5. September 1985 Freddie Mercury feiert seinen 39. Geburtstag in München
Freddie Mercury und die britische Rockband-Queen produzierten viele Welthits in München. Leadsänger Freddie liebte die hiesige Schwulenszene. Hier feierte er denn auch seinen 39. Geburtstag, ein legendäres Fest, auf dem das Kultvideo zum Hit "Living on my own" produziert wurde. Autorin: Brigitte Kohn
05. September
Montag, 05. September 2022
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Der Abend des 5. September 1985 ist spätsommerlich warm, und die schrillen Gestalten, die auf den Münchner Travestieclub Old Mrs. Henderson zueilen, müssen nicht frieren. Nicht die Lederkerle, die sich die Hose am Hintern herzförmig ausgeschnitten haben, auch nicht die Burschen in Strapsen und Glitzerfummel und auch nicht die Frauen im knallkurzen Mini. Dem menschlichen Zebra im Ganzkörperkunstfell, das sich ebenfalls unter die Gäste mischt, dürfte es bald zu heiß werden. Denn im Henderson steigt, unter dem Motto Schwarz-Weiß, eine wilde Orgie, die in die Stadtgeschichte eingehen wird. Freddie Mercury, Leadsänger der britischen Rockband Queen, hat zu seinem 39. Geburtstag geladen: in Harlekinhose und Uniformjacke samt Glitzerorden über der behaarten Brust.
Bunt und happy, dieser Birthday
Freddie lässt es gern und häufig krachen, und ganz besonders gern in München, wo er zwischen 1979 und 1985 Dauergast ist. In den hiesigen Musicland-Studios produziert Queen jene Hits, die der Band zu Weltruhm verhelfen. Die etwas behäbige Atmosphäre der bayerischen Landeshauptstadt beflügelt Mercurys Kreativität. Hier kann er entspannt durch die Straßen laufen, ohne dass Passanten gleich hysterisch werden. Und die Schwulenszene rund um das Gärtnerplatzviertel hat Weltruf wie die in New York oder San Francisco und ist gleichzeitig geerdeter, gemütlicher.
Dahoam
Wenn Freddie mit seiner guten Freundin, der Schauspielerin Barbara Valentin, unterwegs ist, in Szene-Kneipen mit Namen wie Deutsche Eiche, Ochsengarten, Teddy Bar, My Lord oder Pimpernell, sind sie für alle einfach die Bärbl und der Fredl.
Man bringt dem Weltstar bayerische Kraftausdrücke bei und drückt ihm morgens beim Aufräumen schon mal den Besen in die Hand. Und sein Lebensgefährte Winnie Kirchberger, der Wirt und Koch vom Sebastianseck, bei dem Freddie jahrelang wohnt, verköstigt ihn regelmäßig mit Schweinshaxe.
Freddie weiß Fürsorge zu schätzen, und deshalb schenkt er Winnie vor der Party einen Brillantring im Wert von 20 000 Mark. Obwohl er gar nicht Geburtstag hat, dafür aber eine gewaltige Kröte zu schlucken: Freddies neuen Liebhaber, Jim Hutton aus London, extra eingeflogen ohne vorherige Absprache mit Winnie. Freddie ist niemals treu, erwartet das aber von seinem Partner, was regelmäßig für Zündstoff sorgt.
So auch in dieser Partynacht. Beim Anblick seines Rivalen reißt sich der wütende Kirchberger das Schmuckstück vom Finger, es fällt zu Boden und bleibt unauffindbar im Getümmel, jedenfalls für den Eigentümer. Gastgeber Mercury wirkt danach etwas mitgenommen und verschläft einen großen Teil des Fests im Nebenzimmer. Vorher aber hat er noch das Video zu seinem Hit "Living on my own" abgedreht. Ein Filmteam hat die Chance genützt, Freddie in der brodelnden Atmosphäre performen zu lassen. Das Video wird Kult. Heute mag es manchen etwas melancholisch stimmen, denn es erinnert an eine Zeit, in der es noch kein Internet und keine Dating-Apps gab und in der das Gärtnerplatzviertel, heute auch bei wohlhabenden Familien sehr beliebt, noch eine richtig wilde Partymeile war.