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Zu Hause bleiben trotz Demenz Hilfen im Alltag

Sogenannte niederschwellige Leistungen sollen Menschen mit Demenz dabei unterstützen, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben - das liegt fast allen am Herzen. Doch wer dement ist und zu Hause leben möchte, braucht Unterstützung – in der Regel ist die vor allem am Anfang unbürokratisch erreichbar.

Von: Uli Hesse

Stand: 31.01.2020

Hände einer demenzkranken Frau | Bild: picture-alliance/dpa

Der Gesetzgeber hat in mehreren Reformschritten die Angebote zur Unterstützung im Alltag ausgebaut. Viele dieser Angebote unterstützen Menschen mit Demenz dabei, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben: Sie reichen von stundenweiser Betreuung bis hin zur Hilfe im Alltag. Auch pflegende Angehörige können von niedrigschwelligen Leistungen wie Pflegebegleitern und Angehörigengruppen profitieren.

Bayernweit gibt es rund 1.000 Angebote zur Entlastung von Pflegenden und ihrer demenzkranken Angehörigen, von denen über 690 Angebote gefördert werden. Bundesweit erhalten Pflegebedürftige dafür 125 Euro im Monat.

Bayern zahlt Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 2 zusätzlich 1.000 Euro im Jahr. Das sog. Landespflegegeld kann zu freien Verfügung eingesetzt werden – zum Beispiel für Betreuungsangebote und zur Entlastung im Alltag und speziell zur Entlastung von Pflegenden.

Betreuungsangebote

Alle Betreuungsangebote sollen Patienten dabei unterstützen, so selbständig wie möglich zu leben. Ihre Aufgabe ist auch, pflegende Angehörige stundenweise zu entlasten. Ehrenamtliche Helfer orientieren sich deswegen immer an den Fähigkeiten der Patienten. Sie dürfen sie aber z.B. nicht baden, oder ihnen Medikamente geben, denn dafür ist ein Pflegedienst mit fachlich geschultem Personal zuständig.

Betreuungsgruppen

Für Menschen mit Demenz im frühen bis mittleren Stadium bieten sowohl die Alzheimer Gesellschaft als auch andere Einrichtungen eigene Gruppen an. Dabei treffen sich sechs bis zehn Teilnehmer meistens einmal in der Woche für ca. drei bis fünf Stunden. Je nachdem, wie rüstig sie sind, werden verschiedene Aktivitäten angeboten, vom Vorlesen und Singen bis zu Ausflügen oder einfachen gymnastischen Übungen. Im Vordergrund steht dabei die Geselligkeit.

Solche Gruppen werden von einer Fachkraft geleitet, begleitet von ehrenamtlichen Helfern – auch Demenzhelfern genannt - die vor ihrer Tätigkeit eine 40-stündige Schulung absolvieren müssen und einem Helferkreis angeschlossen sind. Die Kosten für die Teilnahme an solch einer Gruppe liegen zwischen 15 und 25 Euro, je nach Träger und Dauer.

Weitere Infos zu Betreuungsgruppen finden Sie hier.

Solche Gruppen werden von einer Fachkraft geleitet, begleitet von ehrenamtlichen Helfern (Demenzhelfern), die vor ihrer Tätigkeit eine 40-stündige Schulung absolvieren müssen und einem Helferkreis angeschlossen sind. Die Kosten für die Teilnahme an solch einer Gruppe liegen zwischen 15 und 25 Euro, je nach Träger und Dauer.

Ehrenamtlicher Helferkreis

Außerdem können ehrenamtliche Helfer Menschen mit Demenz stundenweise zu Hause besuchen, z.B. einmal die Woche drei Stunden. Je nachdem, wie rüstig die Demenzkranken sind, gehen sie zusammen spazieren, lesen, oder verbringen einfach gemeinsam Zeit miteinander. Bevor es losgeht, besucht eine Fachkraft der Einrichtung, an die der Demenzhelfer angeschlossen ist, die Familie. Ziel ist es, möglichst alle individuellen Wünsche zu berücksichtigen; wichtig ist auch, dass die "Chemie" stimmt.

Anerkannte Helferkreise in Bayern finden Sie hier.

Tagesbetreuung im Privathaushalt (TiPi)

Qualitätsgesicherte Tagesbetreuung in Privathaushalten (TiPi) kann sich für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz lohnen. Dabei werden sie in kleinen Gruppen von einem geschulten Team aus Gastgebern und ehrenamtlichen Helfern, ähnlich wie in einer Pflegefamilie, betreut – hier am Beispiel des Sozialdienstes Unterpfaffenhofen-Germering.

