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Meeresspiegelanstieg Klimawandel lässt Pegel steigen

Der Klimawandel lässt das Eis der Polarregionen schmelzen. Dadurch steigt der Meeresspiegel. Und zwar immer schneller. Die Folgen für Mensch und Umwelt sind verheerend.

Stand: 21.06.2023

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Durch den Meeresspiegelanstieg verändern sich Küsten, Strände und ganze Landstriche: Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel bereits um 15 Zentimeter gestiegen, also etwa 1,5 Millimeter pro Jahr. Inzwischen steigt der Pegel mehr als doppelt so schnell: Etwa 3,7 Millimeter pro Jahr hebt sich der Meeresspiegel. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltklimarat (IPCC) im Weltklimabericht vom April 2022. Wie es weitergehen könnte, zeigen verschiedene Klimaszenarien. Welches davon eintritt, hängt davon ab, ob und wie wir es schaffen, den Klimawandel weltweit einzudämmen.

Selbst wenn die Treibhausgasemissionen stark reduziert und die globale Erwärmung dadurch auf bis zu zwei Grad beschränkt würde, könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 30 bis 60 Zentimeter ansteigen. Nehmen die Treibhausgasemissionen weiter zu, könnte der Meeresspiegelanstieg höher als einen Meter ausfallen.

Warum der Meeresspiegel steigt

Das Schelfeis - also das Eis, das auf dem Meer vor der Antarktis liegt - schmilzt. Warum es nicht den Meeresspiegel ansteigen lässt, erklärt das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI): Schwimmendes Eis im Meer kann man sich wie Eiswürfel in einem Wasserglas vorstellen. Schmilzt das Eis im Glas, erhöht sich der Wasserstand nicht.

Hinter dem Anstieg des Meeresspiegels steckt ein anderer physikalischer Vorgang: Der Klimawandel lässt neben dem Schelfeis auch die Polkappen schmelzen. Wenn Eis von den Gletschern und Eisbergen auf einem Festland wie Grönland oder der Antarktis schmilzt und ins Meer fließt, erhöht sich der Meeresspiegel je nach Emissionsszenario deutlich. Auch unter den günstigsten Bedingungen hört der Anstieg des Meeresspiegels nicht von einem Tag auf den anderen auf.

"Wichtig zu wissen ist, dass die Meeresspiegel selbst nach dem Stopp der Emissionen für mehrere Jahrhunderte weiter steigen werden, was an der Trägheit des Klimasystems liegt. Unser heutiges Handeln hat also noch weit in der Zukunft Folgen."

Deutsches Klima-Konsortium

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Klimawandel beschleunigt Meeresspiegelanstieg

Doch der Meeresspiegel steigt nicht nur an, sein Anstieg hat sich auch noch beschleunigt. Das belegt eine Studie von Forschern der University of Colorado in Boulder aus dem Jahr 2018: Jedes Jahr steigt er um 0,08 Millimeter schneller als zuvor. Demnach könnte der Anstieg im Jahr 2100 bereits zehn Millimeter pro Jahr betragen. Der Durchschnittspegel an den Küsten könnte dann um 65 Zentimeter höher liegen als im Jahr 2005. "Die Studie stellt sehr glaubhaft dar, dass es eine Beschleunigung des Anstiegs gibt", sagt Ingo Sasgen vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Die Forscher hätten zudem neue Messdaten verwendet.

Welche Regionen von Flutkatastrophen und Überschwemmungen bedroht sind

Wenn an den Polen die zwei großen Süßwasserreservoirs der Erde schmelzen, drohen weltweit Flutkatastrophen. Denn rund 680 Millionen Menschen leben dem Deutschen Klima-Konsortium zufolge in der Nähe von Küsten. Tief liegende Regionen wie Bangladesch könnten sogar komplett überflutet werden. Aber auch die flachen Küstenregionen Polens sind gefährdet. Indonesiens Hauptstadt Jakarta droht zu versinken, weshalb bereits auf der Insel Borneo eine neue Hauptstadt namens Nusantara gebaut wird.

