13. März 1928 Elsie Mackay startet Transatlantikflug
Elsie Mackay konnte es im Auto nicht zu schnell gehen und im Flugzeug nicht hoch genug hinaus. Die junge Frau aus wohlhabender Familie konnte sich teure Abenteuer leisten, die Angst ihres Vaters um sie wischte sie beiseite. Auch als der vom Flug über den Atlantik abriet. Autorin: Ulrike Rückert
13. März
Mittwoch, 13. März 2024
Autor(in): Ulrike Rückert
Sprecher(in): Irina Wanka
Redaktion: Susi Weichselbaumer
"Rätsel um Atlantikflug!" - "Geheimnisvollster Flug in der Geschichte der Luftfahrt!" - Beidseits des Atlantiks spekulierte die Presse über ein Flugzeug, das am Morgen des 13. März 1928 von einem abgelegenen Militärflugplatz in England gestartet war. Die Piloten hatten kein Ziel angegeben. Und wer war da eigentlich wirklich an Bord?
Zwei Wochen zuvor hatten Reporter entdeckt, dass Elsie Mackay und Walter Hinchliffe gemeinsame Flüge von diesem Flugplatz aus machten. Elsie Mackay war englischen Zeitungslesern ein Begriff, als Tochter von Lord Inchcape, dem Chef der größten britischen Reederei, und als Glamour-Version der modernen Frau, mit kurzem Haar und eigenem Kopf. Sie fuhr – meist zu schnell – einen silbernen Rolls-Royce und flog seit Jahren ihr eigenes Flugzeug. Walter Hinchliffe war wohl der erfahrenste und beste Pilot in England. Was machten die beiden hier? Die Zeitungsleute glaubten: Tests für einen Atlantikflug.
Rüber übern Teich?
Im vorigen Jahr hatte ein regelrechtes Atlantikfieber die Welt erfasst. Dutzende Flieger und ein paar Fliegerinnen wollten den Luftsprung über den Ozean schaffen. Charles Lindbergh flog von New York nach Paris und wurde zum Superstar. Auch einigen anderen gelang es noch - und etliche kamen zu Tode. Die Presse berichtete atemlos und das Publikum fieberte mit. Zwei Meilensteine blieben unerreicht: Der Flug von Ost nach West, was der Winde wegen ungleich schwieriger war, und der Flug einer Frau.
Weibliche Crew
Elsie Mackay wollte tatsächlich nach Amerika fliegen und hatte Walter Hinchliffe als Partner gewonnen. Die monatelangen Vorbereitungen hielt sie streng geheim, wegen ihres Vaters, der sich nicht scheute, sich ins Leben seiner inzwischen vierunddreißigjährigen Tochter einzumischen und alles getan hätte, um den Flug zu verhindern. Deshalb entschied sie sich auch, im März zu starten - keine günstige Jahreszeit, aber ihre Eltern waren gerade im Ausland.
Als sie Testflüge mit einem neuen Flugzeug machten, kamen ihnen die Reporter auf die Schliche, und dann trompetete ein Boulevardblatt den Plan heraus. Elsie Mackay dementierte vehement, aber am nächsten Tag war die Geschichte in allen Zeitungen. Sie wäre nun gern gleich gestartet, aber es stürmte und schneite.
Eine Woche später war das Wetter gut. Walter Hinchliffe meldete einen anderen Piloten, Gordon Sinclair, als Copiloten an und hob ab wie zu einem weiteren Test. Aber er kam nicht zurück. Aufregung brach aus. War er auf dem Weg nach Amerika? Ja, bestätigte ein Freund am Nachmittag. Und war tatsächlich Gordon Sinclair im Flieger oder doch Elsie Mackay? Letztere.
Am Zielflugplatz in New York warteten tausende Neugierige - vergeblich. Das schwarzgoldene Flugzeug kam nicht. Auch nicht am folgenden Tag, und am dritten erlosch die Hoffnung. Im April gelang zwei Deutschen und einem Iren der erste Flug von Ost nach West. Im Juni flog Amelia Earhart als erste Frau über den Atlantik, als Passagierin, aber sie wurde dennoch weltberühmt, und vier Jahre später flog sie ganz allein.
Im Dezember spülte das Meer ein Wrackteil von Elsie Mackays Flugzeug an die Küste von Irland. Eine andere Spur fand sich nie.