9. Oktober 1850 Bavaria wird feierlich enthüllt
Ihr Gesicht kennt man. So markant, aber auch ganz mild. Durch und durch bayerisch ist sie, die Bavaria, enthüllt am 9. Oktober 1850. Also die Statue. Wobei sie Luise Kinseher, der Sprecherin dieses Kalenderblatts, schon ähnelt.
09. Oktober
Donnerstag, 09. Oktober 2014
Autorin: Birgit Magiera
Sprecherin: Luise Kinseher
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Julia Zöller
"Ja so ein Wahnsinniger, - jetzt is a völlig narrisch worn, da Kini. Was moant denn der, wera is! Mim Nero dada si vergleichn. Da Nero, des war der wo Rom niederbrennt hat, und dabei hod a no a Liadl gsunga, vor Freid.
Und jetzt kommt da Ludwig der Erste daher und sagt 'da Nero und I, mia san die Oanzign, die wo so eine super Riesen-Statue hi -kriang, aus Metall gossen.
Die allererste Kolossalstatue seit der Antike, seit'm Nero. Zum höheren Ruhme Bayerns. Auf der Münchner Theresienwiese.' Sauber. Und I solls giassn, des kolossale Weib!"
Bayerische Athene
So oder so ähnlich wird sich der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler des denkt ham, im Mai 1837, wiara den königlichen Auftrag von Ludwig dem Ersten bekommen hat. König Ludwig der Erste, der so vernarrt war in die Antike, dass er seine Händler und Agenten regelmäßig nach Italien und Griechenland geschickt hat, zum Kunst-Einkaufen. München, mein Isar-Athen! Dieser Ludwig hat sich jetzt tatsächlich seine eigene Göttin bestellt. Eine bayerisch-griechische Athene.
Eine Bavaria. Richtig groß, damit‘s auch was hermacht. Und der Schwanthaler hats sogar gschafft, er und der Erzgießer Ferdinand Miller. Aber dauert hat‘ s, bis‘s die Bavaria am 9.Oktober 1850 endlich enthüllt ham.
Jahrelang hat der Schwanthaler nämlich an der Bavaria hi-g’arbeit und seine Helfer san mit dem Riesen-Gipsmodell scho schia narrisch wordn. Weil nie hats eam passt, immer wieda hat a was g’ändert, a Perfektionist hoid, der Schwanthaler, mit königlich-künstlerischer Lebensaufgabe. Der König war recht begeistert von so viel Leidenschaft und Engagement. Einmal, bei einem
Werkstatt-Besuch im Winter, soll seine Majestät den eigenen Pelzmantel ausgezogen und ihn dem frierenden Schwanthaler eigenhändig aufs Gerüst rauf-gereicht haben.
Am Ende sind Künstler und König ergriffen vor dem riesigen Gipsmodell g‘standen. Aus der griechischen Athene is am End ein bayerisch-germanisches Weibsbild geworden, mit Bärenfell, statt Toga. Und Eichenlaub am Kopf statt Lorbeer.
Und natürlich mim bayerischen Löwen dabei.
Beinahe abgefackelt
Den hat's beim Gießen von der Bronze dann glei amoi z’rissn. den Löwen. Des waren ja oiss Riesen-Trümmer, die der Miller und der Schwanthaler da gossen ham. Aloans der Kopf, des hams scho in der Werkstatt ausprobiert: 30 Männer ham si da drin verstecka kenna. Und der große Busen erst! Der war natürlich ein Problem .. Überhaupt: eine Hitze war des in der Erzgießerei! Mehrfach hätte der Miller um ein Haar seine eigene Werkstatt abgefackelt .
1848 ists dann noch einmal spannend geworden, weil im März Revolution war und der Ludwig der Erste hat abdanken müssen. Und da woasst as natürlich erst amoi ned: woin die nachher no so a Kolossal-Statue? Aber am End ham die Münchner bloß a halbe Revolution angezettelt und die Bavaria war gerettet.
In einem Riesen-Festzug ham's dann die zerteilte Bavaria zur Theresienwiesn gebracht, zwölf Rösser ham's dafür braucht. Und jetzt steht‘s noch immer da, vor der Ruhmeshalle, das bronzene Riesen-Weibsbild: 30 Meter vom Sockel bis zum Kranz. Oder wemmas noch genauer braucht: in des letzte Stückerl vom kloana Finger von der Bavaria - da gengan drei Maß Bier eini. Des hätt den Nero fei wirklich neidisch gmacht.