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Ende der Welt - Die tägliche Glosse McDonalds KI

Am KI-Drive in Schalter: Einmal ein Burger bitte, mittlere Pommes und eine kleine Cola und den neuen Nachtisch zum Testen. Am Ausgabeschalter: Ein Mann der einem eine Pommes in die Nase steckt und danach in eine Cola tunkt. Was ist passiert? Die KI machte aus „kleine Cola“ „Corona“ und „zum Testen“ ließ die KI endgültig halluzinieren. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 21.06.2024

Mc Donalds, jene Burger-Kette, die es schon länger gibt als das Wort „Burger-Kette“, und bei der nach eigenem Bekenntnis auch unser Ministerpräsident gerne mal seinen Heißhunger stillt, will zukünftig im Service KI einsetzen. Erste Versuche in den USA sollen zwar noch nicht so richtig gut gelaufen sein, die KI bestellte für einen Kunden 2100 Chicken Mc Nuggets, weil sie sich nicht mehr stoppen lies oder Eisbecher mit Bacon-Auflage. Aber das wird. Eh klar. Eis mit Bacon könnte ja schon fast als neuer surf-and turf-Kitchen-Hype durchgehen.

Dass uns Unternehmen die Arbeit ihres einstigen Personals rüberschieben um Gewinne zu optimieren, sei es beim online-Banking, in der Ticket-App oder an der SB-Kasse im Supermarkt, daran haben wir uns ja längst gewöhnt. Aber dass das Personal jetzt als Avatar zurück kommt, das ist doch neu.

Gut, man muss zugeben: Das, was im Service-Bereich, sei es Hotel, Gastro oder Handel seit einigen Jahren echte Menschen an künstlich antrainierter Kommunikation betreiben, das hat eh schon was maschinelles. Sacharinsüße Freundlichkeitsmaschinen mit privatwirtschaftlichem Lächeln zum Einschalten.

„Hallo! Was kann ich für Dich tun?“ „Tut mir leid, nur wie sie’s hier sehen.“, „sehr, sehr gerne.“, „vielen lieben Dank.“, „Viel Spaß damit!“.

Auch wenn in diesem Fall künstliche Intelligenz natürlicher Dummheit womöglich überlegen gewesen wäre

Als ich vor einigen Monaten in einem Tour-Hotel vor 15 Uhr einchecken wollte, grinste mir die Empfangsperson - so will ich sie nennen - ins Gesicht und sagte „Sorry, Check-in erst ab 15 Uhr möglich.“ Ein Gespräch darüber war nicht führbar. Sie wiederholte einfach nur den Satz. Wohl gemerkt, kein Avatar. Als das ihre Chefin mitbekam und sagte, ein früherer Check in ginge in Ordnung, schaltete sie plötzlich um und sagte im gleichen Tonfall: „Herzlich willkommen in unserem Hause, hatten Sie eine gute Anreise, was kann ich für Sie tun?“

Auch wenn in diesem Fall künstliche Intelligenz natürlicher Dummheit womöglich überlegen gewesen wäre, frage ich mich: merken solche Leute nicht, dass sie tagtäglich an ihrer eigenen Überflüssigkeit arbeiten. Solche Kommunikation schafft der Algorithmus locker.

Ob das so gemeint ist mit dieser KI? Dass die Menschen sich den Maschinen anpassen sollen? Gruselige Vorstellung, aber nachdem die KI ja letztlich nur eine Plagiatssoftware ist, die menschliches Wissen neu zusammensetzt, wird’s wohl auch umgekehrt laufen.

Immerhin stand auf dem Kassenzettel der Apotheke neulich: „Bleiben Sie bitte gesund“. Netter Wunsch - aber wer kommt noch in die Apotheke, wenn alle gesund bleiben? Wenn die KI nicht mehr weiter weiß, dann stürzt sie übrigens gerne mal ab. Ob sie das von uns gelernt hat?

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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