Bayern 2 - Hörspiel

100 aus 100: Die Mai-Staffel Von Goethe bis Kasperl

Mit seiner Novelle wollte Johann Wolfgang von Goethe zeigen, dass "das Unbändige, Unüberwindliche oft besser durch Liebe und Frömmigkeit als durch Gewalt bezwungen wird" - ein Hörspiel dazu ist Teil der Mai-Staffel, ebenso wie "Radau um Kasperl".

Stand: 22.03.2024 | Archiv

Die Mai-Staffel | Bild: ARD/ BR

1932: Radau um Kasperl

Der "Kasperl auf dem Jahrmarkt" diskutiert den Preis für eine Stunde Karussellfahren so lange, bis es Ohrfeigen setzt. Und der "Kasperl im Zoo" bindet den Kindern einen Bären auf und behauptet, er würde die Tiersprache verstehen. Doch sein Schwindel fliegt auf und Kasperl wird verjagt. Das einzig erhaltene Hörspiel-Fragment des Kulturkritikers und Philosophen Walter Benjamin, der ab Ende der 1920er Jahre bis zu seiner Flucht ins Exil 1933 regelmäßig für den Hörfunk arbeitete. | Von Walter Benjamin | Mit Bruno Uepach, Kurt Ehrhardt, Hans Salcher, Willi Stassar u.a. | Regie: Carl Heil | Reichs-Rundfunks-Gesellschaft 1932

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1950: Station D im Eismeer 

Drei Jahre im Eismeer sind vorübergegangen. Nun soll das Schiff kommen, das einen von ihnen wieder zurück in die Heimat bringt. Diesmal ist Gregor an der Reihe. Aber seine ungeduldige Vorfreude auf die Heimreise überträgt sich als wachsende Unruhe auf Knuth, den Jüngsten. Alle Beherrschung verlierend, fleht er Gregor an, ihn statt seiner nach Hause zu lassen. Wladimir, der Älteste unter ihnen, der seit Jahren freiwillig auf die Rückkehr verzichtet, versucht vergebens ausgleichend zu vermitteln. | Von Hans Braun | Mit Carl Wery, Ernst Schlott und Alois Maria Giani | Komposition: Joachim Faber | Regie: Heinz Günther Stamm | BR 1950

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1954: Novelle

Ein Feuer bricht auf dem Jahrmarkt nahe einer fürstlichen Residenz aus. Weil dabei Raubtiere freikommen, verfällt die Gesellschaft bei Hof in Panik. Die Schausteller hängen mit naturhafter Zärtlichkeit an ihren Tieren, sie bangen um ihren kostbaren Besitz. Ein Tiger wird niedergeschossen, als er die Fürstin scheinbar in Gefahr bringt. Dass wohl keine Gefahr gedroht hätte, wird erst klar, als ein argloses Schaustellerkind vor versammelter Hofgesellschaft einen Löwen besänftigt. | Von Johann Wolfgang von Goethe | Mit Käthe Gold, Willy Birgel, Therese Giehse und Oskar Werner | Komposition: Karl Sczuka | Bearbeitung und Regie: Max Ophüls | SWF/BR/RB 1954

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1981: Leben wie alle – Ilona E. erzählt ihre Geschichte

Die 30jährige Ilona E. hat etwa acht Jahre wegen Arbeitsbummelei im Gefängnis verbracht. Ilona selbst, Arbeitskollegen, Vorgesetzte, Nachbarn und Polizisten berichten über ihre schwere Kindheit, fehlende soziale Bindungen und ihren aktuellen Versuch, sich in die übliche Lebens- und Arbeitswelt einzugliedern und somit den gesellschaftlichen Normativen gerecht zu werden. O-Ton-Montage aus der Sendereihe „Tatbestand“ in Zusammenarbeit mit dem Generalstaatsanwalt der DDR Dieter Plath. | Von Siegfried Hanusch | Komposition: Siegfried Matthus | Regie: Siegfried Hanusch | Rundfunk der DDR 1981

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1979: Olympia Männertrost

„Ich bin nicht wartungsfrei“, sagt die junge und schöne Olympia und wartet auf den Mann, von dem sie abhängig ist. Sie ist zwar so programmiert, wie es die traditionelle Rolle der Frau vorschreibt, aber sie hat Gefühle und leidet unter ihrer Abhängigkeit von der Männerwelt. Ist sie nun eine Automatin oder ganz einfach eine junge Frau, die Rousseau, Goethes Werther und die deutschen Philosophen gelesen hat und den Männern ein bisschen zu schlau geworden ist? Olympia ist ein Serienprodukt, Herstellungsjahr 1994. Im Lauf ihres Daseins bei verschiedenen Besitzern entwickelt sie Bewusstsein und Persönlichkeit. Ihre Hersteller ahnen die Gefahren dieser ungeplanten Entwicklung, rufen die Roboter zurück und demontieren sie. Doch Olympia ist in eine verlassene Gartenlaube geflohen und vertraut dort einem Kassettenrekorder ihre Lebensgeschichte an. | Von Rosemarie Voges | Mit Susanne Uhlen | Regie: Dieter Hasselblatt | BR 1979

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1982: Die Brautschau des Dichters Robert Walser im Hof der Anstaltswäscherei von Bellelay, Kanton Bern

Auf eher tragikomische Weise entzieht sich hier der Dichter Robert Walser den Versuchungen bürgerlichen Lebens. Dass er, bei Frieda Mermet, Wäscherin der Anstaltswäscherei von Bellelay zur Werbung erschienen, das erlösende Wort nicht über die Lippen bringt, liegt nicht so sehr an ihren durchaus praktischen Lebensvorstellungen, sondern an seinen vertrackten Neigungen für Damenschuhe und daran, dass er die ganze Episode und alle in ihr enthaltenen Möglichkeiten doch lieber ins Leben der Literatur versetzt, als selber sich vom Leben ergreifen zu lassen. Indem er das zunehmend erkennt, fühlt er sich sogar dazu ermuntert, sich einen Scherz mit einem reichen Verleger zu leisten, der gekommen ist, ihn unter Vertrag zu nehmen, und den er wieder unverrichteter Dinge nach Hause schickt. | Von Gert Hofmann | Mit Alfred Eich, Miriam Spoerri, Horst Keitel u.a. | Regie: Hans Rosenhauer | NDR 1982 Hier in der ARD Audiothek hören!

