Bayern 2 - Das Kalenderblatt


1

28. Mai 1830 US-Präsident Andrew Jackson unterzeichnet "Indian Removal Act"

Fruchtbares Land, Weideflächen, vielleicht sogar Gold – für die Pioniere in den USA sollte es weiter gen Westen gehen. Dass dort indigene Stämme lebten, verunsicherte und störte. Präsident Jackson erließ also ein Gesetz, dass den Native Americans Zuhause und Zukunft raubte. Autorin: Justina Schreiber

Stand: 28.05.2024 | Archiv

28.05.1830: US-Präsident Andrew Jackson unterzeichnet "Indian Removal Act"

28 Mai

Dienstag, 28. Mai 2024

Autor(in): Justina Schreiber

Sprecher(in): Irina Wanka

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Make America great! Amerika groß zu machen, das bedeutete damals vor allem, für flächenmäßigen Zugewinn zu sorgen. Obwohl die östlich des Mississippi lebende indigene Bevölkerung Washington bis 1829 bereits 280.000 Quadratkilometer Land abgetreten hatte, blieb der Landhunger der Siedler und Pflanzer unersättlich. Umso populistischer wirkte das Wahlkampfversprechen Andrew Jacksons, die Enteignung der im Osten verbliebenen Ureinwohner voranzutreiben. Das wahlberechtigte Volk machte den Baumwollplantagenbesitzer und Sklavenhalter aus Nashville dann auch zum siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Wobei das wahlberechtigte Volk damals ausschließlich aus weißhäutigen Männern über 25 Jahren bestand. Dies nur nebenbei.

Vom Tellerwäscher ...

Mit Andrew Jackson hielt ein neuer Politikertypus Einzug ins Weiße Haus. Der soziale Aufsteiger, der als Kommandant der Tennessee-Miliz im letzten Unabhängigkeitskrieg die britische Armee besiegt hatte, war trotz seines Reichtums ein Held der kleinen Leute. Während seine idealistisch gesinnten Amtsvorgänger Indigene – damals Indianer – immerhin für zivilisierbar, wenn nicht gar für edel hielten, ging es Jackson um die ethnische Säuberung der amerikanischen Nation. Kaum im Amt legte er den Entwurf zu einem "Indian Removal Act" vor. Sein Landabtretungs- und Umsiedlungsgesetz wählte zwar eine beschönigende Sprache. Aber zwischen den Zeilen ließ sich unschwer erkennen: Eine humane Lösung, die die östlich des Mississippi verbliebenen 125.000 Native Americans nicht entwürdigte, sah anders aus.

Wem gehört was und wer nimmt sich?

Die Abstimmung im Repräsentantenhaus zeigte denn auch, dass knapp die Hälfte der Abgeordneten das Projekt eines staatlich beförderten Landraubs äußerst kritisch sahen. Doch die Ja-Stimmen überwogen eben. So konnte Andrew Jackson die problematische Gesetzesnovelle am 28. Mai 1830 mit seiner Unterschrift in Kraft setzen. "Scharfes Messer", wie ihn die Indigenen nannten, setzte damit eine beispielslose Vertreibung in Gang, die – wie viele befürchtet hatten - am Mississippi wahrlich nicht Halt machte. Die "frontier", die Grenze zum sogenannten "wilden Westen", schob sich immer weiter vor.

Tricksereien, Lügen, brutale Gewalt und andere Vertragsbrüche vor Ort hatten keine Konsequenzen. Der Präsident sah weg. Mit Jacksons "Indian Removal Act" offenbarte das demokratische System der USA mit seiner modernen Gewaltenteilung, dieses ausgetüftelte System von "Checks and Balances", seine Schwäche: Das Diktat einer vermeintlichen, im Zweifelsfall "dummen", manipulierten Mehrheit kann Prozesse anstoßen, die den hehren Prinzipien von Freiheit und Gleichheit zuwiderlaufen. Der schier endlose Zug der first peoples, die ihr Land gen Westen verlassen mussten und – von Krankheiten und Hunger geschwächt – auf dem "Pfad der Tränen" zu Tausenden ihr Leben verloren, stellte schon damals den Glauben an die neue, angeblich bessere Welt massiv in Frage. Als das amerikanische Volk 2017 Donald Trump zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten wählte, soll dieser ein Porträtbild von Andrew Jackson im Oval Office aufgehängt haben. Als ob sich Geschichte wiederholen könnte.


1