Das Klima im Garten Eden ist offenbar recht mild gewesen. Erst nach dem Sündenfall nämlich ist Adam und Eva aufgefallen, dass sie nackt waren. Verschämt begannen sie, aus Blättern Kleider zu basteln. Und das war der Anfang vom ganzen Elend. Seitdem wird die Menschheit beherrscht von der Tyrannei der Mode. Aus unerfindlichen Gründen wird der weibliche Körper dabei besonders zum Opfer. Täglich werden Millionen von Frauenfüßen in hochhackige Schuhe gezwängt, die zwar vielleicht optisch die Beine verlängern, jedoch jeden normalen Gang unmöglich machen.

Korsett ruiniert Gesundheit

Noch schlimmer ist es der weiblichen Taille ergangen: Ein Korsett, straff geschnürt, sorgte für jene Schmalheit, die angeblich hoch erotisch wirkt auf das Auge des männlichen Betrachters. Wie weit das stimmt, ist die Frage. Fest steht, dass das Korsett die Gesundheit mehrerer Frauengenerationen ruiniert hat. Das Ungetüm aus Metall und Fischbein macht jedes entspannte Sitzen unmöglich und erlaubt nicht mal einen tiefen Atemzug. Doch gerade dadurch erhöhte es einst die Chancen seiner Trägerin auf dem Heiratsmarkt: An der Seite eines blassen Mädchens, das permanent an Atemlosigkeit litt und bei jeder Gelegenheit in Ohnmacht fiel, konnte sich auch noch der erbärmlichste Wicht in dem Bewusstsein sonnen, groß, stark und tapfer zu sein.

Blaustrümpfe tragen "Bloomers"

Entsprechend empört reagierte die Männerwelt, als Mitte des 19. Jahrhunderts einige amerikanische Frauenrechtlerinnen dem Korsett den Kampf ansagten. Die Waffe der Blaustrümpfe hieß "Bloomers". Locker fallende Hosen, die an den Knöcheln zusammengefasst waren und unter kniekurzen Röcken getragen wurden, dazu ein anliegendes Oberteil ganz ohne Korsett. Ihren Namen hatten sie nach der Journalistin Amelia Bloomer, geboren am 27. Mai 1818. Sie präsentierte die Reformkleidung in ihrer Frauenzeitschrift "The Lily", betonte dabei jedoch stets, dass nicht sie, sondern ihre Mitstreiterin Elisabeth Miller die Erfinderin sei. Nun klingt "Millers" vielleicht nicht ganz so schön wie "Bloomers", genau genommen jedoch ist wohl weder die eine noch die andere die Erfinderin des Kleidungsstückes. In Europa nämlich hatten sich mutige Damen bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Pumphosen gezeigt, die unter kurzen Röcken getragen wurden.

Inspiriert war das Ganze von der Frauentracht im Orient, der damals gerade schwer in Mode war. Die westliche Frauenwelt allerdings musste sich schon bald wieder verabschieden von der komfortablen Weite der "türkischen Hosen". Wer sie trug, wurde mit den stärksten Waffen der Modewelt vernichtet, nämlich mit Spott und Hohn. Ihnen sind auch die "Bloomers" zum Opfer gefallen. Nachdem sie 10 Jahre lang das Thema zahlreicher Karikaturen und Witze gewesen waren, erklärte Amelia Bloomer ihren Vorstoß für gescheitert.

Die Hose zum Turnen

Ganz so aber war es dann doch nicht. In der Kindermode nämlich haben die Bloomers noch lange überlebt: Wie alte Fotografien zeigen, trugen Mädchen fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lange Pumphosen unter kurzen Röcken. Und dann ... dann begann zu aller Überraschung der wirkliche Siegeszug der Bloomers: die Frauenhosen erwiesen sich nämlich als ideale Kleidung zum Turnen. Sogar in Japan haben Mädchen beim Schulsport schwarze Bloomers getragen - Buruma, wie sie bis heute dort heißen. Mittlerweile sind die japanischen "Buruma" Attribut einer Lolita-Mode und haben geradezu Kult-Charakter bekommen. Natürlich in einer sehr engen, kurzen und hoch erotischen Variante.