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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Gefundenes Fressen

Manche fliegen in den Urlaub, haben dafür aber kein Auto. So gleicht man seinen persönlichen CO2-Fußabdruck aus. Da ja der beste Freund des Menschen zur Familie gehört, könnte man also sagen, tausche Hund gegen Schwiegermutter, zur CO2-Kompensation. Gut, das wäre jetzt, zugegeben, für viele ein doppelter Gewinn. Aber es gibt ja auch Todesfälle in der Familie. Nach dem Motto "Liegt der Onkel in der Gruft, macht‘s bei mir demnächst dann wuff". Es geht halt nichts über eine ausgeglichene CO2-Bilanz. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 25.10.2024

Inzwischen ist alles widerrufen. Niemand bei den Grünen will Haustiere verbieten.

Als der frisch gebackene Sprecher der Grünen Jugend, Jakob Blasel vor längerer Zeit gesagt hat, Haustiere seien ein CO2- Luxus, war der Blasel womöglich einfach nur ein bisserl arg im woken Klimaaktivisten-Blasel gefangen.

Inzwischen hat seine ebenfalls frisch gebackene Co-Sprecherin im ntv-Interview gewettert, alles „ganz große rechte Hetze“der CSU, niemand bei der grünen Jugend hätte jemals was gegen Haustiere gesagt und Menschen seien schließlich auch ein CO2-Luxus.

Auch wenn diese Aussage auf der nach oben offenen Andi-Scheuer-Skala für besonders dumme politische Äußerungen einen neuen Höchstwert erzielt, sollte niemand in der CSU auf die Idee kommen, jetzt zu behaupten, die grüne Jugend wolle demnächst Menschen verbieten. Denn das wäre ja dann wieder „ganz große rechte Hetze“.

Nicht umsonst sagt man in Bayern ja auch: „A Hund is’ er scho’“

Die Reaktion vom CSU-Generalsekretär Martin Huber auf die depperte Äußerung des jungen Grünen war ja auch, sagen wir mal, über die Kitsch-Grenze hinaus melodramatisch angelegt. Ein Video, unterlegt mit schwerer Musik: Wir sehen einen Hund auf einem Bürostuhl, der angeblich des Sekretärs bester Freund ist. Nicht umsonst sagt man in Bayern ja auch: „A Hund is’ er scho’“. Anschließend saugt der Hund in wesenstypischer Aufdringlichkeit dem Generalsekretär die Leckerli aus der Hand und diesen Hund wollen dem Huber Martin die Grünen wegnehmen. Wo man ihm doch erst vor zwei Jahren seinen Doktortitel weggenommen hat. Also weggenommen hätte, wenn er ihn nicht vorher hätte ruhen lassen.

Ruhen lassen. Gute Idee. Das wird mit dem Hunde-Thema auch passieren, sehr schnell vermutlich. Schade eigentlich. Ich hätte der Provinzposse von geradezu Feuchtwanger’schen Ausmaßen gerne noch ein bisserl länger zugeschaut. Schon aus rein beruflich-kabarettistischem Interesse. Junge Grüne reden Mist, die CSU doppelt - ganz in altbairischer Schafkopf-Manier - auf und die Medien ergehen sich in moralischer Empörung. Der Berliner „Tagesspiegel“ zog gar Vergleiche zwischen der CSU und russischer Fake-News-Propaganda.

Womöglich wär’s auch eine Nummer kleiner gegangen. Obwohl: Der Putin hat schließlich auch einen Hund. Dem seine CO2-Bilanz will man sich gar nicht vorstellen. Zumal der Putin sicher nicht dem Rat der grünen Jugend folgt und seinem Hund zum Schadstoff-Ausgleich nachhaltige Leckerli aus rote Beete, Gelberüben und Kartoffeln füttert.

So macht man mit Null-Themen den Hund in der Pfanne verrückt. Für die einen ist das dann ein gefundenes Fressen und für die anderen die „ganz große rechte Hetze“. Der Rest steht daneben und denkt sich „geht’s noch!?“.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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