22. Juni 1906 Billy Wilder geboren
21-mal war Billy Wilder für einen Oscar nominiert und sechsmal erhielt er einen. Immer wieder wurde er nach dem Geheimnis seines Erfolgs gefragt: "Mr. Wilder, ist es erforderlich, dass ein Regisseur auch gut schreiben kann?" "Nein, aber es hilft, wenn er lesen kann!" Autorin: Katalin Fischer
22. Juni
Dienstag, 22. Juni 2021
Autor(in): Katalin Fischer
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Ein wildfremder Mann, nur mit einer Unterhose bekleidet, stürmt in Billys Zimmer.
Voilá, der Beginn einer großen Karriere! Der Unterhosenmann ist aus dem Schlafzimmer der Nachbarin geflüchtet, und muss nun wohl oder übel seinem Retter ein Drehbuch abkaufen. Der Herr in Unterhosen war nämlich Boss einer Filmgesellschaft, und der junge Billy Wilder wollte zum Film.
"Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes…"
Nach diesem fulminanten Auftakt konnte denn auch kommen was wollte - Nazis, Todesgefahr, Vertreibung - ihn konnte nichts mehr aufhalten. Wie ein Komet glühte er am Filmhimmel.
Nur stürzte er nicht so schnell ab. Sondern produzierte über fünfzig Jahre lang Filme, die bis heute unvergessen, viele sogar legendär sind: der Drehbuchautor, Filmregisseur und Produzent Billy Wilder, geboren am 22. Juni 1906. Über sechzig Filme, einundzwanzig Oscarnominierungen, sechs Oscars. Als er 1961 für "Das Apartment" drei Oscars bekam - für Produktion, Drehbuch und Regie -, stieg er in einen Götterhimmel auf, wo außer ihm nur noch sieben weitere Regisseure weilten.
Sein Leben war, wie das vieler Künstler damals, insbesondere der jüdischen, rastlos: von seiner K-und-K-Geburtsstadt aus ging es nach Wien, von dort nach Berlin und dann… Aber gemach. In Berlin also verkaufte er sein erstes Drehbuch, da war er 21. Kurz darauf schrieb er schon eines für Kästners "Emil und die Detektive" und weitere Filmklassiker.
"Du sollst nicht langweilen!"
Dann kam das Terrorregime, die kulturelle Verwüstung. Nächste Station also Paris, Hotel Ansonia, Anlaufstelle für alle Gestrandeten, Hoffnungslosen und Verzweifelten. Doch Wilder war die Lichtgestalt unter ihnen, immer schick, immer optimistisch.
Und voilá: er dreht seinen ersten Film! Gleich mit einem Star, Danielle Darieux. Und ein Jahr später holte ihn Hollywood. Wilder legte los und schwebte von Erfolg zu Erfolg. Es gib drei Regeln beim Film, sagte er: Du sollst nicht langweilen, du sollst nicht langweilen, du sollst nicht langweilen!
1959 drehte er "Manche mögen‘s heiß", mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon. Die Monroe war anstrengend, kam immer zu spät, konnte ihren Text nicht. Nur wegen ihr verlängerte sich die Drehzeit um 20 Tage. Sollte sie etwa sagen: Ich bin‘s, Sugar! rief sie stattdessen zehnmal: Sugar, ich bin´s! Wilder war dennoch hochzufrieden, wiewohl auch etwas ratlos, ob er noch einmal mit ihr arbeiten sollte. Sein Therapeut meinte dazu: Sie sind zu alt und zu reich, um sich das noch anzutun!
"Manche mögen‘s heiß" gilt bis heute als die beste amerikanische Komödie aller Zeiten und steht auch auf der Liste der insgesamt besten Filme ganz oben. Doch der ungekrönte Komödienkönig konnte auch anders: sein Drama "Sunset Boulevard" ist ein tragischer Klassiker der Filmgeschichte, während des Krieges drehte er Aufklärungsstreifen gegen die Nazis und nach dem Krieg einen Dokumentarfilm über das Vernichtungslager Bergen-Belsen. Auch für "Schindlers Liste" stand er eine zeit lang zur Debatte.
Unsterblich aber wurde Billy Wilder durch seine Komödien. Sein Motto lautete: Wenn du die Wahrheit sagen willst, sei komisch! Sonst bringen sie dich um!