1. August 1936 Beginn der Olympischen Spiele in Berlin
Am 01.08.1936 eröffnete Adolf Hitler im Berliner Olympia-Stadion die XI. Olympischen Spiele. Avery Brundage setzte sich für den Austragungsort Deutschland ein.
01. August
Donnerstag, 01. August 2013
Autor(in): Carola Zinner
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Angela Smets
Redaktion:Bernhard Kastner
"Egal, welches Land die Olympischen Spiele ausrichtet, es wird immer eine Gruppe, Religion oder Rasse geben, die sich durch Handlungen der gastgebenden Regierung veranlasst sieht, gegen die Durchführung zu protestieren." Diesen geradezu hellseherischen Satz hat Avery Brundage geäußert, Sportfunktionär und Mitglied des olympischen Komitees. Aber - warum hat er es gesagt? Wollte er womöglich vor den Spielen warnen, weil sie immer so viel Ärger einbringen? Aber auf gar keinen Fall! Brundage wollte vielmehr andeuten, dass man sich um solche Meckerer am besten gar nicht kümmert.
Es ging um die Olympischen Sommerspiele, die 1936 in Deutschland stattfinden sollten. Eigentlich wäre es schon 1916 so weit gewesen. Dann war aber das ganz große Kräftemessen der Völker dazwischen gekommen, bei dem die Kämpfer keine Goldmedaillen gewinnen konnten, höchstens einen Orden, meistens jedoch einen Sarg. Und danach hatte Deutschland jahrelang weder in sportlicher noch in anderer Hinsicht als besonders salonfähig gegolten. Nun aber war alles wieder gut, Schwamm drüber und auf ein Neues, und das waren die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
Wo allerdings dummerweise inzwischen die Nationalsozialisten das Sagen hatten, und die, so viel hatte sich im Ausland schon rumgesprochen, waren insgesamt nicht besonders daran interessiert, für alle Gruppen, Religionen oder Rassen einheitliche Regeln gelten zu lassen. Durfte man so einem Land wirklich die Plattform bieten, sich positiv darzustellen?
Auf der ganzen Welt gab es Stimmen, die einen Boykott der Spiele in Deutschland forderten. Avery Brundage aber setzte sich durch. Und so ist es auch ihm zu verdanken, dass am 1. August 1936 der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler im Berliner Olympia-Stadion die XI. Olympischen Spiele eröffnen konnte. Er machte dabei "Bella Figura", da waren sich alle einig; und die Athleten aus aller Welt grüßten mit dem Olympischen Gruß, der zufällig genau so aussah wie der Hitlergruß.
Leni Riefenstahl bannte alles auf Film, und nicht mal der Völkische Beobachter fand noch Grund, sich zu beschweren.
Im Vorfeld hatte sich das Nazi-Kampfblatt heftig darüber empört, dass die Forderung "Juden raus aus dem Sport" im deutschen olympischen Komitee nicht umgesetzt worden war. Das hatte allerdings einen triftigen Grund. Denn es wären zwei Männer betroffen gewesen, die unverzichtbar waren für die Organisation der Spiele: Theodor Lewald, "Halbjude", und Carl Diem, verheiratet mit einer Jüdin. Die beiden sorgten für einen nie da gewesenen festlichen Rahmen und kreierten das Ritual des Fackellaufs, der bis heute zum Zeremoniell gehört. Diem war auch der richtige Mann, Kritik abzuschmettern, Juden seien von den Spielen ausgeschlossen. "Es wird keine Diskriminierung geben!", versicherte er. Ausländische Athleten seien ebenso willkommen wie deutsche Athleten jüdischer Herkunft. Die allerdings gab es kaum mehr. Wie denn auch - Juden waren in Deutschland seit Jahren vom Training ausgeschlossen.
Die Zeremonie war perfekt, das Wetter gut und die Stimmung noch besser - die ausländischen Besucher konnten später den Boykott-Befürwortern mitteilen, wie harmlos und fröhlich es zuging in Deutschland und dass von den Leuten wohl nichts zu befürchten sei. Mag ja sein, dass Hitler sich nicht an der Seite des dunkelhäutigen Goldmedaillengewinners Jesse Owens hatte fotografieren lassen ... Aber Brundage hatte es ja schon im Vorfeld gesagt: Bei Olympischen Spielen finden sich immer ein paar, die meckern. Am besten, man kümmert sich einfach nicht drum.