Eva Hesse Politik in der ersten Person
"Uwe Dick ist nun, soviel ich weiß, der erste Autor von Format im deutschen Raum, der den allgegenwärtigen stillschweigenden Verrat am Leben konsequent zur Sprache bringt – nicht so sehr in Form von abstrakten Resolutionen und Argumenten, wie von der existentiellen Basis her: als 'Politik in der ersten Person' (Einzahl). Sein Werk ist insgesamt der Versuch einer Entlarvung von Lebenslügen mittels der Rückführung aufs Authentische, Ursprüngliche und Sinnfällige, und zwar auf vielen Ebenen. (…) Man hat Uwe Dick als sprachwütigen Dialektautor abgebucht, ein bairisches Unikum, dessen 'wechselfiebrige Anfälle von Weisheit, Torheit und Faschismus' (so ein Untertitel Dicks) ins Klischee vom biersaufenden, wortmächtigen und hinterfotzigen Baiern passen. (…) Eine doppelte Verkennung der Funktionen der baierischen Mundart für den Dichter liegt hier vor: einmal ist da die kernige und karikierende Eignung des Bairischen für Dicks 'Aggressionstexte', zum anderen, gegenüber der zunehmenden Verarmung des Schriftdeutschen, die ursprüngliche Kraft des Wortschatzes und der Lautfähigkeit dieser Mundart."
(Eva Hesse, 1986)