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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Sonnencreme-Spender

Zur Fußball-EM verteilt der Bund kostenlos Sonnencreme an die Fans. Die Spieler gehen mit gutem Beispiel voran und tragen kleine Sonnenschirmchen auf dem Kopf, dann klebt der Ball nicht so. Am Ende jeder Speiche wird das Maskottchen Albärt gehangen, zum Schutz vor Verletzungen. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 07.06.2024

„Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne zu scheinen.“ Diesem Spruch kann man wenig entgegensetzen. Und besonders jetzt, wo die Fußball- EM vor der Tür steht und viele auf ein Sommermärchen wie weiland 2006 hoffen.

Aber das ist lange her. Damals hat noch Franz Beckenbauer den deutschen Fußball regiert und - unvergessen - den Leuten empfohlen, Deutschland vom Hubschrauber aus zu betrachten, so wie er, um die ganze Schönheit des Landes zu erkennen.

Das würde sich heute kein DfB- Funktionär mehr trauen. Die Maximalempfehlung wäre heute vermutlich das Lasten- eBike mit angehängter Regenbogenfahne.

So hat auch das Bundesamt für Strahlenschutz - eine Behörde, die einst wegen Tschernobyl gegründet wurde, angekündigt, während der EM in den Austragungsorten kostenlose Sonnencremespender aufzustellen. Begründung - Achtung: „An Eigenverantwortung zu appellieren reicht nicht aus!“

Gute Sache! Ich finde nur nicht konsequent genug umgesetzt. Ans Thema Eigenverantwortung müssen sie noch mal ran. Es bräuchte doch auch staatliche Zwangseincremer:innen, geschlechtsspezifisch zugeordnet, versteht sich, weil man uns bekanntlich einfach nicht trauen kann. Diese Erfahrung hat der Staat ja während Corona schmerzlich machen müssen.

Da hat es Leute gegeben, die haben im Lockdown auf Parkbänken gesessen und Bücher gelesen. So geht es nicht! Was glauben Sie, wie viele im Feiertaumel am Bundes- Sonnencreme- Spender einfach vorbei gehen!?

Eine Fußball-EM im neuen, smarten Deutschland des Jahres 2024 wäre auch ein prima Anlass, über das Spiel grundsätzlich nachzudenken

Im Grunde bräuchte es ein Stadionverbot für Uneingecremte. Verhängt von der Fifa. Die kann das. Es dürfen ja auch nur bestimmte Getränke verkauft werden und gewisse Lieder sind auch verboten. „L’amour toujours“ von diesem Gigi d’ Agostino zum Beispiel. Wegen der Sylter Sängerknaben. Was wird wohl passieren, wenn die Fifa erfährt, wer die deutsche Nationalhymne schon alles gesungen hat… Vielleicht hätte man sich bei „L’amour toujours“ doch auch auf die dritte Strophe einigen können. Aber Kompromisse gefährden die Sicherheit. Das gilt beim Singen und bei der Sonnencreme.

Schon erstaunlich, wo sich der Staat inzwischen überall einmischt. „An Eigenverantwortung zu appellieren reicht nicht aus!“ Das darf man durchaus als Drohung lesen. Schließlich leben wir in einer Wertegemeinschaft und wer sich da nicht eincremt, der ist raus.

Eine Fußball-EM im neuen, smarten Deutschland des Jahres 2024 wäre auch ein prima Anlass, über das Spiel grundsätzlich nachzudenken. Schon das Ziel: Sieg. Europameister. Gut, bei der deutschen Mannschaft muss man jetzt nicht so super viel Angst haben, dass es dazu kommt, aber ist das überhaupt noch zeitgemäß?

Wenn alle miteinander spielen würden, vielleicht auch mit mehreren Bällen und Frauen und Kindern und auch nicht nur mit den Füßen, von wegen Fußball. So lange alle eingecremt sind…

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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