Allerdings gibt es nur wenige Angebote in Bayern.

Entlastungsangebote

Ziel der Entlastungsangebote ist, Menschen mit Demenz und Pflegende im Alltag zu unterstützen.

Alltagsbegleiter

Sie helfen Menschen mit Demenz, den Alltag zu bewältigen und erhalten damit deren Selbständigkeit. Sie packen beispielsweise im Haushalt mit an, helfen bei der Kommunikation mit Ämtern und Behörden, kochen gemeinsam mit dem Menschen mit Demenz und beugen so vor, dass er oder sie immer mehr vereinsamt.

Haushaltsnahe Dienstleistungen

Angehörige können für haushaltsnahe Dienstleistungen die Hilfe Ehrenamtlicher in Anspruch nehmen, z.B. bei der Wäsche, beim Putzen und bei Fahrten zum Arzt. Nähere Informationen gibt es bei den Pflegeberatungsstellen.

Angebote zur Entlastung von Pflegenden

Die Angebote zur Entlastung von Pflegenden richten sich an pflegende Angehörige und vergleichbar nahestehende Pflegepersonen.

Pflegebegleiter

Sie sollen Pflegenden nicht nur emotional, sondern auch ganz praktisch bei der Bewältigung des Alltags helfen – in dem sie zum Beispiel Vorschläge machen, wie die private Pflege besser organisiert werden kann. Bei ihnen steht das Wohlergehen des Pflegenden im Vordergrund, und sie bestärken sie oder ihn darin, sich auch um sich selbst zu kümmern und gesundheitlich nicht zu überlasten.

Angehörigengruppen

In Bayern werden solche Gruppen z.B. von Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände oder den Alzheimer Gesellschaften angeboten. Bayernweit gibt es rund 150 solcher Gruppen, die manchmal für alle pflegenden Angehörigen offen sind, manchmal nur für Angehörige demenzkranker Patienten. In den Gruppen geht es z.B. um Fragen wie:

  • Was tut man, wenn demenzkranke Angehörige weglaufen?
  • Wann steht ein Umzug ins Heim an?
  • Welche finanziellen Leistungen gibt es und wann?
  • Wie verarbeite ich das alles emotional?

"Der Besuch einer Angehörigengruppe kann zwar eine Erleichterung sein, aber gleichzeitig auch Angst machen. Vor allem dann, wenn der eigene Angehörige erst leicht betroffen ist, aber man die letzten Stadien einer Demenzerkrankung vor Augen geführt bekommt. Das kann sehr belasten."

Lydia Ahlig

Nachwuchssorgen beim Ehrenamt

"Ehrenamtliche übernehmen diese Hilfen nach einer professionellen Einführung. Wir stehen jedoch vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen stagniert die Zahl der ehrenamtlichen Helfer, zum anderen wächst die Zahl der Demenz-Patienten. Alle Träger suchen daher nach Menschen, die offen für ein Ehrenamt sind. Falls Sie Interesse und Zeit haben: Melden Sie sich bei den Wohlfahrtsverbänden!"

Lydia Ahlig

Finanzielle Entlastung

Ehrenamtliche Hilfe ist nicht gratis. Da ehrenamtliche Helfer eine Aufwandsentschädigung bekommen, muss man für deren Hilfe mit Kosten zwischen neun und 20 Euro pro Stunde rechnen.

Entlastungsbetrag

Pflegebedürftige ab Pflegegrad 1 erhalten monatlich 125 Euro Entlastungsleistung. Diese muss man jedoch beantragen. Reicht das Geld nicht aus, kann man in vielen Fällen zusätzliche finanzielle Unterstützung bekommen. Angehörige können sich z.B. bei einer Pflegeberatungsstelle informieren.

Tipp: Manchmal bieten auch Nachbarschaftshilfen stundenweise Betreuung an.

Landespflegegeld

Seit 2017 erhalten Pflegebedürftige mit Pflegegrad 2 und höher mit Hauptwohnsitz in Bayern 1.000 Euro im Jahr zusätzlich zur freien Verfügung. Davon kann der Betreuer oder Vormund beispielsweise eine Haushaltshilfe bezahlen. Den Antrag auf Landespflegegeld kann man hier stellen.

Tipp: Alle Betreuungs- und Entlastungsangebote kann man auch bei vielen ambulanten Diensten bekommen. In der Regel sind die Kosten dort allerdings höher.

