11. Juni 1871 Die Hayden-Expedition startet
Die Hayden-Expedition brach mit sieben Wagen nordwärts auf, ins Yellowstone-Gebiet. Berichte über Geysire und andere vulkanische Phänomene hatte man bis dahin für unglaubwürdige Märchen gehalten. Autor: Markus Mähner
11. Juni
Montag, 11. Juni 2018
Autor(in): Markus Mähner
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Und da will nochmal jemand sagen, Kunst könne nichts ausrichten!
Nehmen wir zum Beispiel folgendes Gemälde: In der Mitte des Bildes eine tief eingeschnittene Schlucht. Weit hinten, an ihrem Ende, thront ein gewaltiger Wasserfall. Zur Rechten: Steintürme, die anscheinend über mehrere hundert Meter in den Himmel schießen. Links wird die Schlucht von bewaldeten Flanken begrenzt. Von oben naht ein Vogel, der anscheinend nach Beute suchend herabblickt. Auch im Vordergrund spähen zwei Gestalten in die Ferne. Sie sind allerdings mehr von der atemberaubenden Schönheit der Natur ergriffen als von der Suche nach Nahrung getrieben. Ein wenig entfernt: Weitere Männer, von denen einer auf die Pferde aufpasst, während ein anderer anscheinend eine Karte studiert.
Gemalt hat dieses Bild der amerikanische Künstler Thomas Moran und einer der im Bild dargestellten Männer ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Ferdinand Vandeveer Hayden, Geologe und Leiter der Expedition in diese ungebändigte Natur.
Die nach ihm benannte Hayden-Expedition startete am 11. Juni 1871 und hatte das Yellowstone-Gebiet im heutigen Bundesstaat Wyoming zum Ziel. Thomas Moran, der Hayden begleitete, ist neben dem Fotografen William Henry Jackson wohl der wichtigste Mann für die heutige Bedeutung der Expedition. Denn die Bilder, die sie von der Reise mitbrachten, beeindruckten die Mitglieder des US-Parlaments damals so stark, dass im folgenden Jahr das Gebiet zu einem Nationalpark erhoben wurde. Indes, der Begriff "Nationalpark" war damals etwas neues, denn der Yellowstone-Nationalpark war der weltweit erste seiner Art.
Die "ungebändigte Natur" sollte jedoch lediglich vor Goldsuchern, Siedlern und Trappern geschützt werden. Denn das hauptsächliche Ziel war es, einen – Zitat: "Öffentlichen Park oder Vergnügungspark zur Wohltat und zum Vergnügen der Menschen" zu schaffen. Der größte Unterstützer der Nationalpark-Idee war übrigens die Northern Pacific Railway.
Ihre Extrazüge der neu erschaffenen "Wonderland Route" brachten JEDEN bis an den Rand des gelobten Landes - allen voran Wildnishungrige Ostküstler, deren Herz nach Abenteuer, "ungebändigter Natur" und dem anscheinend jedem US-Amerikaner innewohnenden Drang nach Westen dürstete. Die Eisenbahnstrecken, die die voneinander weit entfernten Metropolen der USA verbinden, wurden somit deutlich besser ausgelastet. Eine Win-win-Situation!
Und damit die angebliche Wildnis auch den gewünschten Vergnügungsfaktor mit sich brachte, mussten auch die Indianer ferngehalten werden – obwohl sie seit mehr als 10.000 Jahren dort siedelten und somit auch so etwas wie "ungebändigte Natur" darstellten. Das wirkte sich allerdings negativ auf das ökologische Gleichgewicht des Parkgebiets aus. Denn die Indianer waren natürliche Feinde des Wapitis, einer Rothirsch-Art, die nun immer zahlreicher wurde und für zahlreiche Verbissschäden an Bäumen sorgte.
Deswegen zieht das Management des Nationalparks neuerdings in Betracht die Natur im Park nicht mehr komplett "ungebändigt" zu lassen. Alternativ soll nun etwas anderes berücksichtigt werden - Zitat: "Indianisches Land-Management".