Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. September 1945 Erstes "Pippi Langstrumpf"-Buch erscheint

Man sollte sich beim Geschichten-Erzählen für die Kinder schon ein bisschen Mühe geben. Denn die kann sich lohnen. Bestes Beispiel: Astrid Lindgren. Am 1. September 1945 erschien ihr erstes Pippi-Langstrumpf-Buch. Autorin: Birgit Magiera

Stand: 01.09.2015 | Archiv

01.09.1945: Erstes "Pippi Langstrumpf"-Buch erscheint

01 September

Dienstag, 01. September 2015

Autor(in): Birgit Magiera

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Wer ist eigentlich die Mutter von Pippi Langstrumpf? Über ihre Mutter im Buch erfahren wir nicht viel: nur dass sie gestorben ist als Pippi noch ein Baby war, und dass sie deshalb jetzt ein Engel ist und auf einer Wolke sitzt. Aber wer ist die geistige Mutter von Pippi Langstrumpf?
Klar: Astrid Lindgren, weiß doch jeder.
Oder doch Karin Lindgren, Astrids Tochter?

Mama, erzählt mir eine Geschichte!

Am 1. September 1945 kommt in Schweden die erste Ausgabe von Pippi Langstrumpf heraus. Geboren, also erdacht war sie schon lange vorher: Die kleine Karin bekommt im Herbst 1941 eine Lungenentzündung. Wochenlang muss das Mädchen schwer krank im Bett liegen. Dass das Schlimmste überstanden ist, merkt Mutter Astrid auch daran, dass die Kleine anfängt, über Langeweile zu jammern. Alle Eltern kennen die Aufforderung “Erzähl mir eine Geschichte!“. Aber die siebenjährige Karin wird noch konkreter: “Mama, erzähl mir eine Geschichte von Pippi Langstrumpf“. Den Namen - erklärt sie später - habe sie in diesem Augenblick einfach erfunden.

Astrid Lindgren setzt sich also im Herbst 1941 auf die Bettkante zu ihrer kranken Tochter und beginnt ihr die Geschichte von Pippi Langstrumpf zu erzählen. Die gefällt Karin so gut, dass sie immer mehr davon hören will, auch als sie schon längst wieder gesund ist. Jahrelang gibt es Pippi Langstrumpf nur in der Wohnung der Familie Lindgren in Stockholm. Mutter Astrid kommt gar nicht auf die Idee auch nur ein Wort davon aufzuschreiben. Schließlich ist sie keine Schriftstellerin, sondern Hausfrau und Mutter.

Nur einem Unfall und viel Schnee ist es zu verdanken, dass heute Kinder aus aller Welt  das wunderbare starke Mädchen mit den roten Zöpfen und dem kleinen Affen kennen.

An einem Tag im März 1944 schneit es in Stockholm dichte Flocken, und als Astrid Lindgren am Abend noch das Haus verlässt, rutscht sie auf der schneeglatten Straße aus und verstaucht sich böse den Fuß. Mehrere Wochen muss sie das Bein ruhig stellen.
Nun ist sie es, die sich langweilt.

Ein Fall für´s Jugendamt?

Da beginnt sie all die Geschichten von Pippi Langstrumpf aufzuschreiben. Das Manuskript will sie ihrer Tochter Karin zum 10. Geburtstag schenken. Eine Durchschrift schickt sie außerdem an einen Verlag. Im Anschreiben umreißt Astrid Lindgren kurz Pippis Charakter und ihre bemerkenswerten Eigenschaften und schließt mit den Worten „in der Hoffnung, dass Sie nicht das Jugendamt informieren“. Das tut der betreffende Lektor nicht, er will die Geschichte aber auch nicht drucken und schickt Astrid Lindgren das Manuskript zurück. - Vermutlich im Nachhinein der größte Fehler seines Lebens.

 Aber Astrid Lindgren ist nun auf den Geschmack gekommen, und beim Literaturwettbewerb eines anderen Verlages gewinnt „Pippi Langstrumpf“ den ersten Preis. Als Astrid Lindgren in den 40er Jahren mit der Geschichte sofort viel Geld verdient, will sie den Reichtum mit ihrer Tochter teilen. Die hatte ja zumindest den Namen erfunden. Tochter Karin aber, mittlerweile zum Teenager herangewachsen, fühlt sich zu alt für den Kinderkram und meint ganz cool,
sie wolle nicht in solche Dummheiten hineingezogen werden.

Der Rest ist bekannt. Pippi wird in über 50 Sprachen übersetzt und ist bis heute eines der beliebtesten Kinderbücher überhaupt. Geboren wurde sie als Ablenkung für ein krankes siebenjähriges Kind, das sich allein daheim im Bett fürchterlich langweilte.


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