Kalenderblatt Bibione wird bayerisch
Er hatte im Mitteleuropa des 10. Jahrhunderts das Sagen: Otto I. – genannt der Große. Als Otto 962 zum Kaiser gekrönt wurde, stellte er sich zudem in die Tradition Westroms, aus der das Heilige Römische Reich deutscher Nation entstand. Teil davon, dem Herzog von Bayern unterstellt: Bibione. Autor: Markus Mähner
07. August
Mittwoch, 07. August 2024
Autor(in): Markus Mähner
Sprecher(in): Christian Baumann
Redaktion: Frank Halbach
Eigentlich haben wir´s ja schon immer gewollt: München, die nördlichste Stadt Italiens! Ein Bayerischer Mittelmeerzugang...
Tatsächlich wurde dieser Traum bereits einmal wahr. Allerdings war München da noch weit davon entfernt Hauptstadt zu sein. Überhaupt: München, 1158 erstmals urkundlich erwähnt, war noch gar nicht. Denn wir sprechen vom Jahr 952: Damals, am 7. August wurden die Lagunen östlich von Bibione bis hin nach Triest dem Herzogtum Bayern zugeschrieben.
Großer Ärger
Und das kam so:
Otto, der Erste - auch genannt der Große - Herzog von Sachsen, König des Ostfrankenreichs, später König von Italien und dann sogar römisch-deutscher Kaiser und Stellvertreter Gottes auf Erden, der sogar den Papst bestimmte - also richtig GROSS!!! Jener Otto hatte im Jahr 951 Probleme mit Berengar dem Zweiten, Markgraf von Ivrea. Denn jener Berengar hatte Adelheid von Burgund am Gardasee in einen Turm sperren lassen, nachdem die sich weigerte seinen Sohn zu heiraten. Bis dahin war sie mit Lothar dem II., König von Italien, verheiratet. Da Lothar allerdings noch recht jung war, regierte eigentlich Berengar und im Jahr 950 starb der 22jährige Lothar überraschend - man munkelt Berengar hätte nachgeholfen! Adelheid aber rief Otto - also den Großen Otto - zu Hilfe. Der zog sogleich mit einem Heer an, besiegte Berengar, heiratete stante pede die gut 20 Jahre jüngere Adelheid selbst und ließ sich zum König der Langobarden erklären. Ohne Krönung, hatte er nicht nötig!
Große Gnade
Otto aber wäre nicht wirklich groß gewesen, wenn er nicht auch Milde hätte walten lassen können. So ließ er Berengar im darauffolgenden Jahr, eben in jenem August 952, als seinen persönlichen Vasallen zum Reichstag zu Augsburg zitieren. Der tauchte auf und bekam als Zeichen gegenseitiger Verpflichtung das Königreich Italien. Wer ko, der ko - damals schon!
Allerdings musste er - und jetzt kommen wir zu Bibione - die Markgrafschaft Verona, damals praktisch ganz Nordostitalien, an Heinrich den Ersten, Herzog von Bayern und jüngeren Bruder von Otto, abgeben.
Mit Heinrich und Otto jedoch war es auch nicht so harmonisch, wie das nun scheint. Denn schon im Jahr 938, noch keine zwanzig Jahre alt, verschwor sich Heinrich gegen Otto, da er selber König werden wollte. Wenige Jahre später, zu Ostern 941, versuchte er sogar seinen großen Bruder zu ermorden. Wiederrum erfolglos, woraufhin er in Ingelheim bei Mainz gefangen gehalten wurde. Doch Otto wäre nicht wirklich groß, wenn er ihn nicht bereits zu Weihnachten - natürlich nach reuevoller Buße Heinrichs - begnadigt hätte, ihm Judith von Bayern als Ehefrau vermittelte und ihn somit zum Herzog von Bayern machte und letztendlich 952 auch noch den bayerischen Meerzugang verschaffte!
Das währte allerdings nicht lange. Denn Heinrichs Sohn, Heinrich II., wegen seiner wohl angeborenen Laune auch "der Zänker" genannt, verlor 976 den Meerzugang wieder - nachdem er sich mit Otto II., Sohn von Otto dem Großen, angelegt hatte.
Was soll man da sagen? Streit in der Familie!