Die Morgenstunden sind eigentlich gar nicht Rebekka Bakkens Tageszeit, da ist sie noch nicht ansprechbar. Und doch hat die Norwegerin die „Morning Hours“ zum Titel ihres neuen Albums gemacht. Das sei jene Zeit, zu der sich der Tag noch nicht mit Impressionen gefüllt habe. Wenn der Geist gewissermaßen noch jungfräulich da liege. Ein wundervoller Zustand, findet die Künstlerin.

In einen solch wundervollen Zustand versetzt Rebekka Bakken ihre Zuhörer mit den Songs ihrer neuen CD. Ihr Songwriting hat sich weiterentwickelt; die sanfte Hand von Produzent Craig Street, der auch schon mit Cassandra Wilson und Norah Jones gearbeitet hat, hat sie bei den Aufnahmen unterstützt.

Zum ersten Mal hat Rebekka Bakken ein ganzes Album in den USA aufgenommen, in einer umgebauten Kirche in der Nähe von Woodstock. Man spürt zarte Country-Einflüsse und sieht eher im Herbstlaub eingefärbte Landschaften Neuenglands vor sich als raue Fjorde ihrer norwegischen Heimat.

Die intime Atmosphäre des Studio 3 im Funkhaus München lässt die Balladen der norwegischen Sängerin ganz besonders gut zur Geltung kommen. Allerdings kann sie zwischendurch überraschend energisch werden. Dann darf die aus vier schwedischen Musikern bestehende Band auch mal richtig rocken, einen Blues oder einen Reggae-Groove dazwischen schieben.

Bei der psychedelischen Fassung eines alten Folksongs wird dann Rebekka Bakken sogar zum gleichberechtigt neben Gitarre und Orgel agierenden Instrument. Ihr fast zwei Stunden dauernder Auftritt wurde so zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle - mal zart und zurückhaltend, mal auftrumpfend und mit großer Geste. Rebekka Bakken ist als Sängerin in fast allen Genres souverän - und bei ihren Ansagen entpuppte sie sich zudem als witzige Entertainerin.