3. November 1798 Gesetz zum DINA4-Format verabschiedet
Manche Dinge sind genial einfach. Und vielleicht gerade deshalb brauchen sie solange, bis sie sich allgemein durchsetzen. Beispiel: Das DIN A4-Format. Rechnerisch logisch, aus Büroperspektive mehr als brauchbar – aber irgendwie wollte es zunächst keiner so richtig haben. Autorin: Silke Wolfrum
03. November
Mittwoch, 03. November 2021
Autor(in): Silke Wolfrum
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Sind sie dann endlich da, greift man sich an den Kopf und denkt: Wieso hat das bloß so lange gedauert? Es wäre doch zum Beispiel ziemlich sinnvoll, wenn Schulkinder in allen Bundesländern gleiche und damit vergleichbare Schulabschlüsse machen könnten, das Gleiche lernten, ja vielleicht sogar die gleichen Schulbücher benutzen würden, sodass ein Umzug innerhalb Deutschlands nicht einer Reise zum Mond gliche. Doch davon sind wir weit entfernt. Nichtsdestotrotz: Ein Anfang ist gemacht! Immerhin sind alle Schulhefte deutscher Schüler schon mal gleich groß: DIN A4 oder DIN A5, der Zeichenblock DIN A3. Genial!
Ein Anfang ist gemacht
Die Idee zur heutigen DIN-Norm hatte der berühmte Mathematiker und Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg bereits im Jahr 1786. Schlappe 150 Jahre später war seine Norm in ganz Deutschland dann auch schon verbindlich. Es hätte natürlich auch noch schneller gehen können, wäre das Gesetz, das am 3. November 1798 in Frankreich erlassen wurde, nicht in Vergessenheit geraten. In diesem Gesetz wurden nämlich Papierformate vorgeschrieben, die den heutigen DIN-Formaten ziemlich ähnlich waren. Aber wie gesagt, man vergaß das Ganze wieder. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit.
Über drei Ecken… zu einer viereckigen Form
Erst im 20. Jahrhundert schafften die DIN-Formate einen weltweiten Durchbruch und dass dank Wilhelm Ostwald und Walter Porstmann.
Wilhelm Ostwald bekam nicht nur 1909 den Nobelpreis in Chemie, er ist auch der Schöpfer des so genannten "Weltformats" für Papiergrößen, das sich zwar nicht durchsetzte, aber seinem Assistenten Walter Porstmann als Vorlage für seine dann bahnbrechende Papier-Normierung diente. Diese gilt bis heute und zwar tatsächlich – fast – weltweit. Ihr Erfolg lässt sich nach wie vor in die bereits von Lichtenberg aufgetane Formel fassen 1: √2. Dank dieser Formel ist folgendes fast an Zauberei grenzende Falterlebnis möglich: Knickt man ein DIN A0-Blatt in der Mitte einmal, bekommt man zwei DIN A1-Blätter. Faltet man eines davon in der Mitte ein zweites Mal, entstehen zwei DIN A2-Blätter. Eines davon ein drittes Mal gefaltet, ergeben sich zwei DIN A3-Blätter und faltet man so eines ein viertes Mal, dann haben wir das uns allen bekannte DIN A4-Blatt. Wofür die vier steht, ist hiermit erklärt. DIN wiederum bedeutet nichts Anderes als Deutsches Institut für Normung. Es wurde 1919 gegründet und steht seitdem für deutsche Ordnungsliebe. Ach, wenn doch alles in der Welt so einfach und logisch wäre!
Dank des leidenschaftlichen Einsatzes von Ostwald und Porstmann passt unser Schreibpapier nun also in jedes Briefkuvert, in jeden Drucker, Kopierer und Ordner. Anfangs gab es natürlich wie immer Widerstand, manch einer hielt das neue Papierformat für unschön oder nörgelte aus anderen Gründen herum. Doch die deutschen Behörden sträubten sich nicht. Vielleicht hat den einen oder anderen auch folgender Werbespruch überzeugt:
"Wie ich dir, so du mir, schreibe auf Format A4"
Einmal wird also auch der Tag kommen, an dem alle deutschen Schüler das gleiche Abitur schreiben dürfen – natürlich auf DIN A4.