30. März 1559 Adam Riese gestorben
"Stimmt genau nach Adam Riese!" Die Erfindung des Buchdrucks machte es möglich: Adam Riese wurde für die Deutschen zum Vater des modernen Rechnens, denn er hatte seine Rechenbücher zum ersten Mal auf Deutsch geschrieben. Am 30. März 1559 ist er gestorben.
30. März
Dienstag, 30. März 2010
Autorin: Gabriele Bondy
Redaktion: Thomas Morawetz
Eins, zwei, drei, vier Eckstein, alles muss versteckt sein. Wer hinter mir steht, wer vor mir steht, der muss es sein ... Zählen ist kinderleicht. Doch wann hat der Mensch eigentlich gelernt, auf diese abstrakte Art, Ordnung und Kontrolle in sein Leben zu bringen? Die Anfänge liegen im Dunkeln. Doch man hat 20 bis 30.000 Jahre alte Knochen, Steine und Tonscherben gefunden, auf denen Kerben und Ritzungen zeigen, dass unsere Vorfahren schon damals eine Frühform des Zählens beherrschten. Dann kamen der Ackerbau, die Sesshaftigkeit, der Handel breitete sich aus, und das Rechnen wurde im täglichen Leben immer unentbehrlicher.
Einen gewaltigen Sprung nach vorne machte die Verbreitung der Rechenkunst in der Mitte des 15.Jahrhunderts durch die Erfindung des Buchdrucks. In deutschen Landen entstanden nach italienischem Vorbild Rechenschulen, in denen gründlich ausgebildete Rechenmeister Basiskenntnisse der Mathematik wie das Nummerieren, Addieren und Subtrahieren vermittelten. Gelesen hat sich das damals so:
Subtrahirn heißt abziehen, lehret, wie man eine zal von der andern nehmen soll. Wiltu probirn, ob das recht sei, so leg die abgezogene zal zur überbleibenden, kompt wider die erste aufgelegte zal, so ist es recht.
Stimmt genau - nach Adam Riese! Denn der hat uns Deutsche schlau gemacht. Geboren wurde Adam Riese, eigentlich Ries oder gar Reyeß genannt, 1492 in Staffelstein im heutigen Oberfranken. Er gilt als "Vater des modernen Rechnens" und mehr als das. Denn er hat uns nicht nur Alternativen zum eher beschämenden Abzählen mit den Fingern geliefert, sondern auch die komplizierten römischen durch die schlichten arabischen Ziffern ersetzt; und last not least hat er durch die große Verbreitung seiner in Deutsch - und nicht mehr in Latein - verfassten Rechenbücher noch allerhand für die Vereinheitlichung der deutschen Sprache getan.
Nachdem Adam Riese zuerst den Erfurtern das Rechnen beigebracht hatte, zog es ihn ins sächsische Annaberg, wo gerade der Silbererzbergbau florierte.
Damit da nicht alles drunter und drüber ging und auch der Landesherr seinen Zehnten abbekam, verdingte sich Ries – neben einer eifrig betriebenen Rechenschule in der Johannisgasse – als Rezessschreiber und prüfte die Abrechnungen der Silbergruben. Zudem oblagen ihm das Münzwesen und die Landvermessung. So machte er sich unentbehrlich und brachte es nicht nur zu einem gewissen Wohlstand, sondern auch zum "Sächsischen Hofarithmeticus".
Allerdings darf nicht vergessen werden, dass sich der emsige Rechenmeister auch für das Gemeinwohl stark machte. Er erarbeitete eine Brotordnung, die verbindliche Preise vorschrieb. Wie sich denken lässt eine diffizile Aufgabe, denn die Erträge der Getreideernte waren ja je nach Wetter- und Weltlage von Jahr zu Jahr verschieden. Und auch für gerechte Weinpreise nutzte Riese seine Rechenkünste. Er war von der Unentbehrlichkeit der Mathematik zutiefst überzeugt und wusste das auch in Reime zu verpacken:
Ein mensch dem zahl verborgen ist
Leichtlich der verführt wird mit list
Das nimm zu hertzen bitt ich sehr
Und jeder sein kind rechnen lehr ...
Seinen eigenen Kindern hat Riese - als er am 30. März 1559 starb - ein Rechenbuch als Vermächtnis hinterlassen. Was sonst?
Meynen lieben Sonen Adam Abraham Jacob Isaac und Paulo die Riesen genannt Zuhanden ... Diweil ich dan nun mit alter beladen euch als meinen liben Sonen nichts besseres geben und lassen mag ...