Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. Juli 1959 Mary Leakey entdeckt den "Australopithecus boisei"

Ein wunderbares Urzeitforscher-Pärchen: Sie, Mary Leakey, machte seit ihrer Kindheit, was sie wollte. Er, Louis Leakey, war Archäologe in Cambridge und zeigte vor allem als Frauenheld seine Gestaltungsfreiheit. Das Glück schlug sich letztlich auf ihre Seite: Am 17. Juli 1959 entdeckte sie die Überreste von Australopithecus boisei, eines unserer entfernten Vorfahren.

Stand: 17.07.2012 | Archiv

17.07.1959: Mary Leakey entdeckt den "Australopithecus boisei" (17. Juli 1959)

17 Juli

Dienstag, 17. Juli 2012

Autor(in): Carola Zinner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Petra Herrmann

Als Adam grub und Eva spann, war die Sache noch verhältnismäßig einfach: Sie kümmerte sich daheim um Wollsocken und andere Kleinigkeiten, während er draußen die weltbewegenden Taten vollbrachte. Heute ist das alles ein bisschen schwieriger, denn jetzt sind beide, sie und er, dazu aufgerufen, große Taten zu vollbringen. Die Folge ist, dass zuhause am Spinnrad gähnende Leere herrscht, während sich das Paar draußen auf dem Feld um den Spaten streitet.

Mary Leakey und ihrem Gemahl Louis war es zwar gelungen, dieses Problem zu lösen - jeder von ihnen hatte sein eigenes Grabgerät - ansonsten aber lagen die beiden Frühzeitforscher in ständigem Wettstreit miteinander. Dabei hatten sie eigentlich versucht, die Bereiche zu trennen. "She did the stones - he did the bones" lautete der Leitsatz, dem zufolge ER für die Knochenfunde zuständig war und SIE für die Versteinerungen. Streit gab es trotzdem, allein schon deshalb, weil ihre Arbeitsmethoden so unterschiedlich waren. Er, der charismatische Selbstdarsteller, nahm es mit der wissenschaftlichen Zuordnung der Funde nicht ganz so genau und ging gern schnell an die Öffentlichkeit, während sie erst gründlich nach der "Wahrheit" suchte, auch wenn das jahrelange akribische Puzzlearbeit erforderte.

Ein Paar forscht

In mehr als 400 winzige Stücke zerbrochen war ein versteinerter Knochen, den Mary Leakey am 17. Juli 1959 in einer Schlucht in Tansania entdeckte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um den Schädel eines Vormenschen, der vor fast zwei Millionen Jahren gelebt hatte. Der spektakuläre Fund des "Australopithecus boisei" oder "Nussknackermenschen", wie er wegen seiner großen Zähne genannt wird, schloss eine Lücke in der Erforschung der Menschheitsgeschichte und machte Mary Leakey in Fachkreisen zu einer Berühmtheit.

Der spektakuläre Fund

Womit wieder einmal bewiesen ist, dass aus schwierigen Kindern durchaus etwas werden kann: Mary hatte in ihrer Jugend zahllose Lehrerinnen zur Verzweiflung gebracht mit dem Prinzip, nichts zu lernen, was sie nicht interessierte. Mit größter Hingabe allerdings widmete sie sich allem, WAS sie interessierte - und dazu gehörten zum einen die archäologische Feldarbeit und zum anderen der gut aussehende Dozent Louis Leakey, der in Cambridge Archäologie unterrichtete. Die beiden stürzten sich in ein leidenschaftliches Verhältnis, das für ihn, den verheirateten Vater von zwei Kindern, alle Aussichten zerstörte auf eine Professur und das für sie der Beginn war einer peinigenden Partnerschaft. Denn Louis Leakey war ein notorischer Frauenheld, daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er mit Mary drei Söhne bekam. Das Paar blieb zwar verheiratet, lebte aber schon lange getrennt, als Louis 1972 starb.

Mary überlebte ihren Mann um fast ein Vierteljahrhundert. Im Alter von 70 Jahren hörte sie mit der aktiven Feldarbeit auf und zog sich mit ihren geliebten Hunden zurück in ihr Haus in Nairobi, wo sie der Neigung zu kubanischen Zigarillos und schottischem Whisky frönte. Und wo sie mehrere Bücher schrieb, in denen sie zurückblickt auf ihr außergewöhnliches Leben im Dienste der Wissenschaft. Dass sie eine Ehefrau und Mutter war, versicherte sie, sei ihr dabei niemals im Wege gestanden: "Es ging immer nur darum, das zu tun, was einen interessiert".


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