Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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28. Dezember 1895 Die Brüder Lumière eröffnen das erste Kino

Was können sich Schausteller sehnlicher wünschen, als gleich bei der Premiere für Riesenwirbel zu sorgen? Den Brüdern Lumière ist das gelungen. Am 28. Dezember 1895 luden sie in einem Pariser Café zur ersten Filmvorführung ein… Autorin: Elke Endraß

Stand: 28.12.2015 | Archiv

28.12.1895: Die Brüder Lumière eröffnen das erste Kino

28 Dezember

Montag, 28. Dezember 2015

Autor(in): Elke Endraß

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Ob das Kino gut oder schlecht ist, es ist auf alle Fälle einem Schauspielhaus hundertmal vorzuziehen...", meinte Egon Friedell 1912. Na ja, darüber könnte man wohl streiten, aber eines ist sicher richtig: Der Film bietet Möglichkeiten, die das Theater so nicht hat. Katastrophenfilme, zum Beispiel, lassen sich durch Bild und Ton so realistisch gestalten, dass der Zuschauer kaum noch weiß, was Dichtung und was Wahrheit ist. Zum Beispiel der Film "Earthquake": In den 70er Jahren ließ er die Kinokassen klingeln. Eine neuartige Soundtechnologie gestaltete das Erdbeben so überzeugend, dass nicht nur die Zuschauer mitbebten. Angeblich schlugen sogar die Seismographen einiger Erdbebenwarten aus. Im belgischen Oostende musste der Film sogar verboten und ein Kino geschlossen werden, weil einige ältere Häuser durch die Erschütterungen vom Einsturz bedroht waren.

Doch schon ein Kurzfilm der Gebrüder Lumière wirkte so überwältigend, dass einige Menschen fluchtartig den Saal verließen. Oder besser gesagt: den Salon "Indien", denn jener denkwürdige Abend des 28. Dezember 1895 fand im Grand Café in Paris statt. Der Andrang hielt sich allerdings in Grenzen. Nur etwa dreißig Besucher hatten sich von den geschäftstüchtigen Brüdern einen Franc abluchsen lassen, um der ersten öffentlichen Filmvorführung beizuwohnen.

Edison sei Dank!

Louis-Jean und Auguste Lumière arbeiteten mit dem Kinematographen. Den hatten sie zwar nicht direkt selbst erfunden; vielmehr verdankten sie den Apparat in seinen Grundzügen Thomas Alva Edison. Doch die Lumières hatten ihn verbessert, so dass er am Ende Kamera und Projektor in einem war. Die Lumières filmten fortan alles, was ihnen vor die Linse kam: die müden Arbeiter beim Verlassen der väterlichen Fabrik genauso wie die Fütterung eines Babys. Alles Szenen, die kaum länger als eine Minute dauerten und an jenem Dezemberabend mit auf dem Programm standen.

Insgesamt wurden in der Geburtsstunde des Kinos elf Filme gezeigt - und der ganze Zauber war in 20 Minuten vorbei. Aber trotzdem - die wenigen Zuschauer waren schier überwältigt.

Rette sich, wer kann…

Gleich zur Premiere griffen die Lumières in die Trickkiste. Der Abriss einer Mauer wurde auch rückwärts gezeigt, so dass sie vor den staunenden Zuschauern wieder neu entstand. Sogar eine winzige Filmposse war darunter. "Der begossene Begießer" - so der Titel des Filmchens, zeigte, wie ein Junge einen Gärtner mit einem Wasserschlauch ärgerte, so dass diesem unvermutet ein Wasserstrahl ins Gesicht spritzte. Das Publikum grölte vor Lachen und konnte doch noch nicht fassen, wie das alles möglich war. Und dann kam der Schock. Die Brüder Lumière wollten sich nicht lumpen lassen und nun wirklich was ganz Besonderes bieten. "Die Ankunft eines Zuges im Bahnhof von La Ciotat" hieß der nächste Kurzfilm. Und mehr war auf dem Streifen auch gar nicht zu sehen. Doch als der Zug dicht an der Kamera vorbei raste, brach Panik aus. Einige der Zuschauer sprangen vor Angst hinter die Sitzbänke, andere stürzten gar aus dem Raum. So sehr fürchteten sie, der Zug könne direkt aus der Leinwand in den Salon, den indischen, hinein fahren. Nur gut, dass damals das Geräusch der Lok noch nicht zu hören war. Der Tonfilm kam erst dreißig Jahre später. Bald strömten die Menschen in die Lumièr’schen Vorstellungen, so dass die Brüder ihr Programm 20-mal am Tag vorführen mussten und es damit auf 2500 Francs täglich brachten. Dabei ging es ihnen gar nicht so sehr um die Filme selbst, sondern um den Verkauf ihres Kinematographen. In ganz Europa warben sie für ihr Wundergerät und wurden so zu Pionieren der Filmgeschichte.


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