Ende der Welt - Die tägliche Glosse Bayern und Paris
Notre-Dame wird feierlich wiedereröffnet und auch Donald Trump wird da sein, und warum? Ganz einfach: Die Großeltern vom Trump kommen aus Kallstadt in der Pfalz. Und die gehörte mal zu Frankreich und dann auch zu Bayern. Und jetzt Achtung: Die Klöppel für die Glocken von Notre-Dame kommen aus Bayern. Trump lässt sich also als bayerischer Franzose für die Klöppel feiern, ohne denen die Wiedereröffnung von Notre-Dame niemals möglich gewesen wäre. Make Klöppel great again! Vive la France! Eine Glosse von Helmut Schleich.
Wie nahe sich Glanz und Elend kommen können, das kann man dieses Wochenende in Frankreich bestaunen. Wenn die Kathedrale Notre Dame in Paris am Sonntag fünf Jahre nach dem verheerenden Brand wieder eröffnet wird, dann dürfte das für den gebeutelten französischen Präsidenten Macron fraglos der Höhepunkt der Woche werden. Ein Highlight, das auch Donald Trump, der extra dafür anreisen will, nicht trüben kann.
Der bei den Franzosen inzwischen geradezu verhasste Emmanuel Macron soll nach dem Wahldesaster vom Mittwoch in der Nationalversammlung intern angeblich schon erwogen haben, sich demnächst ins Geläut der Kathedrale zurückzuziehen, um dort als neuer Glöckner von Notre Dame sein unglückliches Dasein zu fristen. Zumal die älteste der Glocken seinen Vornamen trägt.
Keine Ahnung ob das Glöckner-Gerücht stimmt, Tatsache ist jedoch, dass er dort, im Glockenstuhl des französischen Nationalheiligtums auf Qualität aus Bayern treffen würde. Die Klöppel der Glocken stammen nämlich - staunen bitte jetzt - aus einer Glockengießerei in Niederbayern.
Und man darf ja nicht vergessen, die Verbindung Bayern-Frankreich ist eine uralte!
Das wenn Markus Söder erfährt, da wird es aber Instagram-Posts vom Feinsten hageln. „Weißblau klingt’s am Schönsten“ mal auf jeden Fall, aber auch ein gepflegtes: „Bayern haut Paris auf die Glocken“, wäre unserem Landesvater inzwischen zuzutrauen.
Und es sind ja nicht nur die Glocken von Notre Dame. Bayern könnte sich doch auch in der aktuellen Regierungskrise helfend in Frankreich einbringen: Jetzt, wo es sicher ist, dass Söder kein Kanzler mehr werden wird, könnte er sich als französischer Premierminister zur Verfügung stellen. Und nebenbei selbstverständlich bayerischer Ministerpräsident bleiben. Die Amtsgeschäfte in München führt halt einstweilen Florian Herrmann.
Das war unter Strauß auch so. Der Chef war in Moskau, der DDR, Albanien oder Südafrika und der Stoiber hat derweil in der Staatskanzlei aufpassen müssen, dass der Leberkäs nicht kalt wird.
Und man darf ja nicht vergessen, die Verbindung Bayern-Frankreich ist eine uralte! Unser Königreich hatten wir Napoleon zu verdanken. Und wie heißt eine der beliebtesten Nachspeisen in Frankreich? Crème bavaroise.
Klingt doch schon wie der Titel des ersten Regierungsprogramms eines Premierministers Söder. Zumal er als Franke ja im tiefsten Grunde eh Franzose ist. Also irgendwie.
Und politisch betrachtet muss man sagen: Macron hat keine Mehrheit in der Nationalversammlung, auch das verbindet ihn mit Markus Söder. Die CSU hat schon seit 2018 keine Mehrheit mehr im bayerischen Landtag. Ja und? ist das jemandem aufgefallen.
Notfalls nimmt Markus Söder den Aiwanger mit nach Paris. Der käme bei den Bauern super an und der Söder regiert derweil nach dem Motto „reden und reden lassen.“ ich korrigiere: „lasn’n doch reden.“
Eben alles eine Frage der Perspektive.