Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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25. August 1769 Die Malerin Adélaïde Labille heiratet

Stand: 25.08.2022 | Archiv

25.08.1769: Die Malerin Adélaide Labille heiratet

25 August

Donnerstag, 25. August 2022

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Der Knabe auf dem Bild versucht sehnsüchtig, sich an der Mutter hochzuziehen, ihren Blick zu erhaschen. Doch sie hat das Gesicht dem Betrachter zugewandt. Auf dem herzförmigen Mund der Anflug eines Lächelns, in den Augen Traurigkeit.

Von der Lieblingstochter des Königs zur depressiven Herzogin

Louise Elisabeths Leben war geprägt von Zwang und Unterwerfung, wie bei so vielen Frauen jener Zeit. Ihr Vater, König Ludwig XV. von Frankreich, hatte sie erst als Lieblingstochter verwöhnt, um sie dann gegen ihren Willen an einen fremden Fürstenhof zu verheiraten. Da war Louise Elisabeth 12 Jahre alt. Mit 14 wurde sie zum ersten Mal Mutter, mit 32 starb sie an den Pocken. Dazwischen lagen Jahre voller Kummer und Depression.

Die Malerin Adélaide Labille-Guiard, die das posthume Porträt schuf, hatte ihr Modell nie kennengelernt. Und doch gelang es ihr, die Melancholie der unglücklichen Herzogin in ihrem Gemälde einzufangen. Adèlaide Labille-Guiard, Tochter eines Pariser Kurzwarenhändlers, wollte nicht bloß hübsche Puderköpfchen auf Leinwand pinseln. Sie hatte eine Mission: mehr Rechte für Frauen.

Eine Frau schafft den Durchbruch

Mit 14 gebar Adélaide nicht ihr erstes Kind, sondern nahm Unterricht in Malerei. Im Hause des Miniaturmalers François-Elie Vincent eignete sie sich das Handwerkszeug an, das sie für eine große Karriere brauchte. Und sie fand ihren Seelenverwandten. Der junge Künstler François-André Vincent war der Sohn ihres Meisters und wurde zu Adélaides wichtigstem Lehrer, zu ihrem Verbündeten und besten Freund.
Mit 20 Jahren, am 25. August 1769 heiratete Adélaide. Nicolas Guiard, einen Steuerbeamten. Warum bloß? Um versorgt zu sein? Dazu brauchte sie keinen Mann.

Adelaide gelang mit ihrem lebendigen, ungekünstelten Porträtstil der Durchbruch. Selbst Königin Marie Antoinette war begeistert. Auf ihren Druck hin wurde Adélaide Labille-Guiard in die Königliche Akademie aufgenommen. Eine unerhörte Ehre - für eine Frau. Die männlichen Kollegen geiferten, beschimpften Adélaide in neidischen Pamphleten als "sexgieriges Luder". Doch sie ließ sich nicht beirren, sondern bildete in ihrem Atelier Schülerinnen aus.

Dann kam die Revolution. Und mit ihr die Hoffnung auf mehr Rechte für Frauen! Doch die Gleichberechtigung von Künstlerinnen, für die Adélaide Zeit ihres Lebens eintrat, blieb auch diesmal aus. Stattdessen rollten unter dem grausamen Beil der Guillotine jene Köpfe, die Adélaide einst portraitiert hatte. Entsetzt von dem Terror und enttäuscht von den Menschen zog sie sich aufs Land zurück.

Doch zumindest eine Freiheit hatte die Revolution Adélaide geschenkt: sie konnte sich endlich scheiden lassen. Mit 51 Jahren heiratete sie erneut, François-André Vincent, ihren einstigen Lehrmeister, ihren Verbündeten und besten Freund.


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