Bayern 2-StudioClub Michael Fitz und 5/8erl in Ehr'n
"Verbündet – Verfeindet – Verschwägert. Bayern und Österreich" ist das Thema der diesjährigen Landesausstellung. In Anlehnung präsentierte der achte Bayern 2-StudioClub im Funkhaus des Bayerischen Rundfunks ein bayerisch-österreichisches Gipfeltreffen in Sachen Musik - mit dem Münchner Liedermacher Michael Fitz und der Wiener Akustik-Soul-Band 5/8erl in Ehr'n.
Michael Fitz
Michael Fitz wird in der Öffentlichkeit immer noch als Carlo Menzinger angesprochen. Von 1990 bis 2007 ermittelte der Carlo an der Seite der Hauptkommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr in den Münchner Tatorten. 2013 wird er in der Folge "Macht und Ohnmacht" ein letztes Mal als Carlo Menzinger auf den Bildschirm zurückkehren. Parallel zu seiner Film- und Fernsehkarriere hat Michael Fitz aber immer seine heimliche Leidenschaft gepflegt: Gitarre spielen, singen und Lieder schreiben. Zwölf Alben gibt es mittlerweile von ihm. Bei seinem Auftritt im Studio 2 im Münchner Funkhaus standen vor allem die Lieder seines neuen, erst im März erschienenen Doppelalbums "Wenn I schaug…" im Mittelpunkt.
Michael Fitz auf der Bühne, das ist ein Abend mit einem packenden Erzähler, einem stimm- und wortgewaltigen Sänger und einem hochvirtuosen Gitarristen – und das alles in einer Person.
Acht Gitarren nimmt Michael Fitz mit auf die Bühne, mit Stahl- und Nylonseiten, die mal gezupft, mal geschlagen werden. Auch eine Baritongitarre ist dabei. Natürlich muss zwischendurch auch gestimmt werden, aber das erledigt Michael Fitz quasi nebenher, während er schon wieder eine Geschichte zum nächsten Lied erzählt. Multitasking scheint für ihn kein Thema zu sein.
In seinen Liedern geht es meistens um Gefühle - Gefühle von Männern, in denen sich häufig aber auch Frauen wiedererkennen. Feinfühliges ist dabei, wie das gschamige "Da Bsuach" und das zu einer dezenten Walzermelodie mehr geraunte als gesungene, bairisch-philosophische "Beissn und kaun". Humoriges, wie die Geschichte von den teuer gekauften "120 Kilo blau", die schließlich ein Regenguß davonschwemmt. Und auch Grobes, etwa, wenn Michael Fitz in "Bscheissn" die eigene Gefühlwelt verteidigt oder in "Für was" Gegensätze aufeinander prallen und am Ende doch zueinander finden lässt.
Das Publikum folgt dieser Achterbahnfahrt der Gefühle begeistert und skandiert lautstark und inbrünstig den als Wutanfall inszenierten Refrain des letzten Songs vor der Zugabe: "Wennstas du ned machst, dann machas mia – sonst passierts nia!"
5/8erl in Ehr'n
Der Gegensatz zwischen dem meistens eher ernsthaften Liedermacher Michael Fitz und den Schmäh-Weltmeistern 5/8erl in Ehr'n aus Wien könnte größer nicht sein. Das Quintett, das einheitlich in weißen T-Shirts und mit Hosenträgern auf die Bühne schlurft, übt sich eineinhalb Stunden lang in der Kunst des gezielt und sehr effektiv eingesetzten Understatements.
Da soll das Publikum nicht mitsingen, sondern mitflüstern und es klappt tatsächlich, da wird der eigene Auftritt konsequent schlechtgeredet und von ihren Stühlen erheben sich die beiden Sänger sowieso nur in Ausnahmefällen, um seltsame Showeinlagen zu zelebrieren - etwa die Auspeitschung eines Mikrofonständers. Das zwischendurch grandiose Musik gemacht wird, versteht sich von selbst.
Gitarristin Miki Liebermann schließt die Jazzgitarren-Tradition eines Django Reinhardt mit Funk und Blues kurz, Bassist Hanibal Scheutz kennt am Standbass ebenfalls keine stilistischen Grenzen und Clemens Wenger an Akkordeon und Wurlitzer E-Piano hat von der holpernden Volksmusik-Begleitung bis zum gefällig zuckenden Disco-Solo eh alles drauf.
Im Mittelpunkt sitzen allerdings Max Gaier und Bobby Slivovsky. Der eine blond, der andere brünett, der eine klapperdürr, der andere eher mit einem kleinen Bauch. Beide allerdings fantastische Sänger, denen keine Falsettlage zu hoch, kein Satzgesang zu schwer ist. Und kein Thema zu abseitig, um sich nicht eine hanebüchene Ansage, einen ohrwurmtauglichen Refrain und ein paar urkomische Strophen dazu einfallen zu lassen.
Da geht es um Fußball ("Ja, der hat beim Happel glernt"), um Frühlingsgefühle ("Wunderschöner Mai") oder um die Freuden der Freikörperkultur ("Nackabatzerl"), die in einer Seufz- und Stöhnorgie enden. Zwischendurch gibt’s mit "Frühstück ans Bett" das definitive Lied für den Sonntagvormittag, mit "Siasse Tschik" eine Demonstration der Freuden und Gefahren illegaler Rauchwaren und mit "Ollawöts G’sicht" ein Lob auf die Durchschnittlichkeit im zickigen Disco-Gewand und mit Sitztanz-Einlage!
Die einmalige Mischung aus Comedy und doppelbödigem Wiener Schmäh & Soul, die 5/8erl in Ehr'n auf der Bühne zelebrierten, wurde vom Publikum mit eben so viel Beifall wie Gelächter bedacht – und gegen Ende ließen sich die knapp 200 Gäste im Studio 2 willig zu einem Picknick einladen und skandierten lautstark "Baby, schneid‘ die Melone an", wahlweise auch Mango, rote Rübe, hartgekochtes Ei, Ingwer und Banane.
Bayern und Österreich
Fazit: Bayern und Österreich waren an diesem Abend im Bayern 2-Studioclub weder "verbündet" noch "verfeindet", sondern boten ein ebenso unterhaltsames wie qualitätvolles Kontrastprogramm nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an.
Höhepunkte aus dem Bayern 2-StudioClub mit Michael Fitz und 5/8erl in Ehr'n sendet Bayern 2 am 3. Oktober 2012 um 15.05 Uhr in der Sendung "radioMitschnitt".
Nr. | Interpret | Titel |
---|---|---|
1. | Michael Fitz | Da Bsuach |
2. | Michael Fitz | In Blei |
3. | Michael Fitz | Für Was |
4. | Michael Fitz | Schaug di ned o |
5. | Michael Fitz | Mantra |
6. | 5/8erl in Ehr'n | Schwochstö |
7. | 5/8erl in Ehr'n | Wunderschöner Mai |
8. | 5/8erl in Ehr'n | Kniascheibn |
9. | 5/8erl in Ehr'n | Frühstück ans Bett |
10. | 5/8erl in Ehr'n | Leben wie Qualtinger und Sterben wie Heller |
11. | 5/8erl in Ehr'n | Schneid die Melone an |
12. | 5/8erl in Ehr'n | G'spiast Di |