworten.

Ihre Frage an das "Besser leben" Team

Mit * gekennzeichnete Felder sind verpflichtend.

Bitte geben Sie höchstens 500 Zeichen ein.

Einwilligungserklärung *

Informationen nach Art. 13 der Datenschutz-Grundverordnung

Dieser Artikel erschien zuerst im Jahr 2020, wird aber regelmäßig von uns aktualisiert.


58