Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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20. Februar 1900 Washakie gestorben, Häuptling der Schoschonen

Der Schoschonenhäuptling Wahaki versuchte, sein Volk unbeschadet in die neue Zeit zu führen und gab sich den Weißen gegenüber entgegenkommend. Am 20. Februar 1900 ist er gestorben - mit über 100 Jahren.

Stand: 20.02.2012 | Archiv

20.02.1900: Washakie gestorben, Häuptling der Schoschonen

20 Februar

Montag, 20. Februar 2012

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Redaktion: Thomas Morawetz

Sechzig Jahre lang war er Häuptling gewesen, Häuptling eines am Rande der Rocky Mountains ansässigen Indianervolkes. Die Schoschonen lebten in Zelten, jagten Bisons und zogen in weiten Wanderungen von einem Jagdgrund zum nächsten. Als sich aber zu den Büffeln die ersten Wagentrecks weißer Einwanderer gesellten, stand Häuptling Washakie, anders als viele seiner Blutsbrüder, auf Seiten der Weißen. Washakies Schoschonen halfen den Siedlern, die breiten Flüsse zu überqueren und fingen entlaufene Rinder wieder ein. Washakie gab den weißen Eisenbahnbauern Wegerecht durch sein Land und stellte den Armeesoldaten Scouts.

Ohne Massenmorde in die neue Zeit

Dabei war Washakie kein Feigling. Er war nur der Meinung, dass es sinnlos sei, sich dem endlosen Strom bleichgesichtiger Fremdlinge entgegenzustemmen. Häuptling Washakie versuchte, sein Volk unbeschadet und ohne Massenmorde in die neue Zeit zu retten. Die amerikanische Regierung belohnte Washakie und sein Volk damit, dass sie sich den Ort ihres künftigen Reservats aussuchen durften. Washakie wählte eine Gegend, die die Schoschonen als Jagdgrund schätzten, das heutige "Wind River" Reservat in Wyoming. Die Idee jedoch, aus einem Nomadenvolk ein Volk sesshafter Bauern zu machen, war nicht gut. Es stellte sich heraus, dass die Schoschonen das Leben im Reservat einengend und bedrückend fanden. Zudem waren aus den ursprünglich vereinbarten zwölfhundert Hektar im Lauf der Zeit immer weniger geworden, und was noch schlimmer war: Die amerikanische Regierung siedelte auf dem Schoschonengebiet einen verfeindeten Arapahostamm an.

Häuptling Washakie beschwerte sich bitter: "Ihre Regierung schützt unsere Rechte nicht. Im Gegenteil. Diese Regierung bricht immer wieder ihr Versprechen."

Militärisches Ehrenbegräbnis

Gegen Ende seines Lebens musste Washakie mit ansehen, wie die Weißen seinem Volk nicht nur den Lebensraum nahmen, sondern auch die Büffel, wie die Schoschonen Hunger litten und er zuletzt nichts mehr hatte, um mit der amerikanischen Regierung zu verhandeln. Am 20. Februar des Jahres 1900 starb Washakie, der sechzig Jahre lang Häuptling der Schoschonen gewesen war, im Alter von über hundert Jahren. Er erhielt ein militärisches Ehrenbegräbnis samt Grabstein auf dem Friedhof eines Forts, eine Ehrenbezeugung, wie sie noch nie zuvor einem amerikanischen Indianer zuteil geworden waren.

In den Jahren nach Washakies Tod gab die Regierung die fruchtbarsten Gebiete des Schoschonen-Reservats für die Weißen frei und richtete ein Bewässerungssystem ein, das die Felder der Schoschonen austrocknen ließ. An den freundlichen Schoschonenhäuptling hingegen erinnern sich die weißen Amerikaner bis heute gern. Sie haben Statuen und Bildnisse von ihm aufgestellt, haben heiße Quellen, Hotels und eine kleine Stadt nach ihm benannt. Washakie, sagen sie, hätte jedem Indianer zum Vorbild gereicht. Ein kluger Mann, der den weißen Eindringlingen mit freundlicher Geste gegeben habe, was sie ihm andernfalls rücksichtslos hätten wegnehmen müssen.


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