14. Februar 1908 Erster Skilift der Welt eröffnet
Den ersten Skilift der Welt baute der Gastwirt Robert Winterhalder in Schollach bei Eisenbach im Hochschwarzwald. Betrieben wurde er mit Wasserkraft über ein Mühlrad. Die Idee zur Drahtseilbahn stammte von einem selbstgebauten Seilzugsystem für den Transport von Getreide und Mehl. Autor: Thomas Grasberger
14. Februar
Mittwoch, 14. Februar 2024
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Frank Halbach
Nun ist das Kalenderblatt ja bekanntlich keine Märchensammlung, sondern ein Format für akribisch recherchierte, kurze Texte, die sich in jeder Hinsicht den journalistischen Tugenden von Wahrhaftigkeit und Sorgfalt verpflichtet fühlen. Dennoch wollen wir heute – und das nur ganz ausnahmsweise – einen märchenhaften Einstieg wählen.
Es war einmal ...
"Es war einmal ... im deutschen Mittelgebirge...ein schneereicher Winter." Zugegeben, das ist eine höchst wundersame Begebenheit, um nicht zu sagen, ein voll krasses Märchen!
Bedenkt man allerdings das ganze Setting unserer kleinen Geschichte, erscheint sie nicht mehr ganz so fantastisch. Sie spielt nämlich im Hochschwarzwald des Jahres 1908. Von Klimawandel war seinerzeit noch keine Rede, und es gab reichlich Schnee in kalten Wintern. Die Tannenspitzen waren weiß, die Luft war rein und die Kurgäste, die waren stets zufrieden und heiter, wenngleich mitunter etwas kurzatmig. Denn im Hochschwarzwald, der Name deutet es an, geht´s manchmal hoch hinauf. Und auch wieder hinunter. Perfekte Bedingungen also fürs Ski- und Schlittenfahren. Allerdings waren unter den Kurgästen damals viele Asthmatiker aus den Feinstaub geplagten Metropolen Deutschlands, vorzugsweise aus dem Kohlenpott, also dem Ruhrgebiet. Für diese schwer schnaufenden Freunde des Mittelgebirges war es verständlicherweise etwas beschwerlich, bergauf durch den Schnee zu stapfen. Skilifte aber gab es noch keine.
Was den Land- und Gastwirt Robert Winterhalder aus Schollach im Hochschwarzwald zum Nachdenken brachte. Seit 1904 beherbergten die Winterhalders in ihrer schmucken Bauernhof-Pension Kurgäste.
Und weil der Gast König war, gab´s nicht nur Balkone und Wintergarten und Eichenparkett in der Stube, sondern sogar eine "öffentliche Fernsprechstelle im Hause". Alles picobello also. Nur die leidige Ski- und Rodelfrage, die blieb unbeantwortet.
Die Erfindung des Schlepplifts
Doch Robert Winterhalder war nicht nur Wirt, sondern auch Müller. Und bestimmt war er alles andere als ein fauler Mensch, aber das Schleppen von Getreidesäcken, das war ihm schon immer auf die Nerven gegangen. Deshalb machte der findige Tüftler aus seiner Faulheit eine Tugend und fand eine technische Lösung. Er spannte ein Endlosdrahtseil von der Mühle zum Hof und, angetrieben von der Wasserkraft vorm Haus, transportierte fortan die "Aufzugshilfe" alle schweren Lasten. Was aber mit Mehlsäcken geht, dachte sich der schlaue Schwarzwälder, müsste doch eigentlich auch mit Touristen klappen. Zwei Jahre lang plante der Gastwirt vor sich hin, bevor er schließlich fünf Holzstützen in den Berghang rammte und abermals ein Endlosseil spannte, das vom Mühlrad angetrieben wurde. Und siehe da, sie lief, die "kontinuierlich sich bewegende Drahtseilbahn mit Anhängevorrichtungen für Rodler und Skiläufer". Der Schlepplift war erfunden! Und Winterhalders kurzatmige Kurgäste waren begeistert. Am 14. Februar 1908 hielten sich die ersten an den Holzgriffen fest und ließen sich die 280 Meter den Berghang hinaufziehen. Das Wintersportmärchen nahm seinen Lauf: Rauf und runter, immer munter. Bis in unsere Tage. Das heißt, sofern Schnee liegt. Ach ja, es war einmal ...