Nachtpflege-Plätze

Während die Tagespflege ausgebaut wird, gibt es bisher kaum Einrichtungen, die dasselbe für die Nacht vorsehen: In Bayern sind es gerade mal drei Anbieter (Stand: 2020). Der Gesetzgeber sieht das Angebot jedoch vor, und auch der Bedarf dafür ist vorhanden. Denn gerade bei Menschen mit Demenz kehrt sich oft der Tag-Nacht-Rhythmus um, dann können pflegende Angehörige kaum mehr durchschlafen. Bisher bieten vor allem private Einrichtungen die Nachtpflege an; deren Dienste lassen sich allerdings nicht über die Pflegeversicherung abrechnen.

"Für die geringe Zahl an Nachtpflege-Plätzen gibt es vor allem drei Gründe: Die gesetzlichen Anforderungen dafür sind höher als für die Tagespflege, sie sind daher teurer, und die Fachkräfte fehlen."

Lydia Ahlig

Unterschiedliche Angebote in der Tagespflege

Einrichtungen der Tagespflege bieten verschiedene Öffnungszeiten an. Viele sind von Montag bis Freitag von 9-17 Uhr geöffnet, manche aber zusätzlich auch am Wochenende, andere sogar abends. Weil nicht jeden Tag alle Patienten in die Tagespflege kommen, variiert die Zusammensetzung.

"Es werden derzeit immer mehr Tagespflege-Einrichtungen gegründet, die längere Öffnungszeiten und eine Sechs- oder Sieben-Tage-Woche anbieten. Gerade im ländlichen Raum reagieren viele Anbieter auf die erhöhte Nachfrage: Vielleicht wollen die Angehörigen einfach mal den Sonntag für sich haben und die Schwiegereltern dabei in sicheren Händen wissen. Aber auch das geht nur mit dem notwendigen Fachpersonal."

Lydia Ahlig

Um herauszufinden, ob sich eine Tagespflege-Einrichtung für den Verwandten mit Demenz eignet, empfiehlt es sich, erst einmal alleine einen Besuch zu machen und mit dem Pflegepersonal ins Gespräch zu kommen.

Verschiedene Konzepte

Nahezu alle Tagespflege-Einrichtungen stellen ihre Konzepte ins Netz. Den besten Eindruck bekommt man jedoch bei einem persönlichen Besuch, denn manchmal essen die Gruppen in der Tagespflege-Einrichtung zusammen oder machen gemeinsam Spaziergänge. Bevor man sich endgültig entscheidet, kann man einen Probe-Tag vereinbaren.

Kosten und Leistungen

Pflegebedürftige mit Pflegegrad zwei bekommen monatlich 689 Euro Zuschuss für den Aufenthalt in solch einer Einrichtung. Die Kosten für Essen, Unterkunft und für sogenannte Investitionskosten müssen Angehörige selbst tragen. Dieser Betrag beläuft sich auf 15 bis 30 Euro am Tag.

Leistungen der Pflegeversicherung:

  • Pflegegrad 1                  bis 125 € Entlastungsbetrag
  • PG 2:                                 689 €
  • PG 3:                              1.298 €
  • PG 4:                              1.612 €
  • PG 5:                              1.995 €

Tipp: Bevor Angehörige endgültig einen Vertrag bei einer Tagespflege-Einrichtung unterschreiben, sollten sie sich einen Kostenvoranschlag geben lassen.

Tagesbetreuungen

Tagesbetreuungen eignen sich vor allem für Menschen mit beginnender Demenz. Oft haben die Einrichtungen bestimmte Schwerpunkte, sie legen z.B. Wert auf aktivierende Teilhabe mit selbstbestimmter Tagesstruktur und betonen die wertschätzende Haltung gegenüber den Patienten (Silvia Hemmet-Konzept).

Sobald ein Besucher aber Pflege braucht (z.B. wegen Inkontinenz), erreicht eine Tagesbetreuung ihre Grenzen. Zur Finanzierung eines Aufenthalts in so einer Einrichtung kann der Entlastungsbetrag von 125 Euro eingesetzt werden. In der Regel reicht der allerdings nicht aus. Im Einzelfall kann man auch die Leistungen der Verhinderungspflege einsetzen.

"Die Zahl der Tagesbetreuungen nimmt ab. Viele werden in Tagespflegeeinrichtungen umgewandelt, um der steigenden Nachfrage von Pflegebedürftigen gerecht zu werden."

Lydia Ahlig


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