Ende der Welt - Die tägliche Glosse Schneeräum-Kurs
Wahlkampf in der staden Zeit, ist das nicht besinnlich. Die SPD verschenkt rote Christbaumkugeln mit dem Konterfei vom Scholz und der Warnung drauf „Achtung nicht fallen lassen, leicht zerbrechlich“. Die Grünen verteilen ökologisch korrekte Weihnachtsbaumsamen, bei guter Pflege steht dann dem Weihnachtsfest 2040 nichts mehr im Wege. Die FDP erklärt den Weihnachtsgeschenkeshoppenden, dass man unbedingt die private Schuldenbremse einhalten muss und die AfD verspricht dem Volk 5000 neue Kohlekraftwerke, damit die Weihnachtsgans mit billigem Strom zubereitete werden kann, zumindest so lange bis der Klimawandel den Ofen erübrigt. Eine Glosse von Helmut Schleich.
„Übung macht den Meister“, so heißt’s. Am Münchner Flughafen haben sie sich dieses Motto anscheinend sehr zu Herzen genommen und diese Woche eine große Schneeräum-Übung abgehalten. Dafür sind sie mit schwerem Gerät eine Landebahn auf und ab gefahren und haben diese „schwarz“ geräumt. Ich habe erst gedacht, ich lese nicht recht. Die räumen an der Steuer vorbei und verkünden das auch noch in den Medien. Aber Entwarnung: In der Fachsprache bedeutet „schwarz räumen“ räumen bis auf den Asphalt, inklusive enteisen. Dem Vernehmen nach hat alles wie am Schnürchen geklappt. Das eigentlich Meisterliche dabei war, dass weder Eis noch Schnee da waren.
So sollten sie im Erdinger Moos auch mal die Gepäckverladung und die Sicherheitskontrollen üben. Ohne Koffer und ohne Fluggäste. Das klappt dann bestimmt auch meisterlich und die zuletzt verärgerte Staatskanzlei könnte zufrieden sein. Gut, die Flughafengesellschaft hatte schon eine Begründung für den Trocken-Schnee-Kurs parat.
Das haben wir diese Woche in Berlin ja ausgiebig erleben dürfen
Dadurch, dass es immer seltener schneit würde das Know how verloren gehen, wenn nicht regelmäßig das Schneeräumen geübt wird. Vielleicht sollten sich das Hausbesitzer und Hausmeister-Firmen auch zu Herzen nehmen. Einfach mal im Oktober mit der Schneeschaufel ums Haus gehen und die wichtigsten Bewegungen trainieren. Für den Fall des Falles.
Zumal der Ernstfall schnell eintreten kann.
Das haben wir diese Woche in Berlin ja ausgiebig erleben dürfen. Für mich besteht da kein Zweifel. So eiskalt und brutal wie der Kanzler den Lindner vor der Presse gedemütigt hat, muss der das vorher geübt haben. Regelmäßig, nehme ich an, weil er sich ja bekanntlich sehr schlecht erinnern kann. Wobei man in diesem Zusammenhang freilich zur Diskussion stellen muss, dass uns der ganze Regierungszirkus der letzten Zeit vermutlich erspart geblieben wäre, wenn er Scholz einfach vor seinem Amtsantritt das Kanzlersein geübt hätte. Zum Beispiel mit einem Praktikum in einem Kindergarten.
Der neue Finanzminister Jörg Kukies, der hat Geld ja auch geübt. Bei Goldman Sachs. Da kommt er ursprünglich her. Das sind die, die seinerzeit mit Griechenland den Eurobeitritt vorbereitet haben. Ohne das vorher zu üben. Was dabei raus gekommen ist, wissen wir.
Also: Übung ist wichtig!
Ein lokaler Politiker hat mir gestern sein Leid geklagt. Nämlich, dass jetzt ein Winterwahlkampf komme, und der sei ganz besonders hart. Für Kundgebungen müssten die Parteien teure Hallen und Säle mieten und für Infostände bei Eis und Schnee seien Parteimitglieder schwer zu begeistern. Ihr Armen. Verlegt Euren Wahlkampf doch einfach an den Münchner Flughafen. Die haben jetzt Übung.
Eben alles eine Frage der Perspektive.