26. November 1935 Max Factor eröffnet Schönheitssalon in Hollywood
Glanz und Glamour hatte Hollywood früh, aber mit der makellosen Schönheit seiner Stars und Sternchen haperte es mitunter. Im grellen Scheinwerferlicht wirkte man schnell blass und knittrig. Aber der Friseur Max Factor hatte da eine Idee und wurde zur Kosmetik-Ikone einer ganzen Ära. Autorin: Ulrike Rückert
26. November
Dienstag, 26. November 2024
Autor(in): Ulrike Rückert
Sprecher(in): Irina Wanka
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Vor dem Nachthimmel von Hollywood illuminieren Scheinwerfer den weißen Art déco-Palast in Grün, Himbeerrot und Blau, als die Gäste durch das Marmorportal strömen. Marlene Dietrich, Barbara Stanwyck, Jean Harlow – so ziemlich alle großen Stars sind da und dann noch viele andere. Rund zehntausend Menschen kommen auf ein paar Cocktails vorbei. Die spektakulärste Party, die Hollywood bis dahin erlebt hatte, war keine Filmpremiere und keine Oscar-Feier: Am 26. November 1935 eröffnet Max Factor sein neues Make-up-Studio und, in seinen Worten, die großartigste Kosmetikfabrik der Welt.
Wangen rosa, Lippen rot
Max Factor ist damals selbst eine Zelebrität – Hollywoods Make-up-Magier. Er kreiert den Herzmund von Stummfilmstar Clara Bow und die Smokey Eyes von Marlene Dietrich. Und auch die Filmgötter und -göttinnen, die er nicht selbst schminkt, verdanken bald ihre Leinwandgesichter seinen Farbtuben und Pudern.
1908 hatte der aus Russland eingewanderte Friseur und Perückenmacher in Los Angeles einen Barbiersalon eröffnet. Zu dieser Zeit kommen auch die ersten Filmcrews zum Drehen nach Kalifornien. Und als Hollywood vom ländlichen Vorort zur Metropole der Filmindustrie avanciert, macht sich Max Factor unentbehrlich als Perückenlieferant und Make-up-Spezialist für die Traumfabrik.
Makellos statt Klümpchen
Er verkauft nicht nur Theaterschminke an die Schauspieler, die sich anfangs noch selbst zurechtmachen und mit den groben Kontrasten des frühen Filmmaterials kämpfen, er experimentiert auch. Weil die zähe Bühnenschminke in Großaufnahmen maskenhaft wirkt, außerdem antrocknet und Risse bekommt, rührt er eine leichte Creme an. Die ist bald so begehrt, dass er sie schließlich in einer eigenen Fabrik produziert. Für jedes Problem ertüftelt er eine Lösung – flüssiges Körper-Makeup, um Scharen von Komparsen schnell mit der Sprühpistole einzufärben, wasserfeste Schminke für ein Schiffsdrama und Kunstblut im richtigen Rot für Technicolor.
Das Kino macht Make-up auch im richtigen Leben populär. Vor dem Ersten Weltkrieg riskiert eine sichtbar geschminkte Frau ihren guten Ruf, aber in den Roaring Twenties rebellieren junge Frauen mit Eyeliner und Lippenstift gegen das viktorianische Moralkorsett.
Max Factor verkauft seine Puder, Rouge und Lidschatten als die Kosmetik der Stars, und mit seinem Hollywood-Renommee katapultiert er seine Firma in den Rang eines internationalen Giganten in der Branche. Die Studios lassen ihn gratis mit ihren Stars werben, dafür macht er in seinen Anzeigen auch Reklame für deren neuesten Film – win-win!
Max Factor stirbt übrigens drei Jahre nach seiner grandiosen Gala-Party. Obwohl es oft behauptet wird, bekommt er nie einen Oscar. Aber einen Stern auf dem Walk of Fame, den hat der Make-up-König von Hollywood.