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Windrad Warum stehen manche Windräder still?

Es windet, doch die Windräder in der Umgebung stehen trotzdem still? Warum diese teilweise heruntergeregelt werden müssen und was man bereits dagegen tut, lesen Sie hier.

Stand: 05.06.2023

Ein Windrad bei Unteregg im Allgäu bei Sonnenuntergang | Bild: mauritius images / Christoph Jorda

Warum stehen Windräder still, obwohl der Wind weht? 

Diese Frage stellte BAYERN 1 Hörer Steffen aus Weißenburg-Gunzenhausen: "Als ich die Autobahn entlanggefahren bin, habe ich gesehen, dass sich kein einziges Windrad dreht. Obwohl es ganz schön stürmt. Könnt Ihr mir sagen, warum die sich nicht drehen?" 

Es gibt natürlich einige gute und ganz alltägliche Gründe, warum Windräder stillstehen, selbst wenn der Wind weht. Von der Wartung, über Reparatur bis hin zum Schallschutz oder Tierschutz, weil der Betrieb wegen Fledermäusen oder Greifvögeln eingeschränkt ist. Manchmal ist es auch so stürmisch, dass es besser ist, die Windräder gleich aus dem Wind zu drehen, um zu vermeiden, dass Teile der Anlage kaputtgehen.  

Problem: Überlastete Stromnetze 

Leider verhält es sich aber auch sehr oft so, dass Windräder stillstehen, weil sie zu viel Strom produzieren. Jedenfalls mehr, als die Stromnetze aktuell aufnehmen können. Die Anlage wird dann vom Netzbetreiber runtergeregelt, um eine lokale oder regionale Überlastung des Stromnetzes und einen Stromausfall zu vermeiden. Eine irre Situation. Gerade angesichts des künftig steigenden Strombedarfs, sagt Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW): "Dadurch, dass die Elektromobilität mit Macht kommt, haben Sie schon mal allein eine Verdoppelung Ihres Stromverbrauchs von früher. Durch die Wärmepumpe kriegen Sie eine weitere Verdoppelung für den Stromverbrauch im Haushalt. Er wird aber auch in der Industrie zunehmen, weil der fossile Brennstoff durch Strom und durch Wasserstoff ersetzt wird." 

Ärgerlich: Kohle statt Wind 

Stellt sich die Frage: Warum werden – in Zeiten der Überproduktion – dann nicht klimaschädliche Stein- oder Braunkohlekraftwerke abgeschaltet, statt auf umweltfreundliche, erneuerbare Energien zu verzichten? Ganz einfach: Weil ein Kohlekraftwerk nicht so einfach herunter- und wieder hochgefahren werden kann. Unkomplizierter ist es, die Windräder aus dem Wind zu nehmen, auch wenn es kräftig bläst.  

Die betroffenen Windpark- oder Windradbetreiber bekommen diese Ausfallkosten natürlich bezahlt und zwar von uns Verbrauchern. Der Betrag ist, etwas versteckt, auf der Stromrechnung, unter dem Punkt "Netzentgelte" zu finden. Insgesamt summieren sich diese Erstattungskosten auf stattliche Beträge. Allein im ersten Halbjahr 2022 haben die deutschen Verbraucher, laut Bundesnetzagentur, knapp 150 Millionen Euro dafür bezahlt.  

Immer öfter: Überlastung der Stromnetze 

Mehr als 4,8 Milliarden Kilowattstunden an erneuerbarem Strom konnten in den ersten sechs Monaten 2022 nicht in die Stromnetze eingespeist werden, weil es Engpässe in den Leitungen gab. Das entspricht knapp fünf Terrawattstunden und damit etwa einem Prozent des gesamtdeutschen Jahresverbrauchs. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, eine Steigerung um 23 Prozent. Umso wichtiger, sagt Jürgen Quentin von der Fachagentur Windenergie an Land, ist der zügige Ausbau der Stromnetze: "Damit wir den Strom, den wir in Regionen, insbesondere in Norddeutschland, Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein haben – da gibt es sehr, sehr viel Windstrom gerade jetzt in der Winterjahreshälfte, auch aus dieser Region rausbekommen. In den Süden, gerade nach Bayern. Weil die Leitungen fehlen, müssen stattdessen die Anlagen stillstehen." 

Fortschritte bei Trassenausbau 

Immerhin tut sich mittlerweile etwas im Freistaat. Im niederbayerischen Simbach, Landkreis Rottal-Inn, ist bereits der symbolische Spatenstich erfolgt. Dort haben die Arbeiten für eine neue, leistungsfähigere Stromtrasse zwischen Landshut und Österreich begonnen. Die neue 380-Kilovolt-Hochspannungsleitung soll Windstrom aus dem Norden, Solarstrom aus Süddeutschland und Speicherkraftwerke in den Alpen verbinden. Die gesamte Trasse soll bis Ende 2026 fertig sein. 

Mehr Infos & Hintergrund bekommen Sie in dieser Episode unseres Nachhaltigkeitspodcasts "Besser leben" (hier in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren)

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wie-zuverlaessig-ist-windkraft-als-energielieferant-in-deutschland/bayern-1/12048955/

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast"

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