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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Sperren statt räumen

Starnberg hat kein Geld zum Schneeräumen und muss Wege sperren, damit keinem was passiert. Für nächstes Jahr werden jetzt Sponsoren gesucht, die im Winter die Wege Eisfrei halten, dafür dürfen sie dann selbige mit Werbung „bepflastern“. Auch Klimakleber können dort in der schneefreien Zeit das Kleben üben und im Winter das Räumen. Die Überlegung den Starnberger See von O bis O abzulassen um die Schilder „Eisfläche betreten verboten“ einzusparen ist vom Tisch. Man hätte dann neue Schilder „Achtung Uferkante“ aufstellen müssen und somit nichts eingespart. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 15.11.2024

Nichts ist absurder als die Wirklichkeit. Starnberg sperrt 52 öffentliche Wege in der Stadt für ein halbes Jahr um den Winterdienst dafür einzusparen. 60000 Euro soll das bringen. Also in etwa das Wochengehalt eines durchschnittlichen Starnberger Immobilienunternehmers.

In einem Antrag rechnen einige Stadträte, die das Vorhaben kippen wollen, sogar vor, dass die Stadt lediglich 30000 Euro spart, nämlich die Kosten für externe Winterdienste, dafür aber Absperrungen, Lampen und anderes Absperr- Material für 25000 Euro gekauft hat und das Aufstellen derselben noch mal 10000 Euro kostet. Streng genommen hätte die noble Seestadt also 5000 Euro draufgelegt, statt gespart. Wie soll man das nennen? Negativ-Wachstum? Plus-Schrumpfung vielleicht.

In Zeiten klammer öffentlicher Kassen muss man eben kreativ sein. Auch sprachlich. Laut dem Bürgermeister wurden in Starnberg „auch drastische Maßnahmen diskutiert“. Welche, hat er nicht gesagt. Dabei wäre das interessant, zumal ich eine Sperrung von 52 öffentlichen Wegen nicht gerade moderat finde.

Klar, das kostet wahrscheinlich Unsummen, aber vielleicht findet man dafür Fördertöpfe

Sperrung der ganzen Stadt? Entsiedelung bis Ostern? Man würde dann sogar die Heiz- und Beleuchtungskosten sparen. Und was erst, wenn der Starnberger See zufriert? Dann muss man die Region großräumig sperren. Man sollte den See vorsorglich schon jetzt ordentlich salzen. Oder man überdacht Starnberg. Dann  fällt kein Schnee auf die Wege. Klar, das kostet wahrscheinlich Unsummen, aber vielleicht findet man dafür Fördertöpfe. Das Geld ist ja bekanntlich nie weg. Es ist immer nur woanders. Gerde in Starnberg sollte man das wissen.

Die Angelegenheit hat freilich, wie könnte es anders sein, in erster Linie einen juristischen Hintergrund. Schließlich hat die Stadt eine „Verkehrssicherungspflicht“. Ganz nach dem Polt’schen Motto: „Irgendjemand muss doch schuld sein, wenn’s mich auf die Schnautz’n haut.“

Noch absurder läuft das ja inzwischen in manchen vornehmlich Universitätsstädten ab, wo die woke-Community auf ganzjährig störungsfreien Radverkehr pocht. Auch Radwege gehören geräumt, klar. Aber in Tübingen werden Brücken beheizt und anderswo Radwege mit Salzlauge gebürstet, damit kein Narrischer bei Eis und Schnee stürzt. Anstatt dass man schon aus Gleichgewichtsgründen das Zweirad bei Eis und Schnee einfach mal stehen lässt.

Eigenverantwortung war gestern. Heute setzt man ganz auf den Fürsorge. Der Staat als Kindergärtnerin. In Starnberg hat man aus dieser Haltung nur die Konsequenz gezogen und schreibt den Bürgern jetzt eben vor, wo sie gehen dürfen und wo nicht.

Hätte es dieses Denken 1886 in der Gegend auch schon so gegeben, König Ludwig wäre niemals im stürmischen Starnberger See ertrunken. Er wäre ja in seinem Mantel gar nicht über die Absperrgitter gekommen.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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