Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. September 1499 Diane de Poitiers geboren, Nebenfrau

Schon mit elf Jahren hatte sie Prinz Heinrich von Frankreich bei einem Turnier zur "Schönsten des Hofes" gewählt. Diane de Poitiers, geboren am 3. September 1499, war rund 20 Jahre älter. Zeitlebens ist Heinrich seiner Jugendliebe treu geblieben, auch als er längst König und verheiratet war.

Stand: 03.09.2010 | Archiv

3. September 1499: Diane de Poitiers geboren, Nebenfrau

03 September

Freitag, 03. September 2010

Autor(in): Carola Zinner

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Ach, wären doch die Geschehnisse der Welt von Anfang an eingeteilt in schwarz und weiß, in gut und schlecht: Immer wüssten wir gleich, woran wir wären und könnten alles sofort und hundertprozentig richtig beurteilen. Doch bedauerlicherweise wechselt die Beurteilung mit dem Standpunkt des Betrachters. So nennt der eine edlen Befreiungskrieg, was dem anderen nichts ist als ein brutaler Überfall. Oder - um zum sprichwörtlichen Pendant des Krieges zu kommen, nämlich zur Liebe, in beiden sind ja angeblich alle Mittel erlaubt: Da gilt dem einen als Ausleben edelster Gefühle, was anderen nichts ist als schlichter Ehebruch. In den bunten Blättchen, aus denen wir unser Wissen über die Großen und Schönen dieser Welt beziehen, werden tapfer beide Standpunkte vertreten: Man bedauert die betrogene Ehefrau und feiert gleichzeitig das frischgebackene Pärchen, das sich auf beigefügtem Foto fast mit Blicken verschlingt. Ja so ist das eben.

Und so war es schon immer. Allerdings hat man dereinst von Ehen ohnehin nichts anderes erwartet. War doch die Heirats-Politik des Hochadels oft lediglich eine abgewandelte Form des Krieges, in der es hauptsächlich darum ging, den Besitzstand zu vergrößern oder vor fremden Zugriff zu schützen. Eine unter solchen Prämissen geschlossene Verbindung war denn auch so leicht nicht zu erschüttern. Jedenfalls nicht durch Liebesaffären des holden Gatten. Madame allerdings hatte treu zu bleiben - damit nicht etwa falsches Blut die Dynastie verunreinige. Um sie erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen zu lassen, setzte man die Hochzeit möglichst früh an. 14 Jahre war Katharina von Medici, als sie den französischen Prinzen Heinrich heiratete. Die Braut kam zwar nicht aus allererstem Hause - bei Hofe nennt man sie verächtlich "Die Krämerstochter" - doch bringt sie als Nichte des Papstes eine ungeheure Ausstattung mit.

Und auch der Gemahl, übrigens nicht älter als die Braut, bringt etwas mit ins gemeinsame Leben: Seine angebetete Dame nämlich, Diane de Poitiers. Bereits bei seinem allerersten Turnier, da war er grade mal elf, hatte er sie zur "Schönsten des Hofes" gewählt, und diesem Geschmack ist er treu geblieben. Dabei war Diane, geboren am 3. September 1499, rund 20 Jahre älter als ihr Galan.

Doch sie war schön und blieb es auch, wenn man den Bildern glauben darf, auf denen sie gern neben ihrer zarten Haut und dem schönen Schmuck auch ihre kleinen festen Brüste zeigt. Nicht nur in Sachen "altersloser Schönheit" galt Diane als Expertin, sondern auch in der Kunst der Liebe. Katharina, mittlerweile an der Seite ihres Mannes zur Königin avanciert, ließ angeblich sogar ein Loch in die Schlafzimmerwand der Favoritin bohren, um etwas dazu zu lernen. Diane war damit vermutlich einverstanden. Denn für ihren Status einer heimlichen Herrscherin Frankreichs war es nur von Vorteil, wenn die königliche Ehe stabil blieb. Man hatte sich schließlich so schön miteinander arrangiert. Katharina sah das wohl ähnlich. Als sie nach dem Tod des Königs die Fäden der Macht in der Hand hielt, verbannte sie Diane zwar vom Hof, ließ ihr aber den riesigen Besitz, den die mittlerweile 60-Jährige über all die Jahre angehäuft hatte.

Gestorben übrigens ist er, der gemeinsame Mann, nach einem Turnier, bei dem er vor beider Augen eine Lanze in den Kopf bekam. Vor dem Kampf hatte Heinrich II. zu seiner Frau noch gesagt "Aber Madame, ich kämpfe doch nur für sie." Angetreten aber ist er dann doch wie immer in den Farben seiner ewigen Geliebten: schwarz und weiß.  


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