Bayern 2 - Hörspiel


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Reinhard Wittmann Gegen die Sprachlosigkeit

Stand: 14.06.2012

Uwe Dick  | Bild: Anna-Lena Zintel

"Dick begnügt sich nicht mit wohlfeilen Rundumschlägen, sondern zielt schmerzhaft genau: sowohl auf die überlebensgroßen Popanze in Bonn und München wie auf die Lokalheroen, gschwollschädelige Bürgermeister und blutrünstige Jäger vom Knall. Doch seine schaudernde Abneigung vor den 'Konsumwichteln', seine vehementen Anklagen gegen eine 'Menschheit, die sich so irr mit dem tausendfachen Tod gegen das Leben verbündet hat', sein kaum gezügelter Hass gegen Polit- und Kommerzverbrecher – dies ist nur die eine Seite. Seine Bücher, seine Monologe und Gedichte sind zugleich ein flammendes, leidenschaftliches Plädoyer für die Natur und die geschundene Kreatur 'im Namen des Baumes und seines eingeborenen Sohnes des Buntspechts'. Kein anderer deutscher Autor lässt Hunden und Hummeln, Hennen und Habichten, Möwen und Reihern solche poetische Gerechtigkeit widerfahren, beobachtet sie so genau, so zärtlich, so einfühlsam – und bannt diese Beobachtungen in so unvergessliche Sprachbilder. Jede Zeile Uwe Dicks ist eine Verlockung zur Phantasie und zum Selbstdenken, ein Aufruf gegen Bequemlichkeit und Dumpfheit, gegen die 'Sprachlosigkeit entmündigter, radiohöriger, hifiversoundeter, fernsehschauerlicher, industriell banalisierter und passivisierter Konsummer'."

(Reinhard Wittmann, Laudatio zum 50. Geburtstag von Uwe Dick 1992)


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