8. Februar 1960 Erster Spatenstich am Walk of Fame
Kann man mit einem kostbaren Bürgersteig den Ruf einer ganzen Straße retten? Mit Messingsternen, rosafarbenem Terrazzo, Palmen und Straßenbeleuchtung? Man kann! Zumindest in Hollywood. Autorin: Anja Mösing
08. Februar
Dienstag, 08. Februar 2022
Autor(in): Anja Mösing
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Sorgenfalten! Grimmige Gesichter! Wohlgenährte Männer in eleganten Anzügen, alle eingenebelt von Zigarren-Qualm. So würde sie wohl aussehen, in einem alten, noch in schwarz-weiß gedrehten Kinofilm: die Szene, in der diese clevere Idee geboren wurde. Eine Idee aus Verzweiflung!
Das berühmteste Viertel von Los Angeles
Denn in den 1950er Jahren waren die Mitglieder der rührigen Handelskammer von Hollywood tatsächlich mehr als unzufrieden. Bisher war es Jahrzehntelang nur aufwärts gegangen mit ihrem schönen Stadtviertel. Was war hier schon groß gewesen, in Hollywood? Früher, bevor sie zusammen mit den Filmleuten hergekommen waren?
Ein Vorort von Los Angeles war es gewesen: Erst die Filmindustrie hatte dieses Fleckchen Erde wirklich entdeckt: Sonne satt, kein wankelmütiges Wetter und ein Licht – wie in Italien! Schon im Stadtviertel nebenan liegt der Strand. Dazu hat Hollywood sanfte Hügel und eine Ebene, in der es sich nach Herzenslust bauen lässt.
Ja! Los Angeles konnte froh sein, Hollywood im Jahr 1910 eingemeindet zu haben. Es war L.A.s berühmtestes Stadtviertel geworden.
Und waren nicht 80 Prozent der weltweiten Filmindustrie schon seit den goldenen Zwanzigern hier zuhause? Warner Brothers, Columbia, Paramount, Metro-Goldwyn-Mayer und wie sie alle heißen.
Und waren es nicht Geschäftsleute aus Hollywood, die den Hunderten von Kinofilmen, die hier in den guten Zeiten Jahr für Jahr produziert wurden, einen Kino-Palast nach dem anderen erbaut hatten? Gebäude, die wirklich Glamour verbreiten!
Ob im ägyptischen Stil, mit riesigen Hieroglyphen in den Außenmauern, oder im Art Deco, wie im Pantages, wo die Oskars verliehen wurden, oder im Graumann‘s Chinese Theater, wo Stars und Fans wie in einem fernöstlicher Tempel empfangen werden: mit kupfernem Pagodendach, riesigen Schnitzereien und Tempelglocken.
Hineingeströmt waren die Besucher in die vielen Kino-Tempel am Hollywood Boulevard! Und nun sollte das alles untergehen? Nur weil das Fernsehen aufgetaucht war? Plötzlich schaute das Publikum Filme lieber zuhause und auf dem Boulevard eröffneten in ehrwürdigen Kinos Strip-Lokale. Es musste gehandelt werden!
Sterne für Stars
Wer in die Hauptstraße Hollywoods kommt, soll daran erinnert werden, welche Stars für den Wohlstand von ganz Los Angeles gesorgt haben: ob in der Weltwirtschaftskrise oder im Zweiten Weltkrieg.
Das Graumanns hatte es vorgemacht: Im Vorhof des Kinopalastes durften Stars Fuß- und Handabdrücke im feuchten Zement hinterlassen.
Um Ruhm und Ehre des Hollywood Boulevard zu retten, wäre das aber nicht prachtvoll genug. Stolpern könnte man auch! Es braucht Sterne mit Namen der Film-Diven und Helden darin. So wie es sie oben an der Decke vom Speisesaal des ruhmvollen Hollywood Hotel längst gab.
Die Idee für einen Bürgersteig, glamourös wie die Geschichte seines ganzen Viertels war geboren.
Sieben Jahre später, nach viel stadtpolitischem Hin- und Her wird am 8. Februar 1960 endlich der erste Spatenstich für den heute weltberühmten Hollywood Walk of Fame gemacht. Welche Filmgröße dort einen Messingstern bekommt, mitten in kostbarem, rosafarbenen Terrazzo, das wird bis heute aufwendig abgestimmt.