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Mobbing bei Kindern Ursachen und Verlauf

Den Punkt zu benennen, wo Mobbing anfängt, ist relativ schwierig. Im Prinzip handelt es sich immer dann um Mobbing, wenn eine einzelne Person durch eine oder mehrere andere Personen wiederholt angegangen wird.

Von: Holger Kiesel

Stand: 23.07.2020

Kind sitzt alleine auf einer Schaukel | Bild: picture-alliance/dpa

Die Angriffe können sowohl verbaler als auch körperlicher Natur sein. Auch bewusstes Ignorieren kann bereits eine Form von Mobbing darstellen.

Ausgangspunkt von Mobbing

Ausgangspunkt für Mobbing ist oft die Andersartigkeit oder vermeintliche Schwäche einer Person. Konkret kann es um äußerliche Unterschiede oder ein Defizit (z.B. einen Sprachfehler) gehen, aber auch um Interessen, die von denen der Masse abweichen (z.B. weil jemand ein ungewöhnliches Hobby hat). Auch soziale Unterschiede können zu Mobbing führen, etwa wenn ein Mitschüler keine Markenklamotten trägt oder nicht das neueste Handy hat.

Mobbing geht früh los

Viele kennen Mobbing als Phänomen im Kontext der Schule. Aber: Mobbing beginnt heute manchmal bereits unter Kindergartenkindern. Schon bei Vorschulkindern ab ca. fünf Jahren lassen sich erste Mobbingmuster erkennen. In diesem Alter sind zum ersten Mal die sozialen Fähigkeiten der Kinder stärker gefordert, und es kommt zu ersten Formen der Ausgrenzung. Interessanterweise wird dagegen in der Pubertät nicht unbedingt mehr gemobbt als in anderen Altersgruppen.

"Vom Gefühl her beginnt Mobbing heutzutage in jüngeren Jahren als früher. Eltern von Kindergartenkindern berichten von Ausgrenzungen, Einschüchterungen, bis hin zu kontrollierenden Alltagsverhalten, z.B. bewusstes Ausgrenzen beim Spielen, Einsperren im Klo, Ausnützen von schüchternem Verhalten, indem die Kinder z.B. beiseitegeschoben werden. Im allerschlimmsten Fall tritt sogar im Kindergarten alter ein despotisches Verhalten gegenüber Schwächeren auf. Betroffen sind besonders schüchterne oder sehr sensible Kinder. Leistungsdruck spielt bei den ganz Kleinen nach meiner Erfahrung als Mobbingmotiv noch keine Rolle, auch wenn der 'Terminstress' schon im Kindergarten erkennbar zugenommen hat."

Anton Flunger, Sozialpädagoge und Kinder- und Jugendpsychotherapeut.

Sondererscheinung Corona:

Manche der betroffenen Kinder haben von ihren Erfahrungen erst zwei Wochen nach dem Lockdown berichten können, nachdem der soziale Druck nicht mehr spürbar war.

Mobbing – ein Massenphänomen?

In der Öffentlichkeit und den Medien ist immer häufiger zu hören, Mobbing sei mittlerweile ein Massenphänomen. Das dürfte etwas übertrieben sein. Fest steht allerdings: Die Zahl der Betroffenen nimmt stetig zu. Im Bereich Schule gehen Studien davon aus, dass etwa jeder Sechste schon einmal als Opfer mit dem Thema Mobbing konfrontiert war. Und: Es kommt – gerade über das Internet und die sozialen Netzwerke – immer schneller und heftiger zu einer Ausgrenzung.


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