1998: bombus terrestris

„es gehört zum arroganten selbstverständnis des menschen, daß er nur das unter sprache versteht, was er versteht. dabei ist das summen & und brummen der hummeln eine der ältesten sprachen auf diesem planeten. die hummeln haben gesummt & gebrummt lange bevor der mensch seinen ersten laut von sich gab & die hummeln werden noch lange summen & brummen, wenn die verweildauer des homo sapiens auf diesem stern längst abgelaufen sein wird. weltweit gibt es etwa 500 hummelarten, davon sind 63 in europa beheimatet, davon wiederum 46 im deutschsprachigen raum & 31 im deutschen. die bombus terrestris, die große erdhummel, ist in deutschland wohl die häufigste hummelart. flügel, die das mikrofon kurz berühren oder hummelbeine, die flüchtig darüber hinwegkrabbeln, erzeugen die akustik eines unscharf eingestellten radiosenders. es bleiben nur die zischlaute übrig. beim genauen hinhören entdeckt man metasprachen, von denen die hummeln wahrscheinlich nichts ahnen. zeitzeugen berichten, daß das geräusch der sterbenden in den gaskammern von auschwitz an das summen & brummen eines bienenstocks erinnert habe. jeder hörer entdeckt wieder andere metasprachen & hört damit jeweils sein eigenes hörspiel." | Von Hartmut Geerken | Realisation: Hartmut Geerken | BR 1998 Hier in der ARD Audiothek hören!

2008: Gras wachsen hören

Die Intelligenz der Sonnenblume – manche Botaniker behaupten, es gäbe sie, auch wenn sie natürlich nicht vergleichbar ist mit der Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns. Nicht nur das von der wohlhabenden Industriellenwitwe Madame Asch 1907 gegründete biolingua Institut glaubt mit seinen Forschungen Belege für Kommunikationsstrukturen in der Pflanzenwelt gefunden zu haben. Akribisches Sammeln von Einzelphänomenen sowie jahrelange Selbstversuche mit negativ beschleunigter Atem- und Pulsfrequenz vertieften das Verständnis von pflanzlichen Kommunikations-Codes und Zeitvorstellungen (die Fachpresse sprach von der "wahren Entdeckung der Langsamkeit"). Das Liquid Penguin Ensemble hat sich im weitverzweigten Forschungsarchiv des biolingua Instituts umgesehen, eigene Experimente unternommen und ist zu interessanten Ergebnissen gekommen... | Von Katharina Bihler/Stefan Scheib | Mit Katharina Bihler, Jan-Aiko zur Eck, Gunter Cremer u.a. | Komposition: Stefan Scheib | Regie: Katharina Bihler/Stefan Scheib | SR 2007 Hier in der ARD Audiothek hören!

2011: Folge dem Schein

Geld ist die pure Abstraktion – ein reines Tauschmittel ohne Inhalt. Was passiert, wenn man dieses Prinzip unterläuft? Philine Velhagen hat beschlossen, sich für drei Tage dem Zufallsprinzip des Geldes zu unterwerfen, so konsequent wie möglich. In dieser Zeit folgt sie einem markierten Zehn-Euro-Schein auf seinem Weg von Hand zu Hand. Sie wird zum Begleitservice der Banknote – und der Menschen, die gerade in deren Besitz sind. Wer den Geldschein erhält, hat auch seine Begleitperson an der Seite. Bis er/sie den Schein wieder ausgibt. Fest steht der Ausgangspunkt: Ein Eckladen in Köln. Wohin der Weg des Geldes führt und was für Begegnungen auf diesem Weg liegen, ist offen. | Von Philine Velhagen | Mit Klaus Vogt, Herbert Schöngen u.a. | Komposition: Gregor Schwellenbach | Regie: Philine Velhagen | WDR 2011 Hier in der ARD Audiothek hören!

2014: Bunyah

Viele Gedichte des australischen Dichters Les Murray sind eine Hommage an das entlegene Dorf Bunyah in New South Wales, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte und wohin er mit 47 Jahren mit seiner Familie zurückkehrte. Es sind vor allem Beschwörungen einer Zeit, in der Australien (und vor allem die Outbacks) von Menschen geprägt wurde, die mit den Widrigkeiten der Natur rangen. Seine Gedichte sind aber auch Werkzeug seines Kampfes gegen die Depression, den er in dem Prosatext „Killing the Black Dog“ beschreibt. Dieses Spannungsverhältnis evoziert Klangwelten. Eine akustische Spurensuche mit dem Mikro in den Outbacks und die Texte Murrays werden zu Ausgangspunkten von Geräusch- und Liedkompositionen, die vom Kontinent Australien erzählen und von einer persönlichen Grenzerfahrung. | Von Catherine Milliken/Dietmar Wiesner | Nach Gedichten und Texten von Les Murray | Aus dem Englischen von Margitt Lehbert | Mit Dagmar Manzel, Ulrich Noethen, Les Murray, Felix von Manteuffel |Komposition und Realisation: Catherine Milliken/Dietmar Wiesner | SWR 2014 Hier in der ARD Audiothek hören!