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5. März 1895 Alva Vanderbilt wird geschieden

Wer „Ja“ sagt, muss auch „B“ sagen? Nicht unbedingt! Denkt sich Alva Vanderbilt. Sie heiratet spektakulär reich ein, lässt sicher aber genauso skandalös wieder scheiden. Autorin: Ulrike Rückert

Stand: 05.03.2019 | Archiv

05.03.1895: Alva Vanderbilt wird geschieden

05 März

Dienstag, 05. März 2019

Autor(in): Ulrike Rückert

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Alva Vanderbilts Scheidungskrieg gegen ihren untreuen Millionärsgatten war ein Riesenskandal. Monatelang lieferte er Schlagzeilen von New York bis Los Angeles, mit faszinierenden Einblicken in die Schmutzwäsche der oberen Zehntausend und einer epischen Saga von Aufstieg und Fall.

Alva kam aus vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen und galt nicht als Schönheit, aber sie hatte sich trotzdem den dicksten Fisch im Teich geangelt: Willie Vanderbilt, Spross der reichsten Familie Amerikas im Gilded Age, der Epoche am Ende des 19. Jahrhunderts, in der ungeheure Vermögen zusammengerafft wurden.

Dicker Fisch im Netz!

Aber eins konnten alle Millionen der Vanderbilts nicht kaufen: den Eintritt in den engsten Zirkel der High Society von New York, wo alte Namen und aristokratische Manieren noch mehr galten als Dollars. In diesem Reich war Caroline Astor Königin, und solange der vulgäre Familienpatriarch Cornelius lebte, hatten die Vanderbilts bei ihr keine Chance. Doch kaum war er ins Grab gesunken, nahm Alva die Belagerung der Burgfeste auf. Es dauerte Jahre, aber schließlich ließ Mrs. Astor die Zugbrücke herab.

Alva Vanderbilt stürmte die Bastion als Vorhut: noch ehe das Jahrhundert zu Ende war, konnte eine Zeitung konstatieren: "Es ist großartig, Nachfahre einer alten New Yorker Familie zu sein. Aber es ist großartiger, zehn Millionen Dollar zu haben."

Paläste in New York und an der See, ein komplett vergoldeter Salon, Aufnahme in die allerfeinsten Kreise – dafür zahlte Alva willig den Preis einer unglücklichen Ehe. Doch als ihr Mann eine Geliebte in aller Öffentlichkeit präsentierte, platzte Alva der Kragen: sie wollte die Scheidung.

So nicht!

Die Klatschpresse lief heiß. Am 5. März 1895 besiegelte die Unterschrift des Richters ihren Sieg. "Mrs. Vanderbilt ist frei", titelte eine Zeitung.

Ab jetzt begann ihr größtes Problem. Für eine Frau war eine Scheidung sozialer Selbstmord, und das galt besonders in der guten Gesellschaft von New York, die ihre Privilegien gern mit ihrer höheren Moral rechtfertigte. Keine Geschiedene durfte Caroline Astors Schwelle überschreiten, und Mrs. Astor gab noch immer den Ton an. Selbst bei ihrer Nichte hatte sie keine Gnade gekannt. Die Affären ihres eigenen Mannes ignorierte sie stoisch – der Schein musste gewahrt werden.

Vom Tag des Scheidungsurteils an war Alva Vanderbilt eine Ausgestoßene. Doch statt sich zu verstecken, forderte sie die Gesellschaft heraus: Wenige Monate später verheiratete sie ihre Tochter mit einem englischen Herzog. Sie musste die Achtzehnjährige mit Gewalt dazu zwingen, doch bei der spektakulären Hochzeit waren die großen Namen dabei.

Und ein anderer Skandal kam ihr zu Hilfe: die Scheidung von Caroline Astors Tochter. Sie zu verstoßen, brachte Mrs. Astor nicht übers Herz. Stattdessen lud sie zu einer großen Party ein und empfing die Gäste Seite an Seite mit ihrer Tochter. Damit wurden Scheidungen buchstäblich salonfähig. Alva Vanderbilt hatte wieder gewonnen.


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