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Saharastaub in Deutschland Wenn Wüstensand die Sonne trübt

Wenn die Sonne nicht durchkommt und nur trüb in milchig-rötlichem Licht scheint, dann liegt was in der Luft: Saharastaub. Heiße Winde in Afrika schicken den Wüstensand zu uns und zum Amazonasregenwald.

Stand: 04.04.2024

5 Fakten über Wüsten: Wie gut kennt ihr die trockenen Lebensräume?

Die Sonne scheint wie durch Milchglas, getrübt von einem dünnen Schleier. Doch was wie Wolken wirkt, ist in diesem Fall das Gegenteil: Kein Wasserdampf, sondern trockener Wüstensand.

Dass Saharasand aufgewirbelt wird, ist normal. Die Region ist windig und äußerst trocken. Doch es benötigt schon eine besondere Wetterlage, damit unsere Welt in Mitteleuropa etwas gelber oder sogar rötlich wird.

Saharastaub wirkt wie ein Filter vor der Sonne

Der Wüstensand besteht aus winzig kleinen Partikeln aus Mineralstaub, im Durchschnitt nur fünf bis zehn Mikrometer groß. Aerosole werden deren Mischung mit der Luft genannt. Sie steigen bis zu einer Höhe von 5 Kilometern in die Atmosphäre auf. Dort können sie, falls es windstill bleibt, bis zu einem halben Jahr schweben. Wenn Wind aufkommt, trägt er den Sand der Sahara um die ganze Welt.

Wieviel Wüstensand und Saharastaub kommt in Deutschland an?

Meist bekommen wir es überhaupt nicht mit, wenn der Wüstensand zu uns kommt. Doch bei außergewöhnlich hohen Konzentrationen ist der Saharastaub nicht zu übersehen: Er liegt wie ein Filter vor der Sonne, die dann manchmal von einem Hof umgeben ist, der etwas heller scheint. Hunderttausende Tonnen Sand kommen dann in der Luft über uns an.

"Zu den typischen, eindeutigen Belegen für eine Trübung der Atmosphäre durch einen hohen Staubanteil zählt die starke Aufhellung des Himmels um die Sonne herum. Die Sonne erscheint nur sehr trüb, wie durch ein Milchglas betrachtet. Der Experte nennt das einen 'Hof' (um die Sonne)."

BR-Chefmeteorologe Michael Sachweh

Audio: Die Sahara - Lebensraum Wüste

Wirbelstürme in der Wüste und starker Wind bringen Saharastaub nach Deutschland

Ursache für den Wüstensand in Deutschland ist meist eine besonders warme Großwetterlage: Der Saharastaub kommt mit warmer Luft aus Nordafrika nach Deutschland. Ein Wirbelsturm in der Wüste treibt den Sand in die Höhe und starker Wind trägt ihn Richtung Norden. Die mit den Mineralstaubpartikeln beladene Luft strömt dann in mittleren und großen Höhen und gelangt so auch über die Alpen.

Bis zu 15-mal im Jahr zieht Saharastaub nach Deutschland

Eigentlich ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass der Saharastaub bis in unsere Gefilde vordringt: Im Schnitt zieht Wüstenstaub etwa fünf bis 15-mal pro Jahr aus der Sahara über Marokko und Frankreich nach Deutschland - vor allem im Frühjahr und Sommer. Doch normalerweise bekommen wir das überhaupt nicht mit, denn die Mischung aus sogenannten Mineralstaubpartikeln wie Quarzsand, Tone, Goethit und Gips aber auch fossilierten Algen treibt in höheren Luftschichten. Erst Regen transportiert sie in Bodennähe.

Sand aus der Sahara: Kostenloser Dünger für die Landwirtschaft

Während sich heutzutage höchstens hauchdünne Sandschichten bei uns ablagern, die sofort wieder weggespült werden, sorgte der Wüstensand vor Jahrtausenden dafür, dass einige Regionen in Deutschland zu nährstoffreicheren Böden kamen. Der Sand wirkt als Dünger: Die Sahara war ja nicht immer trocken, bis zum Ende der Eiszeit existierte hier ein gigantischer Süßwassersee, dessen nährstoffreiche Überbleibsel im Staub stecken.

"Vor rund 8.000 Jahren türmte sich der Staub auf bis zu einem Meter und sorgte gerade im Main-Frankengebiet bei Ochsenfurt und dem Gäuboden bei Straubing für nährstoffreichen Boden."

Roland Eichhorn, Leiter des geologischen Dienstes beim Landesamt für Umwelt Bayern

Der Sand kann auch Wasser und weitere Nährstoffe besser speichern und sorgt dadurch im Boden für besseres Wachstum, wovon vor allem Spargel und Getreide besonders profitieren.

Audio: Wie landet Saharastaub auf eurem Fahrradsattel?

Saharastaub: Düngung des Amazonas-Regenwalds

Der Saharasand spielt im weltweiten Nährstoffkreislauf eine wichtige Rolle. Der aufgewirbelte Sand wird im Frühsommer mit den Passatwinden von Afrika über den Atlantik bis nach Südamerika transportiert. Und hier düngt er den Regenwald, der grundsätzlich eher nährstoffarm ist.

Bis zu 40 Millionen Tonnen Saharastaub erreichen die Regenwälder des Amazonas. Forscherinnen und Forscher vermuten heute, dass es den Amazonasregenwald ohne die Sahara in der Form, wie wir ihn heute kennen, nicht geben würde. Auch auf der iberischen Halbinsel ist dieser Staub eine wichtige Nährstoffquelle. Insgesamt transportieren die Luftströmungen über ein Jahr verteilt 500 Millionen Tonnen Saharastaub über den Erdball.

Die kleinen Staubteilchen über dem Atlantik können auch bei der Entstehung von Wirbelstürmen eine bedeutende Rolle spielen, weil feuchte Luft an ihnen kondensieren kann, was zu Wolken führt.

Sendungen zum Thema Saharastaub und Wüstensand