Der Inselstaat Malediven droht durch den Meeresspiegelanstieg zu versinken.

Auch die flachen Inseln der Tropen sind in Gefahr - wie etwa der Inselstaat Malediven oder die Inselkette Tuvalu, deren Bewohner um Klima-Asyl in Australien ersuchten (es aber nicht bekamen). Im Januar 2020 hat der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen entschieden, dass auch Klimaflüchtlinge ein Recht auf Asyl gewährt werden muss. Bereits im November 2005 wurden 980 Menschen von den Carteret-Inseln (Papua-Neuguinea) auf 100 Kilometer entfernte Inseln umgesiedelt. Sie waren die ersten Klimaflüchtlinge.

Meeresspiegelanstieg an deutschen Küsten

Auch an deutschen Küsten sind die steigenden Pegel schon zu spüren: Die Insel Sylt muss jedes Jahr frischen Sand heranbaggern, weil die Fluten die Insel abtragen. Dadurch könne zwar die Küstenlinie Sylts größtenteils erhalten werden, doch an anderen Stellen wird die Wattlandschaft vom steigenden Meeresspiegel stark beeinflusst, sagte Johannes Oelerich, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft im Umweltministerium von Schleswig-Holstein, im Februar 2020 in einem Interview mit dem NDR.

Auch auf Sylt ist der Meeresspiegelanstieg infolge des Klimawandels bereits zu spüren.

In einer Studie der HafenCity Universität Hamburg wurden 2022 auf Grundlage des Weltklimaberichts verschiedene Szenarien berechnet, wie hoch der Meeresspiegel im Norden Deutschlands bis 2100 ansteigen könnte. In den beiden optimistischeren Szenarien steigt der Meeresspiegel um rund 47 beziehungsweise 70 Zentimeter. Im pessimistischten Szenario erhöht sich der Wasserstand um 140 Zentimeter. In diesem Fall stünde beispielsweise die Lübecker Innenstadt unter Wasser.

"Es werden 2100 mehr Wattflächen ständig überflutet sein als heute."

Johannes Oelerich, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz, Umweltministerium Schleswig-Holstein

Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) warnte im Februar 2018: "An der Nordseeküste gefährdet der Meeresspiegelanstieg die Menschen ebenso wie das Weltnaturerbe Wattenmeer", erklärt Jannes Fröhlich, Umweltwissenschaftler beim WWF Deutschland. "Denn steigt er zu schnell und zu stark, versinken große Teile des Wattenmeeres dauerhaft unter die Wasseroberfläche. Dann verschwinden Wattflächen genau wie Brutplätze von Küstenvögeln oder Seehundsbänke."

Klimawandel verursacht Starkregen und Flutkatastrophen

Aber nicht nur an der Küste, auch im Binnenland steigen, bedingt durch den Klimawandel, nach Starkregen-Ereignissen die Pegel. Die Flutkatastrophe, bei der Mitte Juli 2021 mehr als 180 Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz (Ahrtal) starben und die fast 9.000 Häuser und die gesamte Infrastruktur zerstörte, wurde durch extremen Regenfall ausgelöst. Nach einer neuen Attributionsstudie der internationalen Forscherinitiative World Weather Attribution hat der menschengemachte Klimawandel das Risiko für Starkregenfälle um das 1,2- bis 9-fache erhöht.

Ökosystem der Meere durch den Klimawandel in Gefahr

Doch nicht nur die Pegel der Weltmeere steigen, auch die Wasserqualität der Ozeane verändert sich durch den Klimawandel. Weltweit wird das Ökosystem Ozean aus dem Gleichgewicht gebracht, weil beispielsweise der Salzgehalt des Wassers abnimmt, Sauerstoff fehlt und das Wasser saurer wird.

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